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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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verknallt, total verschossen, völlig gaga, hast rosa Herzchen in den Pupillen. Und du bist nervös und fragst dich schon den ganzen Vormittag, ob es ihm genauso geht. Aber jetzt bist du wahrscheinlich überglücklich, weil er dir schreibt, dass er dich natürlich liebt und sich nach dir verzehrt.«
    Ich wende mich mit einem verschmitzten Lächeln von Tom ab, der übertrieben mit den Wimpern klimpert.
    »Erwischt«, sage ich, »du solltest lieber Wahrsager werden, damit kannst du sicherlich mehr verdienen.«
    Lukas hat zwar nicht geschrieben, dass er in mich verliebt ist, sondern nur, dass er sich riesig darauf freut, mich wiederzusehen, aber das macht nichts. Er hat es mir gestern Abend gesagt und jedes Mal, wenn ich daran denke, macht mein kleiner Schmetterling einen aufgeregten Flügelschlag und lässt alles in mir kribbeln, als würde er Brausepulver verstreuen. Mir geht es gut. Richtig gut. Und jetzt, nachdem ich Lukas’ SMS gelesen habe, geht es mir noch viel besser. Ich fühle mich lebendig und so voller Energie, dass ich am liebsten gleichzeitig rennen, hüpfen, schreien und tanzen möchte. Wenn Flo mich jetzt so sehen könnte – er wäre bestimmt mindestens so glücklich wie ich. Es ist unglaublich: Die Welt ist heute eine andere als gestern.
    »He, warum stehst du so faul herum?«, rufe ich Tom gut gelaunt zu und klatsche auffordernd in die Hände, wie er es gerne tut, wenn er mich herumkommandiert. »Los, hier soll schließlich in einer Stunde geheiratet werden. Wo sind die Blumen für die Tische?«

Lukas
    Nachdem ich geduscht und im Internet ein paar Nachrichten aus Rom und über unsere Firma gelesen habe, die mich nicht gerade vor Freude umgehauen haben, beschließe ich, einfach schon etwas früher in die Stadt zu gehen und mich abzulenken. Es ist ein viel zu schöner Tag, um in Grübeleien zu versinken, und plötzlich verspüre ich einen Heißhunger nach Farben, Eindrücken und Geräuschen.
    Draußen ist es so warm, dass ich meine Jacke zu Hause lasse. Die Sonne prickelt angenehm auf meiner Haut.
    Mein erster Weg führt mich, wie so oft, zu einem kleinen Autohändler direkt bei mir um die Ecke, der Gebrauchtwagen aller Art im Sortiment hat. Willis Wrackstatt. Es sind schöne Modelle darunter, vor allem die vielen Oldtimer, die wahrscheinlich oftmals nur eine ordentliche Politur und ein paar Streicheleinheiten und Geschick bräuchten, um wieder wie neu dazustehen.
    »Na, auch mal wieder da?« Ein schrullig wirkender Typ um die sechzig mit halblangen grauen Haaren und einer Zigarette im Mundwinkel kommt auf den Parkplatz geschlendert. »Wilhelm Peters, freut mich. Hab dich schon öfter hier herumschleichen sehen.«
    »Ja, ich …« Irgendwie fühle ich mich ertappt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier bereits aufgefallen bin.
    »Interessierst dich für Oldtimer, hm?«
    Ich nicke. »Ich hatte mal einen Porsche 911, Baujahr 1973. Mit dem habe ich oft Stunden am Tag verbracht. Ich kannte jede Kante und Macke, jede Motorschraube. Musste mich leider von ihm trennen.«
    Wilhelm Peters lacht in sich hinein. »Weiß genau, was du meinst. Mein erster war ein hellblauer VW 1600 TL. Wir haben so einiges zusammen durchgestanden. Reisen, Pannen, das erste Mal mit einem Mädchen auf der Rückbank …« Er pfiff durch die Zähne. »Ich konnte ihn nicht hergeben. Wäre mir wie Fremdgehen vorgekommen, ihn einfach einzutauschen gegen einen anderen. Er steht noch dort drüben in der Garage. War der Auslöser für das hier.« Er macht eine ausladende Geste über das Gelände.
    Ich nicke beeindruckt. »Sie haben echt eine Menge Schätze hier. Macht sicher viel Arbeit, die wieder in Schuss zu bringen.«
    »Kann man wohl sagen. Muss es einem schon wert sein, sich mit denen auseinanderzusetzen. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Kopf.«
    »Tja. Also dann …« Ich hebe grüßend die Hand. »Schönen Tag noch!«
    »He, komm ruhig wieder vorbei, wenn du willst. Und falls du ein Auto brauchst …«
    Ich schüttle den Kopf. »Brauchen schon, klar. Bloß das Konto gibt’s zur Zeit nicht her.«
    »Bist ’n armer Student, was?« Er betrachtet mich aus zusammengekniffenen Augen. »Na, also vielleicht können wir irgendeinen Deal aushandeln, wenn’s so weit ist. Überleg’s dir.«
    Ich fahre mit der U-Bahn Richtung Innenstadt, hole mir einen Cappuccino im Pappbecher, schlendere den Jungfernstieg entlang und setze mich dann auf eine Bank an der Binnenalster. Das Wasser flimmert und kräuselt sich in kleinen Wellen und wenn

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