Wenn auch nur fuer einen Tag
besten Jahre schon hinter sich hat.«
Becks Mundwinkel zucken verdächtig. Ich erkenne, dass er sich ein Schmunzeln verkneifen muss. Wir wissen inzwischen beide, wie wir den anderen nehmen müssen und dass wir uns trotz aller Frotzeleien eigentlich ganz gut leiden können. Aber zugeben würde es keiner von uns, auch wenn unser Verhältnis seit ein paar Wochen echt entspannt ist. Neu ist auch, dass ich tatsächlich angefangen habe, Beck mehr von mir und meiner Zeit bei der Rosa Nera zu erzählen. Erst habe ich keinen Zusammenhang zwischen meiner plötzlichen Redebereitschaft und meiner Beziehung zu Jana erkannt. Aber inzwischen glaube ich, dass sie mich unbewusst dazu anspornt, bei Beck auszupacken, denn ich merke, dass ich mich auch ihr gegenüber unbeschwerter fühle, je mehr ich ihm von meiner Vergangenheit erzähle. Beinahe so, als würde mein Onkel Fred den ganzen Mist entsorgen, den ich bei ihm ablade, damit er keinen Ballast mehr für mich und meine Beziehung zu Jana darstellt. Ich weiß, das klingt total hirnrissig, aber der Vergleich mit Becks Büro als Mülldeponie passt einfach.
»Also, ich wusste damals natürlich schon, dass Alberti kein Gegner von Drogen war«, knüpfe ich an Becks letzte Frage an. »Aber ich sah darin auch kein großes Problem, denn alle meine Bekannten nahmen irgendetwas oder verkauften ab und zu Stoff an andere weiter. Von Alberti bekamen wir regelmäßig Gratis-Proben und natürlich habe ich mich darüber nicht beschwert. Er hatte immer etwas Neues im Gepäck, hauptsächlich In-Drogen. Er hat sie uns mehr oder weniger testen und durch zwei, drei Leute in kleineren Mengen unters Volk bringen lassen. Meistens in seinen eigenen Clubs. Den Gewinn teilten wir auf. Das Ganze hat echt Laune gemacht, ich meine … Nicht, dass wir auf die Kohle angewiesen waren. Es ging vielmehr um den Kick.«
Beck sieht mich ausdruckslos an, aber mir ist klar, dass es ihn schockiert, wie ich mit dem Thema Drogen umgehe. Er ist eben doch ein verdammter Spießer!
»He, jetzt erzähl mir nicht, du hättest in deiner Jugend nie irgendein krummes Ding gedreht«, schnauze ich ihn an, gereizt von seinem vielsagenden Schweigen. »Ich meine, warst du schon immer so ein Saubermann?«
Beck zuckt mit den Schultern. »Jetzt bin ich einer, das zählt, oder? Und für dich ist es auch nicht zu spät, Lukas.«
»Scheiße, ich bin ja nicht abhängig oder so«, fahre ich ihn an. »Du musst mich nicht gleich in die Junkie-Schublade stecken, es war damals eben cool, weiter nichts.«
»Ist ja gut, ich muss ja nicht alles verstehen. Okay, und wie bist du dahintergekommen, dass Alberti größere Drogengeschäfte plante?«
Ein unangenehmer Schauer rinnt mir über den Rücken. Ich kann mich noch an jedes Detail des Septemberabends erinnern. Es war etwa drei Wochen nachdem Fernando Alberti mir das Tattoo verpasst und mich dadurch zum offiziellen Mitglied der Rosa Nera gestempelt hatte.
Matteo
»Matteo, bitte setz dich doch.«
Ich nahm auf einem der Sessel in dem kleinen Büro Platz, immer noch verwundert darüber, dass mich Alberti außerhalb unserer regulären Treffen zu sich gebeten hatte, und zwar in einen seiner Clubs, was ebenfalls noch nie vorgekommen war. Außer mir war nur noch Paolo Testa anwesend. Sein Vater war europaweit erfolgreich in der Pharmaindustrie tätig, Paolo selbst studierte Biotechnologie. Paolo nickte mir zur Begrüßung wortlos zu. Er war kein großer Redner und gab in der Regel nur das Allernötigste von sich. Trotzdem, oder gerade deshalb, war er mir sympathisch.
»Also …« Alberti kam gleich zur Sache. »Ich habe euch heute zu mir bestellt, weil ich eine hübsche Aufgabe in eure Hände legen möchte. Eine, die sehr viel Disziplin und Engagement erfordert, deren Mühen sich jedoch zweifellos auszahlen werden. Für euch, für mich und die anderen Mitglieder der Rosa Nera . Ich spreche dabei nicht nur von Geld, sondern auch von eurer Zukunft. Ihr beiden könntet bald Karriere machen, Träger eines richtig großen Geschäfts werden.«
Ich hatte keine Ahnung, was Alberti meinte, wartete jedoch gewohnheitsmäßig ab.
»Mit Paolo habe ich bereits gesprochen, er weiß Bescheid und ist begeistert von der Idee.«
Paolo nickte bestätigend.
»Er wird die Zutaten und nötigen Utensilien zur Verfügung stellen. Außerdem wird er die Produktion leiten. Und du, Matteo, müsstest dich um passende Lokalitäten kümmern. Den Verkauf und alles Geschäftliche übernehme ich.«
»Wie bitte,
Weitere Kostenlose Bücher