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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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zu, wie ihre Straßenbahn an die Haltestelle heranfuhr, die Türen öffnete, Leute ein- und ausstiegen, die Türen geschlossen wurden und sie wieder davonfuhr. Sie fühlte sich wie festgefroren an Ort und Stelle. Was hatte Merkas vor? Mit ihr – und mit Nick? Was war das für ein krankes Spiel, das er mit ihnen spielte? Und was sollte sie jetzt tun? Sie musste sofort zu Nick. Sie brauchte ihn jetzt. Aus den Tiefen ihrer Handtasche fischte sie ihr Handy hervor und bestellte sich ein Taxi. Nicht einen Moment länger als nötig, wollte sie sich allein auf den Straßen tummeln.
    Zu ihrer Erleichterung fuhr ihr geordertes Taxi knappe fünf Minuten später vor. Am Haus angekommen warf sie dem Fahrer das Geld über den Sitz hinweg nach vorne, schwang sich eilig aus dem Auto, rannte auf die Eingangstür zu und stürzte hinein. Die Stufen in den fünften Stock nahm sie im Laufschritt, der ihrem Körper das letzte bisschen Kraft entzog und sie mit schmerzhaftem Seitenstechen und dem kupferartigen Geschmack von Blut im Mund strafte.
    An der Wohnungstür angekommen pochte sie mit kräftigen und energischen Fauststößen dagegen. Die aus dem Inneren herausdrängende Musik ignorierte sie vollkommen und schrie einfach darüber hinweg. „Nick! Ich bin´s! Bitte mach auf! Lass mich rein!“
    Nach ein paar weiteren kräftigen Schlägen, die ihre Faust bereits wund werden ließen, wurde die Musik abgewürgt. Ein paar Atemzüge später öffnete sich die Tür endlich – jedoch nur einen Spalt breit, sodass Nikolajs Kopf ihr entgegenlugte. Mit der Gewissheit, dass er die Tür zur Gänze öffnen würde, trat sie einen Schritt vor - doch er öffnete ihr nicht weiter. „Nick … was soll das? Lass mich rein, bitte! Ich muss mit dir reden! Ich …“ Sie brach ab und registrierte irgendwo am Rande ihrer Verzweiflung, dass er sie aus trüben Augen ansah und einen ziemlich merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht trug.
    Sie tat einen kleinen Schritt rückwärts. „Nick, was ist los? Was ist passiert?“ Er sah sie an und gleichzeitig sah er sie nicht an. Aus blauschwarzen Augen, deren Blau im Schwarz zu ertrinken schien.
    Ein Geräusch aus dem Treppenhaus ließ sie erneut energisch vortreten. „Nick, bitte lass mich rein!“
    Endlich erwiderte er etwas: „Ich kann dich jetzt nicht reinlassen.“
    Machte er jetzt Witze? „Was soll das heißen? Ich brauche dich wirklich … ich …“ Wie versteinert sah sie in sein Gesicht, auf dem sich Emotionen spiegelten, die nicht zueinanderpassen wollten. Irgendetwas in ihr rastete ein. „Du bist … nicht allein?“
    „Nein, bin ich nicht.“
    „Du hast … Besuch?“
    Schweigen.
    „Nein, es ist kein … Besuch. Es wäre besser, wenn du jetzt gehst. Ich verspreche dir, dass ich gleich nachkomme … in Ordnung?“
    Draußen war es dunkel. Draußen war sie allein. Draußen war sie Freiwild. Sie konnte nicht wieder gehen. Mit verängstigter und hysterischer Stimme beharrte sie: „Ich will, dass du mich rein lässt. Jetzt gleich!“
    Seine Züge verhärteten sich, ganz so, als ob er noch nicht mitbekommen hatte, wie sehr sie zitterte. „Hör zu Gwen. Ich habe dir versprochen, dass ich nicht mehr über deinen Kopf hinweg für dich entscheiden werde. Deshalb frage ich dich jetzt deutlich und klar: Bist du dir sicher, dass du reinkommen willst?“
    Sie schluckte schwer. Es war der gleiche Ton, die gleiche Formulierung, die er schon einmal benutzt hatte. Hatte sie geglaubt sich nicht noch benommener fühlen zu können, so wurde sie nun eines Besseren belehrt.
    Ihr Atem ging flach, obwohl sie immer noch außer Puste war. Was wollte er vor ihr verbergen?
    Nikolaj wiederholte seine Worte und verlieh ihnen einen abermals eindringlichen Ausdruck: „Bist du dir sicher, dass du reinkommen willst?“
    Der schwarze Mann hatte sie in ihren eigenen Träumen heimgesucht und vor gerade Mal einer knappen halben Stunde in der realen Welt über den Haufen gerannt. Es gab keinen Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Einzig bei Nick hatte sie auf einen sicheren Rückzugsort gehofft, von dem aus sich alles Weitere besprechen ließ. Wenn nun auch dieser Rückzugsort drohte, sich in Luft aufzulösen – beziehungsweise ihr die Türe vor der Nase zuzuschlagen –, war das einfach zu viel.
    „Ich will reinkommen.“ Die Worte kamen aus Entschlossenheit, Panik und Verdrängung aus ihrem Mund.
    Nikolaj presste die Lippen aufeinander. In seinen Augen blitzte es, als würde ein Gewitter heraufziehen. Jeder

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