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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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ganz überwunden hatten, stakste sie hinaus in den beleuchteten Gang und in die Küche, um sich eine Kanne starken Kaffee zu machen. Die Küchenuhr offenbarte 22:57 Uhr. Das bedeutete, dass sie noch eine schier ewige Dauer vor sich hatte, ehe die Sonne aufging und sie sich auf den Weg zu Nick machen konnte.
    Um nicht in der drückenden und angespannten Stille verharren zu müssen, schaltete sie das Radio an. Der aktuell gespielte Titel „Beauty of the Dark“ veranlasste sie recht zügig am Senderknopf herumzufummeln, um einen anderen Kanal einzustellen. Von Dunkelheit hatte sie schon mehr bekommen, als ihr lieb war. Da musste sie sich nicht auch noch eine musikalische Liebeserklärung an ebenjene zu Gemüte führen.
    Nach ein paar rauschenden Sekunden fand sie einen ihr unbekannten Sender, der gerade „Nero“ von Two Stepps from Hell abspielte. Auch wenn sich der Name der Band nur mit einem Augenzwinkern und einer Portion schwarzem Humor verkraften ließ, gelang es den vertrauten und magischen Klängen des Songs doch zumindest, sie ein wenig zu beruhigen. Mit dieser musikalischen Begleitung ließ sie sich samt Tasse auf den Stuhl vorm Esstisch fallen und starrte auf die kreisförmig aufsteigenden Dampfwölkchen der heiß dampfenden schwarzen Flüssigkeit.
    Unter all der Benommenheit fühlte sie dröge ein schwebendes Schuldgefühl, aber auch Wut Josh gegenüber. Doch was hätte sie ihm sagen sollen? Ein schwarzer und gefährlicher Sensat hatte sie in ihrem Traum heimgesucht, um ihr eine Lektion in Sachen Angst zu erteilen und um sie zu warnen, ihm nicht in die Quere zu kommen? Darauf hätte er sicherlich weit verständnisvoller reagiert als auf ihre Ausflucht.
    Aber auch, wenn er ziemlich wütend auf sie gewesen war, hätte er doch trotzdem nicht einfach gehen dürfen. Er hätte sie nicht einfach so im Stich lassen dürfen, wo er doch deutlich gesehen und zu spüren bekommen hatte, dass es ihr nicht gut ging. Nick hätte sie nicht allein gelassen, dessen war sie sich sicher. Niemals wäre er in diesem Moment gegangen. Egal wie wütend oder enttäuscht er von ihr gewesen wäre.
    Sie presste die Lippen aufeinander. War das nun nicht unfair? Josh als den Bösen und Nick als den Guten darzustellen?
    Den Kopf auf die Arme gestützt überkam sie ein neuerlicher Anflug von Müdigkeit, welchen sie mit dem gesamten Kaffee vor sich beantwortete. Sie füllte die Tasse wieder auf und überließ sich der Musik.

***
     

    „Hör mal Melanie, es tut mir wirklich leid … Ich kann heute noch nicht wieder zum Dienst kommen. Ich bin nicht … ich bin noch nicht wieder richtig fit.“ ---- „Ich weiß, dass sowieso schon viel zu wenige Ärzte da sind …“ ---- „Ja, dass Bill sich nun auch noch den Arm gebrochen hat, ist höchst ungünstig. Aber ich kann …“ ---- „Melanie, ich glaube wirklich nicht, dass ich den Dienst schaffe.“ ---- „Was mir fehlt? Nun … ich bin einfach nicht ich selbst. Ich habe heute Nacht nicht geschlafen und fühle mich …“ ---- „Melanie, ich kann so wirklich nicht …“ ---- „Gut … hör zu … ich komme vorbei, aber ich weiß noch nicht, wie lange ich bleiben kann, ok? Ich bin in etwa einer dreiviertel Stunde da, in Ordnung?“ ---- „Nein, früher kann ich …“ ---- „Ich verstehe …“ ---- „Ok, ist ja gut! Ich beeil mich! Bedanken kannst du dich später …“ Gwen legte verärgert und zermürbt auf.
    Vor einer halben Stunde war endlich der Tag angebrochen. Josh war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.
    Sie war schon halb aus der Tür und auf dem Sprung zu Nick gewesen, als ihr eingefallen war, dass sie heute wieder im Krankenhaus erwartet wurde. Nun, wie es aussah, würde sie heute tatsächlich wieder dort aufschlagen. Obwohl sie keinen Schimmer hatte, wie sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren und außerdem nicht einschlafen sollte.
    Um sich nicht die ganze Schicht über rein auf das Koffein verlassen zu müssen, nahm sie noch eine äußert unangenehme kalte Dusche, die ihr die Müdigkeit hoffentlich für eine Weile vom Leib halten würde. Den kurzen Impuls Josh eine Notiz dazulassen, ließ sie ebenso schnell wieder vergehen, wie er gekommen war.

***
     
    Um knapp nach halb vier verließ sie mit schweren Schritten, und so unbemerkt wie möglich, das Krankenhaus. Die Schicht war purer Horror gewesen. Ihr Kopf fühlte sich wie ein Ballon kurz vorm Platzen an, was wohl gleichermaßen der überdurchschnittlichen Menge Koffein – selbst für ihre Maße – als auch

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