Wenn das Glück dich erwählt
Bemerkung, und doch war Evangeline merkwürdig gerührt davon. Er versuchte, das Beste aus einer schwierigen Situation zu machen, und sie würde das Gleiche tun, selbst wenn es sie umbrachte.
Was durchaus passieren könnte, dachte sie bedrückt.
Das Abendessen war köstlich, obwohl Evangeline nicht sehr viel Appetit aufbrachte. Sie tat jedoch, als äße sie, und beschäftigte sich danach mit den gleichen Aufgaben wie an jedem anderen Abend. Scully saß mit Abigail, die es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte, vor dem Kamin und lauschte, während sie ihm aus dem Buch über König Artus, ihrem Lieblingsbuch, vorlas, und Evangeline räumte den Tisch ab und spülte das Geschirr.
Dann, während Evangeline Abigail auszog und sie anschließend wusch, ging Scully in die Scheune und zur Koppel, um ein letztes Mal nach den Tieren zu sehen.
Abigail schlief bereits, als er zurückkam und die Abenddämmerung wie einen Schatten mitbrachte. Evangeline stand mit dem Rücken zum Kamin und beobachtete ihn schweigend. Tatsache war, dass sie versuchte, sich jeden einzelnen Aspekt seines Erscheinungsbildes einzuprägen, seine Gesichtszüge, seine Haltung, seine Ausstrahlung und sogar sein Wesen. Sie wollte sich diesen Mann ihr Leben lang in Erinnerung rufen können, jederzeit und mit allen Einzelheiten. Um sich an den Klang seiner Stimme zu erinnern, an seine Art zu gehen und zu reiten. Selbst als alte Frau noch, wenn ihre Sinne sie einer nach dem anderen verließen, würde sie Scully haben, um sich an ihm festzuhalten und sich ins Gedächtnis zurückzurufen, wie er nach seinem Bad heute Abend ausgesehen hatte: wie stark und jung und tugendhalt.
Er verriegelte die Tür, zog seine Handschuhe aus und stopfte sie in seine Jackentaschen, bevor er auch sie ablegte und an einen der Haken an der Tür hängte. Auch diese schlichte, alltägliche Handlung prägte sie sich in ihrem Gedächtnis ein.
Er näherte sich ihr langsam, blieb ein paar Schritte vor ihr stehen und führte eine Verbeugung vor ihr aus, die galanter war als alles, was Evangeline in ihrem Leben gesehen hatte. Kein Mann hatte sich jemals so vor ihr verbeugt, das sowieso nicht, aber sie hatte es Soldaten bei gesellschaftlichen Veranstaltungen tun sehen, während des ersten und optimistischeren Teils des Krieges, wenn sie eine junge Frau zum Tanz aufforderten.
Evangelines Kehle wurde wieder eng, bis sie kaum noch atmen konnte. Scully streckte seine Hand aus, und sie nahm sie, nicht weil es das Klügste war - das war es sicher nicht -, aber weil sie der Gelegenheit, ihn zu berühren, einfach nicht widerstehen konnte.
Er nahm ihre rechte Hand in seine und legte seine linke ganz leicht um ihre Taille. So harmlos die Berührung war, rief sie doch eine starke Reaktion in ihr hervor. Ein eigenartiges Prickeln lief ihr über den Rücken.
»Lass dich einfach von mir führen«, sagte er und begann, ein langsames und sehr vertrautes Lied zu summen.
Evangeline genierte sich zuerst, und nicht nur, weil sie noch nie zuvor getanzt hatte. Scully hielt sie so fest in seinen Armen, dass ihre Brüste seinen Oberkörper streiften und ihre Schenkel sich bei jedem Schritt berührten. Evangeline kam sich wie eine frivole Kurtisane vor, aber sie brachte es nicht über sich, zurückzutreten.
»S-sollten wir ... ich meine ... ist es korrekt, dass wir uns so - nun ja - berühren?«, erkundigte sie sich einmal schüchtern.
Er lächelte. »Nein«, antwortete er. »Das ist es sicher nicht.«
»W-warum tanzen wir dann?«
»Ich habe es dir doch schon gesagt, Eve. Weil dies vermutlich die einzige Chance sein wird, die wir je bekommen werden.«
Evangelines Augen füllten sich mit Tränen; sie konnte nichts dagegen tun. Sie legte ihre Stirn an Scullys Schulter und prägte sich seinen sauberen Duft ein, wie schon so viele andere seiner Qualitäten. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihr Gesicht zu sich empor.
»Nicht«, sagte er. Dieses einzelne Wort war ein Befehl, eine leise ausgesprochene Bitte, die jedoch noch lange durch Evangelines Herz echote, selbst als sie in ihren Ohren längst verhallt war.
Sie tanzten immer weiter, Runde um Runde, so lange, dass Evangeline jegliches Zeitgefühl verlor. Sie erfuhr eine bittersüße Seligkeit während jener glorreichen Momente, die sie stets als ihren kostbarsten Schatz in ihrer Erinnerung bewahren würde, ganz gleich, was auch geschehen mochte.
Es war Scully, der den Tanz begonnen hatte, und Scully war es auch, der ihn beendete. Er
Weitere Kostenlose Bücher