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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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trotz allem – immerhin hat er doch genau damit gerechnet, oder? Seine Stimme ist hart, barsch, knapp wie das Bellen eines Hundes. »Anise! Los, schaff deinen Arsch ins Boot!«
    Sie ist fünfzehn Meter vor ihm, und weitere fünfzehn Meter davor ist ihre Mutter.
    »Rita!« ruft er, und als sie sich umdreht, zeigt er auf die beiden Männer und schwenkt den anderen Arm über dem Kopf wie ein Baseballtrainer, der seine Leute aus dem Außenfeld heranwinkt. Ein Moment der Unentschlossenheit, er sieht Anises breites, fragendes Gesicht und dahinter das Duplikat, und dann rennen die beiden, und er rennt ebenfalls, zum Boot, zur Leine, um das Ding ins Wasser zu schieben und abzuhauen, bevor er sich eine weitere Standpauke anhören oder, schlimmer noch, die ganze kranke Schmierenkomödie einer Verhaftung über sich ergehen lassen muss.
    Worum geht es also – um Sekunden? Die Ranger, einer mit Schnurrbart, der andere ohne, halten es nicht für nötig zu rennen, denn das könnte ja irgendwie ihre Würde verletzen, das jedenfalls ist sein Eindruck, aber sie beeilen sich. Was Anise betrifft: Sie fliegt geradezu. Sie hält sich im Studio in Form, denn fit zu sein und gut auszusehen ist Teil von dem, was sie ist und was sie tut. Sie ist neben ihm, knöcheltief im Wasser, das Boot schwimmt, die Ranger kommen näher, die Sonne wirft noch immer Speere. Die große Überraschung – und wie schafft er es, das so ruhig analysieren? – ist Rita. Einen Herzschlag lang dachte er, sie würde stehenbleiben, sich ihnen entgegenstellen, ihnen die Leviten lesen und sie bis ins kleinste Detail wissen lassen, wer sie ist und was ihre Rechte sind und warum dies ihre Insel ist, nicht die des Park Service, und wenn sie auch nur einen Finger gegen sie erheben, wird der Himmel sich auftun und das Meer sie verschlingen, aber irgendwie hat er es geschafft, ihren Fluchtimpuls auszulösen, und so fährt auch sie herum und rennt zum Strand.
    Der Motor springt mit einem anschwellenden Grollen und einem kurzen wütenden Knall des Auspuffs an. Anise winkt wie eine Schiffbrüchige. Die Park-Service-Typen kommen steifbeinig näher – o nein, sie werden nicht rennen, das können sie gar nicht, denn sie sind hier Amtspersonen, Polizisten, Obrigkeit –, doch Rita lässt ihnen keine Chance. Sie kann rennen. Sie ist eine alte Frau oder eine Frau in vorgerücktem Alter oder was auch immer, aber sie bewegt sich wie eine gutgeölte Maschine. Die Cowboystiefel, verziert mit einem Muster aus zwei Schlangen, rot und blau, die einander auf dem Spann umschlingen, stampfen über den Sand und dann durch die flachen Wellen, das Wasser reicht ihr bis zu den Knien, und dann ist sie an Bord, und Sekunden später sind sie fünfundzwanzig Meter vom Ufer entfernt. Er gibt etwas Gas, damit das Boot gleitet. Sein Atem geht heftig, die Aufregung pulsiert in ihm wie Freude, wie reine, unverfälschte Freude, doch mit ihr kommt auch ein Übermaß von Wut, und er legt die Pinne um, so dass das Boot eine enge Kurve fährt, gerade als die Ranger den Strand erreicht haben und er ihre Gesichter erkennen und sehen kann, dass sie etwas rufen, eine amtliche Drohung oder Verwünschung.
    Sollen sie doch. Sollen sie rufen, soviel sie wollen. Ganz langsam, mit größtem Bedacht, hebt er die rechte Hand, den Mittelfinger ausgestreckt, damit sie wissen, wie er sich fühlt.
    Dave LaJoy ist nicht der Typ, der schnell aufgibt. Oder mit Anstand aufgibt. Oder überhaupt aufgibt. Anises Mutter will an Land, sie will auf ihrer alten Farm herumspazieren, darum geht es hier. Er denkt nicht, wie schade es ist, dass sie nicht vor ein paar Monaten mit dem Touristenboot hinausgefahren sind, als jeder auf Gottes weiter Erde willkommen war und sogar auf dem Zeltplatz übernachten durfte – vorausgesetzt, er hatte ein Zelt und eine Genehmigung –, oder dass sie im nächsten April oder Mai oder wann auch immer herkommen können, nur eben nicht jetzt, denn jetzt schaukelt die Paladin vor der Insel auf den Wellen, und er will jetzt an Land gehen. Nachdem sie Scorpion Beach verlassen und das Beiboot an Bord gehievt und festgezurrt haben, fährt er nach Osten, in Richtung San Pedro Point und der anderen Ranch, die dahinter liegt, bei Smugglers’ Cove.
    Anise und ihre Mutter sitzen neben ihm im Cockpit, ihre Hände flattern, und sie reden und reden – »Was für ein Kick!« sagt Rita immer wieder, und dann brechen beide in Gelächter aus –, denn sie genießen das Hochgefühl, den Fettärschen vom Park Service eins

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