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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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–, hat etwas in ihm berührt. Er hat den scharfen Stich der Begehrlichkeit gespürt, als hätte er den ganzen Globus abgesucht, nur um hier sein wahres Heim zu finden und festzustellen, dass es einem anderen gehörte. Er wollte es haben. Er wollte das gerade erst gekaufte Haus verkaufen, alle möglichen Kredite aufnehmen und diesen Ort kaufen, wo er die Tür schließen und der Welt sagen konnte: »Leck mich!« Ja. Alles runterfahren. Leben wie Adam. Oder wie der wilde Mann, der um die Jahrhundertwende herum mit nichts als einer Kiste Äpfel, einer Schleuder und ein paar Angelhaken vom Festland herübergerudert ist und sich auf dem kahlen, vollgeschissenen Felsen von Gull Rock häuslich eingerichtet und von Möweneiern und dem ernährt hat, was er mit der Steinschleuder erlegen konnte. Er hat im Sommer wie im Winter bloß einen zerfetzten Lendenschurz getragen. Hat sich Bart und Haare wachsen lassen. Den Himmel beobachtet.
    Aber das ist natürlich ein Traum, ein Jungentraum. Alles, jeder Quadratmeter Land, gehört jemandem, und heutzutage würde man einen wilden Mann – oder einen Unterhaltungselektronikmagnaten, der auch nur mit dem Gedanken spielt, ein wilder Mann zu werden – jagen, einfangen und in einer Zwangsjacke in die nächste Irrenanstalt bringen. Darüber denkt er nach, über Wildheit, über Frieden und Ewigkeit und den Naturzustand des Menschen, als sie Coche Point umrunden und dicht unter Land den schimmernden Bogen der Bucht von China Beach nachfahren, so dass das Kap hinter ihnen sie abschirmt, sollte die Küstenwache doch noch benachrichtigt worden sein und nach ihnen suchen, und während er sein Sandwich isst, wendet er sich an Rita, um zu hören, was sie zu erzählen hat. »Kennst du die Geschichten über den wilden Mann, der früher hier gelebt hat?« Er kaut, schluckt und stellt sich vor, wie er mit einem Lendenschurz aussehen würde, über dem Kopf einen Speer schwenkend. »Vor vielen Jahren, meine ich. So um die Jahrhundertwende.«
    Sie denkt einen Augenblick nach, ihr Blick geht ins Ungefähre, bevor die Erinnerung ihn wieder schärft. »Francisco hat von ihm gesprochen«, sagt sie. Sie sitzt vorgebeugt da, in der einen Hand eine Bierdose, in der anderen ein halbgegessenes Sandwich. Ihr Kopf schwankt im Rhythmus des Bootes hin und her. »Es war eine Legende oder so, nur dass sie stimmte. Das war in den frühen Jahren, vor der Prohibition, als es die Weinkellerei und den ganzen Rest noch gab. Sein Vater – Franciscos Vater – hatte ihm gesagt, der Typ wäre ein Dieb gewesen, er hätte Schafe gestohlen und halb aufgegessen und den Rest für die Raben liegengelassen.«
    »Das heißt, er war verrückt? Ich meine, Möweneier und draußen schlafen und Lendenschurz und so weiter –«
    »Er war ein Däne, aber der kleinste Däne, den man je gesehen hatte – nur eins fünfzig groß. Sagen sie jedenfalls. Und er hat nicht nur Schafe geklaut, sondern auch Füchse, Skunks und Inselhäher getötet, eigentlich alles, was er kriegen konnte, und das hat er dann über einem Treibholzfeuer gebraten und gegessen.«
    »Schweinebraten«, sagt er automatisch, und das soll witzig sein oder wenigstens ironisch, doch er bringt es nicht über sich zu grinsen oder auch nur zu lächeln, denn dieser Gedanke bringt ihn schon wieder in Fahrt. Die sind jetzt irgendwo da draußen , denkt er, und knallen Tiere ab. Und wir machen Witze darüber. In der Ferne erkennt er die Pier von Prisoners’ Harbor: ein Streifen Nichts im gleißenden Licht der Sonne. Immerhin keine Boote. Und keine Hubschrauber.
    »Dann war er also ein Fleischfresser«, wirft Anise mit einem säuerlichen Grinsen ein, um ihre Mutter zu ärgern. »Genau wie du, Mom.«
    Rita grinst ebenfalls, zieht aus der Brusttasche eine Sonnenbrille mit undurchsichtigen, bläulich schimmernden Gläsern hervor und setzt sie auf, als wollte sie sich dahinter verbergen. »Stimmt«, sagt sie, »denn so sind wir nun mal erschaffen.« Sie hält inne und nippt an ihrem Bier. »Und ich liebe Lammfleisch.«
    »Ja«, sagt Anise, deren Grinsen verschwunden ist, »aber Fleisch ist Mord.«
    »Ja, ich glaube, das habe ich schon mal gehört.«
    »Aber es stimmt ja auch.«
    »Damals, auf der Ranch, hast du das nicht so gesehen.«
    »Ach, da war ich ja noch ein Kind und wusste es nicht besser.« Sie starrt ihre Mutter an, eine Zwillingsfalte der Verärgerung steht zwischen ihren Augen. »Aber du solltest es besser wissen. Nach dem, was wir da draußen gesehen haben, nur an diesem einen

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