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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Straßenseite nicht zu sehen, oder?
    In diesem Augenblick erscheint eine Frau, geht an dem Hydranten vorbei, blickt sich kurz nach beiden Seiten um, überquert die Straße und kommt dabei direkt auf ihn zu. Sie ist fünfunddreißig, vielleicht vierzig und trägt einen Rock, eine dunkle Strumpfhose und glänzende schwarze Gummistiefel, die bis zu ihren Knien reichen. Ihr Gesicht ist rund, freundlich, großzügig, sie hat große, gefühlvolle Augen, die an einem Samstagmorgen um halb sieben bereits geschminkt sind, und das weiße Barett zeichnet knapp über den Augenbrauen eine scharfe, geheimnisvolle Linie. Ein kleiner Sprung, und sie ist auf dem Bürgersteig und geht direkt auf sein Fenster zu, dabei kennt er sie gar nicht, oder doch? Ihre Pupillen sind groß und geweitet, dunkle Planeten mit colabrauner Corona, und das lässt sie weich, empfänglich, verletzlich erscheinen – ist das nicht ein Ausdruck von Liebe? Oder ist sie bloß kurzsichtig? Sie steht jenseits des Fensters, nur Zentimeter entfernt, doch sie sieht ihn nicht an, sie ist nicht wegen ihm gekommen. Sie späht an ihm vorbei und sucht die Tische, die Theke, die Nischen nach jemandem ab, bis sie Dave mit einemmal bemerkt und ihm ein breites, unsicheres, entschuldigendes Lächeln schenkt.
    Normalerweise würde er jeden, der ihn um diese Uhrzeit in seiner Nische aus den Gedanken reißt – ihn überrascht –, finster ansehen. Aber nicht heute. Heute ist es anders. Heute beginnt eine neue Zeit, eine Zeit der Entspannung, des Akzeptierens, der Freude und Vergebung, und so lächelt er zurück, und dieses Lächeln besagt, dass er, obwohl er Anise hat und obwohl auch sie jemanden hat, der jeden Moment kommen und mit ihr in dieses Café gehen wird, willens und imstande und zu allem bereit ist.
    An den Supermarktkassen stehen Schlangen, dabei sollten doch jetzt alle noch schlafen, oder? Unwillkürlich spürt er das vertraute Brennen der Ungeduld, als die Kassiererin über die Lautsprecher nach dem Supervisor ruft – Randy? Randy, Kasse drei, bitte! – und niemand kommt, so dass er, bevor er endlich an der Reihe ist, warten muss, bis der alte Mann, der sich mit der Geschwindigkeit eines Tiefseetauchers bewegt und sowohl seine Kundenkarte als auch seine Telefonnummer vergessen hat, in bar bezahlt hat und auch die drei Frauen abgefertigt sind, die jeweils einen Jahresvorrat an Lebensmitteln eingekauft haben, als wollten sie von hier direkt nach Hause fahren und sich in ihren Bunkern verschanzen, und obwohl die Kassiererin zuviel Kaffee getrunken hat und zum Plaudern aufgelegt ist, antwortet er auf jeden idiotischen Satz aus ihrem Mund nur einsilbig. Als er hinausgeht, ruft sie ihm ein fröhliches Einen schönen Tag noch nach.
    Zu Hause angekommen, lässt er die Lebensmittel im Wagen, nimmt sich aber die Zeit, die verderblichen Sachen in den Kühlschrank im Kofferraum zu legen. Danach geht er ins Haus, um die Hunde in den Garten zu lassen. Er hat mit Guadelupe, dem Hausmädchen, vereinbart, dass sie heute abend und morgen früh kommen und nach ihnen sehen wird, und so braucht er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen. Die Hunde – sie sind bei Tagesanbruch, als er aufgestanden ist und die Zeitung hereingeholt hat, schon einmal draußen gewesen – schleichen über den Rasen und verrichten mager und zusammengekrümmt ihr Geschäft. Sie sind gequält worden, der Schmerz hat sich in sie eingebrannt, sie sind ihr ganzes zartknochiges Leben lang gerannt, als Welpen, auf der Rennbahn, beim Züchter und wieder auf der Rennbahn, bis sie schließlich zu alt waren, um noch weiter zu rennen, und der Mann mit der Spritze kam. Vor dem er sie gerettet hat, wenigstens diese beiden. Es sind ängstliche, schreckhafte Tiere, die durch das Haus schleichen, als wären sie Gespenster, als würden sie sich schämen, gesehen zu werden. Er sieht ihnen eine Weile zu, wirft einen Blick auf die Uhr und pfeift sie ins Haus. Es ist halb neun, und um neun will Stiles kommen.
    Um Punkt neun läutet es am Tor, und aus der Gegensprechanlage dringt Stiles’ wie mit Säure verätzte Stimme, als wäre es eine Nachricht von einem anderen Planeten. »Ich bin’s, Stiles. Ich hab die Ware.«
    Wenn Dave die Karikatur eines Südstaatlers mit Latzhose und Strohhut erwartet hat, der einen ramponierten, mit Heuballen und den Hals reckenden Ziegen beladenen Pick-up fährt, so erlebt er eine Enttäuschung. Stiles sitzt am Steuer eines kürzlich polierten GMC Yukon – dasselbe Modell wie sein

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