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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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an das erstemal, als er sie gesehen hat, an einem Sonntagabend im Februar oder vielleicht im März. Sie spielte in der Cold Spring Tavern auf dem San-Marcos-Pass, wo sie vor einer Hardcore-Bluesband auftrat. Mit gesenktem Kopf, die Gitarre unter den Arm geklemmt, stieg sie auf die winzige Bühne. Er stand mit einem Freund an der Bar – vielleicht war es Wilson, vielleicht auch nicht. Folkmusik war nie so recht sein Ding gewesen, aber Anise war einfach umwerfend, eine hochgewachsene Schönheit mit breitem Gesicht und einer Haut, die nie von der Sonne beschienen worden war, mit Haar, so blond wie kristallisierter Honig, das ihr bis zu den Knien reichte, sowie – und das war es, was ihn wirklich überwältigte, als wäre der Rest noch nicht genug – nackten Füßen. Diese perfekten, schlanken, ungeschmückten Füße faszinierten ihn, die gelenkigen Zehen, der hohe Rist, die Art, wie der Rhythmus in ihnen zu leben schien. Ihre Zehen krallten sich die Bühne und ließen sie wieder los, ihre Augenlider schlossen sich flatternd, und sie legte den Kopf in den Nacken, bis ihre Zunge die Worte fanden, die auf dem Rhythmus dahinglitten. Sie war wie eine Hippieprinzessin aus einer anderen Zeit, altmodisch, total altmodisch und ganz und gar falsch, und trotzdem stand sie da: breitschultrig, strahlend und zuversichtlich. Er begann zuzuhören und blendete Wilson oder wer immer es war aus, er hörte, was sie sang: eine Handvoll Coverversionen und eine Reihe von Eigenkompositionen, die nichts mit Herzschmerz und vergangener Liebe am Hut hatten, sondern einen Standpunkt vertraten, die beschrieben, wie diese Hurensöhne die Welt asphaltierten, wie sie Tiere in Fabriken züchteten und ihre Gifte in alles taten, was man aß und trank, bis man ihnen nicht mehr entkommen konnte. Die Songs waren ziemlich gut, fand er, und als sie die Bühne verließ und nach hinten verschwand, bestellte er sich einen Cocktail und dann noch einen, und vielleicht hätte er sie, umfangen von Absolut on the rocks, im Hin und Her der Unterhaltung vergessen, aber dann kamen die Mitglieder der Bluesband auf die Bühne, und nach der Hälfte des ersten Sets erschien sie plötzlich unter ihnen wie eine Wiedergängerin und sang »Stormy Monday«, bis er hoch oben im Hals einen Schmerz spürte.
    »Später«, sagt er jetzt, kälter als eine Mumie, und gibt seiner Stimme dann einen sanfteren Ton. »Wenn wir zurück sind. Dann gehen wir zusammen essen. Dann feiern wir. Aber erst haben wir noch was zu erledigen.«
    Sie streckt sich, ihre nackten Beine schlüpfen aus dem Schlafsack, und der warme, fleischige Geruch steigt zu ihm auf. »Sind wir gleich da?«
    Er nickt und ist schon wieder in Bewegung. »Ja«, sagt er. »In der Kombüse ist Kaffee, frisch und heiß. Ich wecke jetzt Wilson, okay?«
    Das Frühstück besteht aus Bagels, Joghurt und einem Obstsalat, den Anise am Vorabend gemacht hat. Sie essen im Steuerhaus, wo sie, die nackten Beine untergeschlagen, neben ihm auf der Bank sitzt und Joghurt löffelt, während er den Gashebel nach vorn schiebt und das Boot über die Wellen hüpft. Wilson ist unten, macht irgendwelche Geräusche und singt mit klarer, tonloser Stimme Fetzen irgendeines unidentifizierbaren Liedes. Die Sonne schwebt über dem Meer und verblasst. Vögel drehen ab und bleiben hinter ihnen zurück. Vollgas, harte kurze Wellen hier, die Bagels zu feucht und zäh wie Gummi, der Kaffee wie Feuer in seinem Magen, jedes Stückchen Obst fällt durch seinen Schlund wie ein Stein von einer Klippe – wird ihm jetzt übel, muss er sich übergeben? –, und dann liegt die Insel genau vor ihnen, so groß wie ein Kontinent.
    Der Ankerplatz ist an der Nordküste, am östlichen Ende der Insel, und als sie in die Bucht einlaufen – die Felsen ragen aus dem Wasser auf, die Klippen so steil und dicht nebeneinander, dass es ist, als führe man in eine Höhle ohne Decke –, sehen sie das Boot des Park Service, das an einer der für den NPS und die Küstenwache reservierten Bojen festgemacht hat; der Anlegesteg dahinter ist ausschließlich dem Konzessionär vorbehalten, der Tagesausflügler zur Insel bringt. Alle anderen müssen weiter draußen ankern und mit dem Beiboot zur Insel übersetzen. Na gut. In Ordnung. Er hat damit kein Problem – oder vielleicht doch, denn diese Hurensöhne tun so, als wäre das hier ihr privates Reservat, während es doch der Allgemeinheit gehört, aber das spielt jetzt keine Rolle. Was zählt – und was ihn zuversichtlich macht, als er

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