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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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vor Anker geht und den Blick über die Bucht schweifen lässt –, ist die Tatsache, dass niemand hier zu sein scheint. Keine Ausflügler, keine Park-Service-Typen, keine Wissenschaftler und Hobbyornithologen. Nur die stummen schwarzen Klippen und der schuppige Rücken aus bräunlicher, verbrannter Vegetation. Und der Anlegesteg mit seinen eisernen Treppen und Geländern, die im Zickzack zum Plateau hinaufführen.
    Anise wird auf dem Boot bleiben, hat er beschlossen. Das wird sie nicht freuen, aber der Wind frischt auf, und nachdem er den zweiten Anker hat fallen lassen, wird ihm klar, dass jemand an Bord bleiben muss, für den Notfall – der Platz ist nicht so geschützt, wie er sein sollte, und dorthin zurückzukehren und das Boot an den Felsen zerschellt zu sehen ist wirklich das letzte, was er will. Und Wilson muss mitkommen und das Zeug verstreuen, denn Wilson besitzt die Kraft und die Entschlossenheit, diese Aufgabe so schnell und effizient wie möglich zu erledigen – soll heißen: bevor jemand auftaucht und sie fragt, was sie da machen –, während Anise, trotz ihres Einsatzes für die Sache, dazu neigt herumzutrödeln, begeistert diese oder jene Pflanze zu betrachten und stehenzubleiben, um einen Schmetterling zu bewundern oder einen Falken, der auf feurigen Schwingen über den Klippen dahingleitet, und dabei im Kopf schon ihren neuen Song zu komponieren. Außerdem ist sie leicht wiederzuerkennen mit dem langen Haar und den langen, glatten weißen Beinen, die jedem Mann, der nicht blind ist, auffallen müssen, und so viele blinde Park Ranger gibt es seines Wissens nicht. All das geht ihm durch den Kopf, als er an Deck steht und mit dem Leica-Fernglas das Ufer beobachtet. In der Ferne hört er das Bellen der Seelöwen. Wellen schlagen an den Rumpf. Bei Windstille wäre das anders.
    In der Kajüte öffnen Anise und Wilson Pillenfläschchen und leeren sie zusammen mit einer entsprechenden Menge Katzen-Trockenfutter aus dem Fünfundzwanzig-Pfund-Sack in die Tiefen der Rucksäcke, wo sie Trockenfutter und Tabletten vermischen, bis es aussieht wie Hühnerfutter. Nicht dass er jemals Hühnerfutter gesehen hätte – es geht ihm vielmehr um das Prinzip der Streuung. Hineingreifen und verstreuen, so stellt er es sich vor. Vitamin K ist das Gegenmittel für Brodifacoum und andere blutverdünnende Gifte, und die Ratten werden mit dem Katzenfutter auch die Vitamintabletten fressen, – das müssen sie, das ist unumgänglich –, und sobald das Vitamin aufgenommen worden ist, wird es die blutverdünnende Wirkung des Giftes neutralisieren. Das jedenfalls hofft er, denn er hat gesehen, was das Gift anrichtet, und es ist unvorstellbar grausam – herzlos, Übelkeit erregend –, aber die Leute finden den Einsatz unbedenklich, sowohl auf den Inseln als auch in ihrem eigenen Garten.
    Er hat nie einen dabei erwischt, aber seine Nachbarn scheinen das Zeug wie Grassamen zu verstreuen – darauf deuten jedenfalls die Mengen von sterbenden und verendeten Tieren hin, die er entlang der Straßen gefunden hat, vor allem Vögel. Häher, Krähen, Spatzen, einmal sogar einen Falken. Wenn er zur Post oder zum Strand oder zu einer der Bars an der Coast Village Road geht, stößt er immer wieder auf Ratten, die sich mit roten Augen und hellroten Blutstropfen an der Schnauze am Rand des Bürgersteigs zusammenkauern, zitternd, leidend, ohne auf ihn oder sonst irgend etwas zu achten, und was ist mit dem Waschbären, dem Opossum, dem Hund, der vorbeikommt und das sterbende oder tote Tier frisst? Der kriegt dann eine sogenannte Sekundärvergiftung, und die dürfte kein bisschen besser sein.
    »Okay«, sagt er und stützt sich am Tisch ab, weil das Boot jetzt kräftiger schaukelt, »ich sehe keine Hubschrauber, noch nicht, aber wenn sie das Gift abwerfen, wird die Insel gesperrt. Wir müssen uns also beeilen, denn wer weiß, wie lange es dauert, bis irgendein Park-Service-Typ kommt und uns sagt, dass wir nicht Land gehen dürfen.« Er hebt einen der Rucksäcke prüfend an. »Ach ja, und wir müssen alles auf nur zwei Rucksäcke verteilen.« Er sieht Anise an und schlägt die Augen nieder. »Der Wind frischt auf, Baby. Du musst an Bord bleiben. Wie wir es besprochen haben.«
    »Nein. Kommt nicht in Frage.«
    »Tut mir leid.«
    »Scheiße!« bricht es aus ihr heraus. Sie zieht ihren Rucksack über den Tisch zu sich, so dass es aussieht, als wäre das Ding plötzlich zu wildem Leben erwacht, hebt ihn hoch und wirft ihn auf den Boden. »Ich will

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