Wenn das Schlachten vorbei ist
ihr geschickt hatte, eine neue Hoffnung: Acetaminophen. Einfach herzustellen, billig, der wirksame Bestandteil von Paracetamol. Ein Blutverdünner wie Brodifacoum, jedoch weit wählerischer in der Art seine Opfer.
Erste Experimente waren vielversprechend. Zwei Hundert-Milligramm-Tabletten, verborgen im Kadaver einer Maus, töteten eine Braune Nachtbaumschlange innerhalb von drei Stunden durch innere Blutungen. Ja. Aber wie sollte das Gift verabreicht werden? Robert und seine Kollegen warfen tausend mit Paracetamol präparierte Mäuse über einem sorgsam abgesperrten Waldgebiet ab, doch die meisten blieben in den Zweigen hängen und verwesten, bevor die Schlangen sie entdecken konnten. Außerdem stellte sich die Frage, was das Mittel bei anderen Spezies, die es aufnahmen, anrichten würde. Und wie viele Mäuse würde man brauchen? Wie viele Abwürfe? Schätzungen zufolge gab es über zwei Millionen Schlangen auf der Insel, und selbst wenn man es schaffte, den enormen Betrag aufzubringen, den eine solche Operation kosten würde, und selbst wenn sich das Mittel als für andere Tiere unschädlich erwies, waren die Chancen, die Braune Nachtbaumschlange gänzlich auszurotten, ungefähr – nein, genau – gleich Null. Die Schlangen würden bleiben. Und darum würden die einheimischen Bäume immer weniger werden, denn es gab nicht genug Vögel, die ihre Samen verbreiteten, und die Zahl der Spinnen und anderen Insekten würde zunehmen, und in fünfzig bis hundert Jahren würde Guam nicht mehr Guam sein.
Die Sonne scheint ihr in die Augen. Sie muss sie zusammenkneifen, als sie den Kopf in den Nacken legt und die kühle Bestätigung ihres Triumphs durch die Kehle rinnen lässt. Sie wird ihre kleine Rede halten und die Presseerklärung verteilen, und dann wird sie sich neben Tim auf eine Decke legen und den Vögeln zusehen, die an einem bis in die Unendlichkeit aufgerissenen Himmel vorübergleiten. Das wird ihre Belohnung sein, ihr Friede, ihre Freude. Sie war ein Werkzeug des Guten, sie hat die Invasoren besiegt, die ihrer Großmutter vor all den Jahren so zugesetzt und die Eier und Nestlinge von Vögeln gefressen haben, deren Brutgebiet eine Welt ohne Ratten sein muss. Und diese Welt hat sie ihnen zurückgegeben. Sie hat ihnen eine Chance gegeben. Und jetzt ist sie, wie sie beim nächsten Erheben ihres Pappbechers verkünden wird, bereit, unerschrocken ein neues Projekt anzugehen, unterstützt von Freeman Lorber und all den anderen phantastischen Leuten vom National Park Service. Die nächste, weit größere Herausforderung heißt: Santa Cruz.
»Santa Cruz!« wird sie rufen, der hämmernde Trochäus wird von tief in ihrer Kehle aufsteigen wie ein Schlachtruf, und alle werden ihre Becher heben, als Ermunterung, als Zeichen der Entschlossenheit und Unterstützung, Menschen mit dem richtigen Bewusstsein, gebildete Menschen, überwältigt vom Rausch des Augenblicks an diesem Ort, den sie inzwischen mehr liebt als irgendeinen anderen, mehr als Hawaii, mehr als die Berkeley Hills, sogar mehr als Guam. »Auf nach Santa Cruz!«
Und dann bricht der nächste Morgen an, ein Sonntagmorgen: frisch gepresster Orangensaft, Bagel mit Frischkäse, die Zeitung. Tim schläft aus, wann immer er kann, und heute ist es nicht anders. Als sie zu ihrer gewohnten Zeit – halb sieben – aus dem Bett geschlüpft ist, lag er leicht und ruhig atmend da und wirkte, als würde er bis Mittag schlafen, und sie sah keinen Grund, ihn zu wecken. Soll er doch schlafen. Ihr Leben ist nicht einer dieser Weichzeichnerfilme, in denen Paare sich über Frühstückseier und salatschüsselgroße Kaffeeschalen hinweg verliebt anlächeln und anschließend Hand in Hand am Strand spazierengehen – nein, ihr Leben ist echt, und sie hat eine echte Beziehung mit einem echten, lebendigen Mann, der gern länger schläft als sie. Na und? Es tut ihm gut. Tim hat sein Leben, und sie hat ihres. Und wenn ihre Wege sich kreuzen, um so besser.
Draußen löst sich der Nebel bereits auf, die Sonne steht als blasse Scheibe zwischen den Bäumen, bis sie plötzlich einen leuchtenden Strahl durch das Fenster wirft, der die Küche erleuchtet und die aus rostfreiem Stahl gefrästen Bedienungsknöpfe des Herds und das Glas über dem Zifferblatt der Uhr an der Wand aufblitzen lässt. Der Garten erwacht mit einemmal zum Leben. Die Begonien stehen in Flammen. Morgen in Montecito. Sie hat einen trägen Blick auf die Schlagzeile geworfen – Bush und sein Krieg – und das Geschirr in die
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