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Wenn dein Lächeln mich umarmt

Wenn dein Lächeln mich umarmt

Titel: Wenn dein Lächeln mich umarmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stein
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dem Tod ihres Vaters fühlte sich Stefanie Baronesse von Ahrenberg wie gelähmt. Ihr Vater war schon seit Jahren krank gewesen, trotzdem hatte niemand mit seinem frühen Tod gerechnet. Noch vor vierzehn Tagen hatten sie die Einladu n gen zu einer Feier anlässlich seines fünfundfünfzigsten Geburt s tags geschrieben. Wie hatten ihre Großmutter und sie sich darauf gefreut, diese Feier vorzubereiten. Nun war ihr Vater gestorben und es würde nie wieder eine Geburtstagsfeier für ihn geben.
    Nur die Sorge um ihre Großmutter, die sich von ihrem Z u sammenbruch im Krankenhaus noch nicht erholt hatte, hielt Stef a nie aufrecht. Einer musste sich ja um alles kümmern und die En t scheidungen treffen, die Baronin Felicitas momentan nicht tre f fen konnte.
    Nie zuvor war Stefanie so froh gewesen, in Hartmut von Wer n tal einen tüchtigen Verwalter an ihrer Seite zu haben. Die Wer n tals lebten seit Generationen auf dem Gut und hatten über zwei Jahrhunderte hinweg bewiesen, wie sehr man sich auf sie verla s sen konnte. Baron Gustav und Hartmut von Werntal hatte eine tiefe Freundschaft verbunden, die bereits in ihrer gemeinsamen Kindheit ihren Anfang genommen hatte.
    Zusammen mit dem Verwalter und seiner Frau Elke bereitete die junge Baronesse alles für die Beisetzung ihres Vaters vor. In einem langen Gespräch mit dem Pfarrer der Dorfkirche, die früher zum Gut gehört hatte, wurden die Einzelheiten des Trauergotte s dienstes festgelegt. Ein Teil des Friedhofs, der sich hinter der Ki r che erstreckte, war seit Jahrhunderten den Toten der Ahrenbergs vorbehalten. Der verstorbene Baron sollte zw i schen seinem Sohn und seiner Gattin beigesetzt werden, deren Tod vor elf Jahren er nie verwunden hatte.
    Auch ihre Freundin Ines gab ihr den Halt, dessen sie so dri n gend bedurfte. Ines hatte sich noch einige weitere Urlaubstage genommen, um der jungen Baronesse beizustehen. Mit keinem Wort hatte sie Stefanie gegenüber erwähnt, dass der Manager des Hotels, in dem sie arbeitete, damit keineswegs einverstanden g e wesen war.
    Am Tag der Beisetzung herrschte strahlender Sonnenschein. Das Haus war voller Menschen, die dem toten Baron die letzte Ehre erweisen wollten. Sie versammelten sich auf der Terrasse zu einem stummen Frühstück. Die Hausmädchen servierten ihnen mit verweinten Augen Kaffee und belegte Brote. Es gab keinen Me n schen auf Ahrenberg, der nicht um den Baron trauerte. Er war bei allen beliebt gewesen.
    Stefanie nahm zusammen mit ihrer Großmutter in deren Schlafzimmer das Frühstück ein. Aus dem Park schallten Kinde r stimmen zu ihnen herauf. Die junge Frau musste an ihren Bruder Volker denken, der mit acht Jahren im See ertrunken war. Sie selbst war damals erst fünf gewesen, doch sie konnte sich noch sehr gut an ihn erinnern.
    Ihre Großmutter hatte sich von ihrem Schock so weit erholt, dass sie an der Beisetzung ihres Sohnes teilnehmen konnte. Wor t los ließ sie sich von ihrer Enkelin beim Ankleiden helfen. Die alte Dame hatte im Laufe der letzten Jahrzehnte schon einige Schic k salsschläge hinnehmen müssen. Keiner hatte sie so getroffen wie der unerwartete Tod ihres Sohnes.
    "Eine Mutter sollte ihre Kinder nicht überleben", sagte sie ve r zweifelt. "Warum konnte ich nicht gehen? Warum musste es mein Gustav sein?"
    "Papa war krank." Stefanie umarmte ihre Großmutter. "Er hat versprochen, stets bei uns zu sein und ich fühle, er ist es auch."
    "Und dennoch ist es nicht recht." Die Achtzigjährige trat ans Fenster und blickte in den Park. "Wie kann an einem Tag wie di e sem die Sonne scheinen?" Sie ballte die Hände zu Fäusten. "Es ist so ungerecht, so..."
    Felicitas von Ahrenberg atmete tief durch. "Gehen wir, Stef a nie. Erweisen wir meinem Sohn, deinem Vater, die letzte E h re." Sie griff nach dem Hut, der auf ihrem Bett lag und setzte ihn auf. Sein schwarzer, durchsichtiger Schleier bedeckte halb ihr Gesicht.
    Ines Miller wartete in der Halle auf sie. Sie begleitete die be i den Frauen zu den schwarzen Limousinen, die vor dem Gutshaus warteten.
    "Bitte bleiben Sie bei uns, Ines", bat die Baronin, als die junge Frau zum Wagen des Verwalters gehen wollte, um mit dessen Familie zur Kirche zu fahren.
    "Weißt du, ob Torben gekommen ist, Ines?", fragte Stefanie, als sie in der ersten Limousine Platz genommen hatten.
    "Gesehen habe ich ihn noch nicht", erwiderte die Freundin.
    "Ich habe Torben heute morgen vom Flughafen abgeholt, B a ronesse Stefanie", sagte der Chauffeur, "und direkt zur Kirche gebracht. Er

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