Wenn dein Lächeln mich umarmt
Familie des Verwalters hinüber, die sich mit dem Bürgermeister unterhielt. "So geschäftig wie unser Bürgermeister wirkt, verpflichtet er gerade Torben zu einem Konzert in der G e meindeha l le."
"Er hat wundervoll gespielt."
"Und ich bin überzeugt, nur für dich und deinen Vater."
Stefanie schüttelte den Kopf. "Ines, hör auf, Torben und mich zu verkuppeln. So glücklich ich über sein Kommen bin und so gern ich ihn habe, uns verbindet nichts als Freundschaft."
"Fragt sich, ob er das auch so sieht", meinte Ines Miller. "Ich habe Augen im Kopf und sehe, wie er dich anschaut. So schaut man niemanden an, mit dem einen nur eine Sandkastenfreun d schaft verbindet."
"Wir haben heute noch nicht mehr als ein paar Worte gewec h selt." Stefanie ärgerte sich über ihr Erröten. Dafür bestand nicht der geringste Grund, zumal an einem Tag wie diesen. Sie dachte daran, wie ausgelassen ihr Bruder, Torben und sie durch den Park getobt waren. Volker und sie hatten zu Torben aufgeblickt. Bis zum Tod ihres Bruders war niemals auch nur der g e ringste Scha t ten auf ihre Kindheit gefallen.
Die junge Frau atmete tief durch. Der Tod ihres Vaters hatte a l te Wunden aufgerissen. Torben hatte an einem Musikwettbewerb teilgenommen und war in Begleitung seiner Eltern nach Ha m burg gefahren. Sie hatte mit Windpocken im Bett gelegen. So hatte Volker allein im Park gespielt. Es war ihre Großmutter gewesen, die ihn am späten Nachmittag tot im See hatte treiben sehen.
Ines stieß sie an. "Torben kommt zu uns hinüber", raunte sie ihr zu. "Entschuldige mich, ich würde gern ein paar Worte mit Doktor Sanwald sprechen." Sie steuerte auf den Arzt zu, der wenige Meter von ihnen entfernt mit seiner Frau stand.
Torben von Werntal nahm Stefanie den leeren Teller aus der Hand und reichte ihn einer Kellnerin. "Hast du Lust, ein paar Schritte mit mir zu gehen?", fragte er. "Hier drinnen ist es trotz der offenen Fenster und Türen ziemlich stickig."
"Gern." Stefanie wurde bewusst, wie sehr sie seine Nähe g e noss. So war es schon immer gewesen. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart sicher und geborgen. "Wie lange kannst du in Deutsc h land bleiben, Torben?", erkundigte sie sich, während sie den Bu l lenstall verließen und den Weg zu dem Kastanienhain einschl u gen, in dem sie während ihrer Kindheit so oft Verstecken gespielt hatten.
"Eine Woche, dann muss ich nach London zurück", erwiderte der junge Mann und legte freundschaftlich den Arm um sie, so wie er es schon hundert Mal zuvor getan hatte. "Ich bin gern in Lo n don, dennoch freue ich mich darauf, in ein paar Wochen für läng e re Zeit nach Deutschland zurückzukehren."
"Und was kommt nach Deutschland?" Stefanie blickte zu ihm auf.
"Amerika", antwortete er, "allerdings werde ich dieses Jahr auch noch einige Wochen in Italien verbringen."
"Ich bin so froh, dass mein Vater noch erleben durfte, wie aus dir ein in der ganzen Welt gefeierter Pianist geworden ist."
"Ich hätte ihm gern noch einmal für seine Hilfe gedankt." To r ben blieb stehen. "Wie geht es dir, Steffi? Du... Verzeih, das ist eine dumme Frage. Ich wünschte, ich könnte dir helfen."
"Du bist hier", sagte Stefanie. "Erinnerst du dich, wie oft ich als Kind zu dir gekommen bin, wenn mich etwas bedrückte? Ich konnte mit dir über alles sprechen."
"Daran hat sich nichts geändert." Er schaute ihr in die Augen. "Ich werde jederzeit für dich da sein, Steffi." Für einen flüchtigen Augenblick berührte er ihre Wange.
Seine Berührung erfüllte sie mit einer ungeheuren Wärme. Es fiel ihr schwer, sich nicht an ihn zu schmiegen. Er ist nur ein Freund, dachte sie, ein guter Freund, mehr ist da nicht. – Und wenn doch? Ines hatte sie schon früher mit Torben aufgezogen. Konnte es sein, dass sie sich längst in ihn verliebt hatte?
"Danke", sagte sie.
"Du musst mir nicht danken. Es ist selbstverständlich, dass ich für dich da bin." Er drehte sich um und wies zum Bullenstall, de s sen rotes Mauerwerk durch die Kastanienbäume schi m merte. "Und nicht nur ich werde für dich da sein. Es gibt eine ganze Menge Leute, die sich deiner Familie seit Generationen verbunden fühlen und alles tun werden, um dir beizustehen."
Von ihnen bist du mir der Wichtigste, dachte Stefanie. "Lass uns zurückgehen", schlug sie vor, "sonst wundert man sich noch, wo wir sind."
"Würde dir das so viel ausmachen?", fragte Torben von Wer n tal und blickte ihr erneut in die Augen.
"Nein, das würde es nicht." Nun schmiegte sie sich doch an
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