Wenn dein Lächeln mich umarmt
wollte noch die Stücke, die er zu Ehren Ihres V a ters spielt, auf der Orgel üben."
"Danke, Herr Kronmüller." Stefanie schenkte ihm durch den Rückspiegel ein Lächeln. Sie hatte vor zwei Tagen selbst mit To r ben telefoniert und er hatte ihr versprochen, rechtzeitig nach Ha u se zu kommen.
Die Wagen hielten auf dem Markplatz des Dorfes. Sie stiegen aus und gingen durch das Spalier der dunkelgekleideten Dorfb e wohner, die ebenfalls am Gottesdienst und der Beisetzung tei l nehmen wollten. Unter ihnen gab es nicht einen, dem der Baron nicht schon einmal im Laufe der Jahre geholfen hatte.
Der Pfarrer kam aus der Kirche und begrüßte die Baronin und ihre Enkelin. Unter Glockenklang führte er sie zu ihren Plätzen in der ersten Reihe vor dem Altar.
In der Kirche duftete es nach den Blumen, die das Gotteshaus und den Sarg des Verstorbenen schmückten. Stefanie hatte außer weißen Lilien auch rote Rosen gewählt, denn das waren die Lie b lingsblumen ihres Vaters gewesen. Über dem Altar lag die Decke, die ihre Urgroßmutter nach ihrer Hochzeit bestickt ha t te. Und auch die vergoldeten Leuchter, die auf dem Altar standen, waren ein Geschenk ihrer Familie.
Sie hätte sich gern umgewandt, um zur Orgel auf der Empore hinaufzusehen, aber das erschien ihr unpassend. So blickte sie starr geradeaus und hielt die Hand ihrer Großmutter, über deren Wangen hinter dem Schleier des Hutes Tränen rannen.
Es war ein sehr ergreifender Gottesdienst, in dem nicht nur der Pfarrer, sondern auch Hartmut von Werntal und der Bürgermeister des Dorfes die Verdienste des Toten würdigten. Stefanie dachte an all die schönen Stunden, die sie mit ihrem Vater erlebt hatte. Er hatte für sie stets nur das Beste gewollt. Sie nahm sich vor, ihn nicht zu enttäuschen.
Torben von Werntal spielte auf der Empore 'Time to say goo d bey'. Nie zuvor war dieses Lied Stefanie so nahe gegangen. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. "Ich vermisse dich so, P a pa", flüsterte sie lautlos. "So sehr."
Der Friedhof war schwarz von Menschen, als Gustav Baron von Ahrenberg zu Grabe getragen wurde. Stefanie hörte kaum die Worte, die am Grab ihres Vaters gesprochen wurden. Mit zitter n der Stimme wünschte sie ihm Lebwohl und warf einen Strauß leuchtend roter Rosen auf den Sarg hinunter.
"Es tut mir so leid, Steffi."
Die junge Frau blickte auf. Torben von Werntal, ihr Freund aus Kindertagen, stand vor ihr. Sein schmales Gesicht mit den dunklen Haaren wirkte unnatürlich blass. In seinen Augen stand Schmerz. "Danke, Torben", antwortete sie. "Ich bin so froh, dass du ko m men konntest."
"Nichts hätte mich davon abhalten können, Steffi." Der junge Pianist wandte sich der alten Baronin zu. "Ich habe Ihrem Sohn unendlich viel zu verdanken", sagte er. "Ich werde nie vergessen, mit welcher Hartnäckigkeit er mich gedrängt hat, Musik zu studi e ren."
"Du bist für ihn wie ein Sohn gewesen", meinte die Baronin und schloss ihn in die Arme. "Danke, Torben."
Nach der Beerdigung fand im ehemaligen Bullenstall des G u tes, der seit Jahren für Festlichkeiten genutzt wurde, ein Empfang statt, zu dem auch alle Dorfbewohner erschienen.
Stefanie hasste diese Zusammenkünfte nach einer Beerdigung. Sie hätte diesen Tag gern allein verbracht, um in Ruhe ihres V a ters zu gedenken. Am liebsten hätte sie sich heimlich davong e schlichen. Es ging nicht! Sie kannte das Testament ihres V a ters. Sie war nun die Gutsherrin und nicht nur für den Besitz, sondern auch für die Leute verantwortlich, die auf ihm arbe i ten.
Felicitas Baronin von Ahrenberg saß in einem bequemen Se s sel inmitten ihrer Verwandten und Freunde. Nachdem die Beise t zung ihres Sohnes hinter ihr lag, tat es ihr wohl, mit anderen Me n schen zu sprechen. Stefanie hörte, wie sie von der Kindheit ihres Sohnes erzählte und wie er schon mit drei Jahren auf dem Rücken eines Ponys gesessen hatte.
"Du solltest etwas essen, Steffi", mahnte Ines und drückte ihr einen Teller mit einem belegten Brot in die Hand. "Die nächsten Tage werden nicht leichter als die vergangenen sein. Du kannst es dir nicht leisten, zusammenzubrechen."
"Das werde ich schon nicht", erwiderte die junge Baronesse. "Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den Tod meines Vaters zu akzeptieren." Sie strich sich über die Augen. "Es gibt noch so vi e les, was ich ihm gern gesagt hätte."
"Du musst ihm nichts mehr sagen." Ines zog sie an sich. "Dein Vater hatte keinen Grund, an deiner Liebe zu ihm zu zweifeln." Sie wies zur
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