Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
jemand sterben müssen.
21. KAPITEL
Laurente, Samstagabend
Malcolm DeKreznick lehnte mit der Schulter am robusten Stamm einer Trauerweide, deren Blätter in der feuchten Brise wogten, und fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Seine Lippen waren klebrig, die Hand war nun blutverschmiert. Das Südstaatenmädel, das er soeben umgebracht hatte, war wirklich süß gewesen – er hatte immer noch den Geschmack ihrer Schreie auf der Zunge, wie ein Bonbon.
Er hatte aus erster Hand erfahren, dass die berühmte Südstaaten-Gastfreundschaft tatsächlich so charmant war, wie immer behauptet wurde.
Malcolm hatte sie vor ein paar Stunden entdeckt, als sie splitternackt im Pool ihres Daddys planschte, und der Versuchung konnte er nicht widerstehen, schließlich brauchte er die Energie für die kommende Schlacht. Er kicherte vor sich hin, leckte sich die Lippen und merkte, dass er nicht einmal ihren Namen wusste. Aber das machte nichts. Wer sie einmal gewesen war, das war nicht länger wichtig. Sie gehörte jetzt für immer ihm, genau wie die anderen. Der warme, berauschende Strom ihres Lebens – den er so mühelos aus ihr heraussaugte – war nun sein. Es war, als hätte er nicht nur ihren Körper vergewaltigt, sondern auch ihre Seele, und das war großartig. Genau das, was er brauchte. Dafür waren die Casus geboren. Deshalb hatte Malcolm so hart darum gekämpft, zurückkommen zu können, um das noch einmal erleben zu dürfen … und dann noch mal, und noch mal.
Sein Vergnügen wurde nur von einer Tatsache getrübt. Ihm war nicht klar gewesen, dass er im Kampf um die Dark Marker so schnell Konkurrenz bekommen würde. Aber kürzlich musste er erfahren, dass weitere Casus durch das Tor aus dem Meridian hinausgeschleust worden waren, auf die gleiche Weise wie er selbst. Das passte Malcolm überhaupt nicht. Er wollte Buchanans Dark Marker in die Hand bekommen, und wenn er dafür seine eigenen Artgenossen umbringen musste, würde ihm das nicht das Geringste ausmachen. Falls sie versuchen sollten, ihm das Kreuz abzunehmen. Calder wäre natürlich wütend, aber dazu hatte er auch jetzt schon allen Grund, weil Malcolm nur Tod und Schrecken verbreitete. Man hatte ihm gründlich eingetrichtert, dass er zurückhaltend vorgehen sollte – aber diese Entscheidung war ihm aus der Hand genommen worden.
Nach Kendra Wilcox war seine Gier zu schnell zu groß geworden. Jedes Mal, wenn eine Frau seine Aufmerksamkeit erregte, wuchs sie weiter, er konnte dem Trieb unmöglich widerstehen.
Sie gehört dir … nimm sie … nimm sie. Dafür bist du gemacht. Das ist dein Recht. Du musstest schließlich lange genug ohne auskommen.
Trotzdem bemühte er sich immer noch, maßvoll zu sein. Letzten Sonntag hatte er sich einen Hirsch geschnappt, aber dann musste er beobachten, wie Buchanan und die Frau von den Watchmen weggebracht wurden, außerhalb seiner Reichweite, und dabei hatte er so Großartiges mit ihnen vor. Selbst von seinem Beobachtungsposten im Wald aus konnte er spüren, dass die hübsche kleine Blondine den Talisman trug, und Hunger und Frust hatten ihn überwältigt. Um die Gier zu stillen, brauchte er die volle Dosis. Nämlich eine Frau, die um ihr Leben flehte. Er musste ihr ins Gesicht sehen, wenn sein wahres, wunderbares Selbst zum Vorschein kam. Auf der ganzen Welt gab es nichts Vergleichbares.
Hinterher hatte er das Mädchen in einem Canyon versteckt und alles so aussehen lassen, als sei es von einem wilden Tier angefallen worden, aber Buchanan würde die Wahrheit wissen, wenn er davon hörte. Der schleimige Merrick sollte wissen, dass Malcolm nicht herumsaß und Däumchen drehte.
Der Wind frischte auf, jagte tief liegende Wolken über den Mond von South Carolina, verdunkelte den Himmel, und seine blutbedeckten Lippen verzogen sich zu einem begrüßenden Lächeln. Der Anbruch der süßen, sündigen Nacht, das war seine Lieblingszeit, wenn es dunkel wurde … und Angst sich breit machte. Wenn die eisigen Finger der Schatten über das Rückgrat eines Menschen fuhren … und selbst die abgehärtetsten Seelen schnelle Blicke über die Schulter warfen, aus Angst vor dem, was hinter ihnen in der Schwärze der Nacht lauern konnte.
Es machte richtig Spaß, mit diesen Menschen zu spielen, wenn sie Angst hatten – aber so langsam wurde Malcolm der leichten Beute überdrüssig. Er wollte den Merrick, und heute Nacht würde er ihn sich endlich schnappen.
Von seinem Versteck aus hatte Malcolm beobachtet, wie Buchanan am
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