Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
„Jedenfalls nichts, das wir nicht schon längst hätten tun sollen. Ich hätte mich in Ravenswing ausziehen und zu dir ins Bett springen sollen. Aber ich wollte deine Entscheidung respektieren. Und warten, bis du von selbst vernünftig wirst. Wie bescheuert habe ich gehofft, du würdest endlich einsehen, dass du nur eins tun kannst, nämlich mit mir ins Bett zu gehen und dir von mir zu nehmen, was du brauchst. Aber nein, du musstest abhauen und beschließen, den edlen Narren zu spielen, der nicht riskieren will, mich zu verletzen. Tja, und weißt du was, Ian? Du hast jetzt gar keine Wahl mehr. Denn ich treffe die Entscheidung für dich.“
„Kapierst du denn nicht?“ In einer aggressiven, männlichen Geste reiner Wut warf er die Hände hoch. „An mir gibt es nicht das Geringste, das edel wäre.“
Sie schüttelte den Kopf. „Halt die Klappe. Die Geschichte von dem bösen Knilch kannst du wem anders erzählen. Ich durchschaue dich, Ian. Ich weiß alles über dich. Und wenn du mich nicht anfassen willst, dann werde ich eben dich anfassen.“
Im nächsten Augenblick hatte Molly die Entfernung zwischen ihnen schon überwunden und nestelte mit zitternden Fingern am obersten Knopf seines Hosenstalls.
„Was zum Teufel machst du da?“, schrie er und packte ihr Handgelenk so fest, dass es beinahe wehtat.
Molly funkelte ihn an. „Wonach sieht das denn aus, was ich tue? Ich nehme die Dinge jetzt selbst in die Hand. Du willst mich nicht berühren? Prima. Aber ich werde dich berühren.“ Sie senkte den Blick auf die deutlich sichtbare Ausbuchtung seiner abgetragenen Jeans. „Oder noch besser“, hauchte sie heiser. „Mehr als nur berühren.“
„Nichts hat sich verändert“, keuchte Ian und nahm ihren Kopf zwischen beide Hände. So hielt er sie fest, zwischen der Hitze seiner Handflächen, und lehnte seine Stirn an ihre. „Verflucht, Molly. Verstehst du das denn nicht?“
„Hör auf, mich anzulügen“, sagte sie leise. „Ich kenne dich. Ich habe in deinen Kopf hineingeschaut. Ich weiß, was du mir geben willst. Ich weiß, was du von mir brauchst. Du willst Sex, und das will ich auch. Du brauchst mein Blut, und auch das will ich dir schenken. Aber im Gegensatz zu dir weiß ich ganz genau, dass du mich unmöglich ernsthaft verletzen könntest. Ich sorge mich um dich, Ian, und deshalb muss ich hier sein, um dir zu helfen, diese Sache endlich hinter dich zu bringen.“
„Du hilfst mir aber nicht.“ Er hob den Kopf und zwang sich, sie loszulassen. „Du lenkst mich bloß ab. Das ist ein Riesenunterschied.“
„Ich kann dir helfen, wenn du mich nur lässt“, widersprach sie, mit Tränen in den Augen.
„Was, verdammt noch mal, willst du von mir?“
„Ich will, dass du aufhörst, dagegen anzukämpfen. Ich will, dass du dir endlich nimmst, was du brauchst.“
Was er brauchte? Er brauchte alles – ihr ganzes Wesen. Er wollte sie mit gespreizten Beinen völlig schutzlos unter sich sehen. Wollte ihr Blut schmecken, während er in sie eindrang. Wollte spüren, wie sie auf seine Schultern einhämmerte, sich an seinem Rücken festkrallte vor grenzenloser, unkontrollierbarer Leidenschaft.
Er wollte sie öffnen, aufbrechen, zwingen, ihm etwas zu geben, dass er sogar noch mehr begehrte als ihren Körper … mehr als ihr Blut. Etwas, das er gar nicht in Worte fassen konnte – und doch wusste Ian, wenn er es fand, würde er es festhalten mit eisernem Griff und jeden umbringen, der es ihm wieder wegnehmen wollte.
„Ich will alles von dir, Ian. Alles, was du mir geben kannst.“
Himmelherrgott, sie meinte es wirklich ernst.
Ian blickte auf sie herab, erkannte an ihren Augen, konnte riechen, mit allen Sinnen spüren, dass sie die reine Wahrheit sprach, und es zerriss ihn innerlich. Dann plötzlich knackte etwas in seinem Kopf, als könnte er hören, wie die letzten Fesseln zerbrachen, die ihn noch zurückhielten.
Bevor sie noch mal Luft holen konnte, küsste er sie, als ob sein Leben davon abhinge. Er konnte gar nicht genug davon kriegen … von ihr kriegen. Er hielt ihr Gesicht mit beiden Händen fest, der Kuss war beinahe wütend, gefährlich. Sie stöhnte, umklammerte seine schwitzenden Schultern, und er biss in ihre Unterlippe und musste sich zum Aufhören zwingen, bevor sie zu bluten begann.
Aber genau in diesem Augenblick war ihm klar, dass sie ihn dazu gebracht hatte, die Grenze zu überschreiten.
20. KAPITEL
Sein Atem ging schwer, als er sie hochhob und an sich drückte. Molly wollte jubeln vor
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