Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
Mitschüler nutzen, um dem Befragten schnell und vom Lehrer unbemerkt die richtige Lösung zukommen zu lassen. Bekommt der Lehrer das dennoch mit, wird das meist mit dem Kommentar bedacht: «Danke, dass ihr verhindert, dass euer Mitschüler zeigen kann, dass er es selber weiß.»
Zum Thema Vorsagen und Pfuschen gehören aber natürlich auch die Strafen der Lehrer: Wer schummelt und erwischt wird, bekommt Ärger. Gerne werden auch Mitschüler in Sippenhaft genommen. Kollektivstrafen sind zwar seit einiger Zeit verboten, das heißt ja aber noch lange nicht, dass man sie nicht trotzdem anwenden darf. Und das gilt nicht nur fürs Schummeln. Auch andere Vergehen werden so geahndet.
An der Tagesordnung waren bei uns Drohungen wie: «Wenn derjenige, der die Tische bemalt hat, sich nicht freiwillig bei mir meldet, dann müsst ihr alle nachsitzen und Tische schrubben oder den Schulhof fegen.»
Auch die Erhöhung der Hausaufgabenmenge wurde schon mal gerne damit begründet, im Unterricht habe man ja nichts geschafft, da ein paar Leute immer wieder gestört hätten. «Bedankt euch bei euren Mitschülern», hieß es dann immer.
Lehrer sind eben auch gewitzte Strategen: Schön die Gegner, also die Schüler, gegeneinander aufhetzen, um deren Kampfkraft zu schwächen. Gut, dass wir Schüler gegen solche Strategien und Kollektivstrafen das beste Mittel zur Verteidigung in unserer Hand haben: die kollektive Verweigerung. Soll der Lehrer doch allen Eltern einen Brief schreiben und sich beschweren. Den meisten Lehrern ist das schon zu viel Arbeit.
Stattdessen griffen bei uns viele Lehrer auf eine wirklich furchtbare Strafe zurück: Wer eine bestimmte Anzahl an Verfehlungen begeht, etwa dreimal seine Hausaufgaben nicht dabeihatte, muss einen Kuchen mitbringen.
Das traf uns natürlich hart. Den meisten Mädchen machte das Kuchenbacken Spaß, und die meisten Jungen sagten zu Hause: «Mama, ich muss einen Kuchen mitbringen. Wir wollen in der Schule zusammen frühstücken. Kannst du einen backen, oder gibst du mir Geld, damit ich einen kaufen kann?»
Wenn man jede zweite Verfehlung mit dieser «Strafe» belegt, dann kommt bei einer den Hausaufgaben nicht so sehr zugeneigten Klasse schon eine Menge Essbares zusammen. Ich sage nur so viel: Bei uns gab es jede Stunde Kuchen.
Krasse Kathete
Lehrer müssen sich verständlich ausdrücken, sonst sitzt ein Haufen Nichts-Verstehender vor ihnen, die am Ende nach Hause gehen und nicht mehr wissen, was sie gerade gelernt haben. So entstehen Weisheiten wie: «Angela Merkel war die Chefin der Stasi.» Oder: «Napoleon wollte den Euro einführen.»
Solchen Missverständnissen sollte ein Lehrer vorbeugen, denn dafür wird er bezahlt. Wobei er ganz nebenbei gesagt auch genauso bezahlt werden würde, wenn er den Schülern erzählen würde, dass der Dalai-Lama die Berliner Mauer eingerissen hat und heute als Mechatroniker in Magdeburg arbeitet.
Schüler allerdings werden nicht bezahlt und müssen trotzdem anwesend sein. Da kann man es doch ruhig mal verzeihen, wenn der eine oder andere Schüler nicht ganz so verständlich redet. Andererseits kann ich ein gewisses Verständnis für Lehrer aufbringen, die meinen, der Satz «Die Buch spricht von Liebe und mega Stress mit der Ollen» kann in einer Deutscharbeit nicht akzeptiert werden. Auch die Beschreibung eines Mordes mit der Inhaltsangabe «Der Hauptperson von Buch geht Hurensohn und macht ihn Messer» darf bemängelt werden. Aber kein Lehrer tut sich einen Gefallen, wenn er halbwegs vernünftiges Deutsch auch auf dem Schulhof durchsetzen möchte. Im Unterricht mag das etwas anderes sein, aber nur ein Lehrer bringt es wohl fertig, das Gespräch einer Gruppe Jugendlicher, an der er vorbeigeht, zu unterbrechen und Grammatikkorrekturen vorzunehmen. Die Schulhofsprache sollte an einer deutschen Schule auch Deutsch sein, wie ich finde, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, im Vorbeigehen noch schnell jemanden zu berichtigen. Aber da fehlt mir wohl das jedem Lehrer angeborene Sendungs- und Korrekturbewusstsein.
Andererseits kann ich verstehen, dass manche Dialoge für ungeübte Ohren durchaus befremdlich klingen. Etwa, wenn sich zwei Jungen auf dem Schulhof streiten und der eine brüllt: «Ey, deine Mutter (gesprochen Muddahh)!», und der andere dann empört ruft: «Ey, deine Muddahh selbst», nur, um am Ende festzustellen, dass sie ja eigentlich Brüder sind …
Wobei man in diesem Fall nie genau wissen kann, ob es sich nun um leibliche Brüder
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