Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Titel: Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Pieper
Vom Netzwerk:
ermöglicht.»
    Eine Unterkategorie der Eislaufeltern sind die Curling-Eltern. Sie planen nicht nur das Leben ihrer Kinder generalstabsmäßig durch, sondern räumen auch sämtliche Probleme ihres Nachwuchses eigenhändig aus dem Weg. Kinder von Curling-Eltern sind normalerweise aufgrund dieser Bemutterung nicht in der Lage, Probleme selbständig zu lösen. Außerdem sind sie meistens nicht sehr beliebt, denn es wagt keiner, mit ihnen zu sprechen oder zu spielen, da man beim kleinsten Fehlverhalten mit einem Anruf der Curling-Eltern rechnen muss, die sich beschweren, man dürfe so aber nicht mit ihrem geliebten Schätzchen umgehen. Dass sie ihr Kind damit unter den anderen Schülern absolut lächerlich machen, fällt ihnen nicht auf.
    Von den Curling-Eltern ist es dann auch nur noch ein kurzer Weg zu einer zweiten Unterkategorie: die Helikoptereltern. Diese Erziehungsberechtigten nehmen ihre Sorgepflicht etwas zu ernst und kreisen mit all ihren Gedanken und Tun ständig nur um ihr Kind. Ein eigenes Leben besitzen sie nicht mehr. Das merken sie aber erst, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Der Sturz in exzessive Nordic-Walking-Kurse ist dann die Folge.
    Mit dieser Art von Eltern ist ein weiterer Elterntypus verwandt: der Lehrerkiller. Genau wie die Eislaufeltern sehen die Lehrerkiller den Fehler nicht bei sich oder bei der Blödheit des eigenen Kindes, sondern suchen andere Gründe für die 5 in Mathe. Da können einem die Lehrer fast schon leidtun – und das will was heißen –, werden sie doch ähnlich einem Fußballschiedsrichter schnell zur Zielscheibe für persönlichen Frust, wenn der Nachwuchs sich doch nicht als zweiter Einstein herausstellt.
    Lehrerkiller
    Diese Art von Eltern nutzt jeden Elternabend, jeden Elternsprechtag und jede Lehrersprechstunde, um mit den Lehrern des eigenen Zöglings zu verhandeln.
    Anfangs läuft das noch recht zivil ab. Es werden leise Zweifel an der Notengebung geäußert: «Aber direkt eine 5 ? Hätte das nicht auch eine 4 sein können?!» Verneint der Lehrer dies, wird der Ton schon rauer: «Mein Sohn schreibt keine 5 in Mathe, das kann nicht sein!» Verweist der Lehrer dann sachlich auf die grottenschlechte Mathearbeit, schalten sich beim Lehrerkiller Vernunft und Verstand aus und alte Urinstinkte ein. Die Nackenhaare stellen sich auf, die Stirn wird zum Tal der Zornesfalten, und der Puls rast: «Sie … Sie … Sie haben doch keine Ahnung! Sie denken wohl, Sie hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen! Mein Sohn schreibt keine 5 , basta!» Das können ganz liebe Familienväter oder langweilige Postbeamte sein, wenn es um den schulischen Erfolg der eigenen Kinder geht, werden die Lehrerkiller zu Furien. Bald wird es bei jedem Elternsprechtag einen eigenen Security-Dienst geben, der die Lehrer vor dieser Art Eltern beschützen soll.
    Man denkt ja schnell, dass eher Väter zu solch cholerischen Verhaltensweisen tendieren. Die Verteilung ist da aber ganz geschlechtsunabhängig. Haben Sie schon mal eine wütende Mutter gesehen? Da kann jede Löwenmutter, die ihr Junges verteidigt, einpacken. Was Ausraster am Elternsprechtag angeht, herrscht vollkommene Emanzipation.
    Übrigens auch totale Integration. Da regt sich ein italienischer Vater genauso auf, wie eine deutsche Mutter und ein türkisches Elternpaar. Es werden nur andere Schimpfworte gebraucht.
    Wesentlich harmloser ist da die folgende Spezies:
    Ja-Sager
    Die Ja-Sager haben ihren Namen von ihrer einzigen Reaktion, die sie auf Kommentare eines Lehrers zu ihrem Sprössling haben. Der Lehrer sagt in ernstem Ton: «Ihre Tochter ist versetzungsgefährdet.» Oder: «Wir glauben, dass ihr Sohn heimlich Drogen nimmt, und außerdem hat er ein kleines Mädchen auf dem Schulgelände mit einer Glasflasche geschlagen.» Die Eltern hören, geblendet von der Autorität des Lehrers, nicht richtig hin, nicken vergnügt und freuen sich, wie viele Sachen der Lehrer über ihr Kind sagen kann. Der Lehrer denkt, er hätte die ernsthafte Botschaft mit der angebrachten Härte rübergebracht, aber die Ja-Sager gehen fröhlich nach Hause, weil sie ihren Zögling bei einem Lehrer, der so viele Details über es weiß, gut aufgehoben fühlen.
    In einem anderen Fall liegt die fehlende Reaktion der Eltern an deren Ignoranz allem gegenüber, was auch nur im Entferntesten mit Schule zu tun hat.
    Die Gleichgültigen
    Diesen Eltern geht es sonst wo vorbei, was ihr Kind in der Schule macht. Im Grunde ist ihnen auch ihr Kind komplett egal. Es würde sie

Weitere Kostenlose Bücher