Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
nicht mal kümmern, wenn es gar nicht zur Schule gehen, sondern stattdessen auf irgendwelchen Hinterhöfen mit Drogen dealen würde. Wenn ihr Kind sie nach zwanzig Euro für ein Schulbuch fragt, schimpfen sie kurz über die hohen Ausgaben für die Schule, geben dem Kind das Geld und wundern sich nicht, wenn ihr kleiner Plagegeist am nächsten Tag ein neues Computerspiel hat.
Die gleichgültigen Eltern werden oft während der gesamten Schulzeit nicht in der Schule gesichtet. Sie verpassen selbst die Abschlussfeier wahrscheinlich nur deswegen nicht, weil sie dazu mehrfach schriftlich eingeladen werden.
Wer dagegen immer präsent ist, ist die folgende Elternkategorie:
Protzeltern
Protzeltern oder auch Bonzen genannt, haben nicht in erster Linie Kinder, sie haben Geld. Ein bisschen was auf dem Konto zu haben, ist ja auch gar keine Schande, aber man muss ja nicht jedem Passanten sein Monatsgehalt in Form von Statussymbolen unter die Nase reiben.
Protzeltern bringen ihre Kinder gerne in großen Jeeps oder tiefer gelegten Sportwagen zur Schule. Öffnet sich dann die Tür eines solchen Gefährts, und das Kind steigt aus, so sieht man für den Bruchteil eines Augenblicks, bevor die Tür zufällt, eine aus Goldketten und Edelsteinringen bestehende Person auf dem Fahrersitz thronen, die ihre Augen nur mit Mühe offen halten kann, weil ihre Wimpernverlängerung zu schwer ist. Außerdem glänzt einem der strahlend weiße, von keinem Staubkorn getrübte Lack entgegen, als wenn der Besitzer dieses Papa-Mobils für Atheisten sagen wollte: «Ich habe zwar einen Geländewagen, aber nur Prolls würden mit so etwas im Gelände fahren. Selbst der Stadtdreck perlt von dieser Götterkutsche ab, denn wir haben Kohle genug, uns morgens und abends die Waschanlage zu leisten. Nein! Vielmehr haben wir eine eigene Waschanlage zu Hause, und nach der Autowäsche lecken zehntausend dressierte Hamster den Wageninnenraum sauber!»
Ich habe mich immer gefragt, ob solche Eltern eigentlich denken, sie tun ihren Kindern einen Gefallen, wenn sie sie dem Neid und Spott ihrer Mitschüler durch dieses Vorfahren vor der Schule aussetzen. Einer meiner Mitschüler, der sehr reiche Eltern hatte, die zu ebendiesem Verhalten neigten, hatte wenigstens Stil, ließ sich von ihnen eine Straße vorher schon absetzen und lief den restlichen Weg zur Schule.
Der Kontoauszug sagt allerdings nichts über das Verhalten gegenüber den eigenen Kindern aus. Es gibt genauso viele reiche wie arme Leute, die mal strenge Eislaufeltern und mal absolut entspannt sind. Letztere verdienen auch eine eigene Kategorie:
Die Verständnisvollen
Diese Art von Eltern ist locker und optimistisch. Im Unterschied zu den Gleichgültigen kümmern sie sich um das Schulleben ihres Kindes, aber machen dies nicht verbissen mit der Hoffnung, ihr Kind so zu Höchstleistungen treiben zu können, sondern durch Loben.
Kommt ihr Kind zum Beispiel mit einer 5 nach Hause, ist das überhaupt nicht schlimm. «Das kann ja mal passieren», denken sich die Verständnisvollen. Typische Sätze sind außerdem: «Beim nächsten Mal klappt das bestimmt besser» und «Wir haben dich auch lieb, wenn du mal keine gute Note schreibst.»
Verständnisvolle setzen ihr Kind nicht unter Druck. Sie sind die perfekten Eltern eines Schülers und lassen ihn sich entwickeln. Ob er es in die richtige Richtung tut, sei dahingestellt.
Andere Eltern denken, sie könnten nichts in der Erziehung falsch machen, weil sie selber Lehrer sind. Eltern und Lehrer gleichzeitig? Und dann auch noch an der gleichen Schule tätig, an der auch die eigenen Kinder sind? Das kann doch für alle Beteiligten nicht schön sein! Ist es auch nicht.
Lehrereltern
Dieser Art von Eltern kann ein Schüler nichts vormachen. Er kann nicht einfach sagen: «Das macht man jetzt so», oder: «Unser Deutschlehrer hat das aber so gesagt.» Die Lehrereltern rufen dann kurz privat bei ihrem Kollegen an oder erfahren spätestens am nächsten Tag, dass ihr Kind sie angelogen hat. Für sie ist die richtige Beeinflussung ihres Kindes überlebenswichtig, denn auf keinen Fall soll es sie vor den Kollegen blamieren. Sie leben nach Mark Twains Spruch: «Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.» In ihrem Falle wollen sie ihr Image als gute Eltern und Pädagogen im Lehrerzimmer verteidigen.
Eine andere Form der Lehrereltern sind die Eltern, die nicht an der gleichen Schule sind wie ihre Kinder. Sie sind eigentlich Doppelagenten. Diese
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