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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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war.«
    »Ja.«
    »Dr. Carrera hat mich adoptiert. Er hat mich immer wie den Sohn behandelt, den er nie hatte, also habe ich kaum einen Gedanken daran verschwendet. Aber jetzt …« Seine Stimme erstarb, und er starrte in die Schatten unter dem Bett, als hoffe er, dort eine Antwort zu finden. Als er endlich zu ihr aufblickte, sah sie Angst und Bedauern in seinen Augen. »Maria, es tut mir so leid. Mir war nie klar … was für ein Mensch er ist, wozu er fähig ist.«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Er zitterte. »Michael, du machst mir Angst. Sag mir, was los ist.«
    Sie hörten Schritte auf dem Flur. Er zuckte zusammen. »Keine Zeit. Du musst gehen. Noch heute Nacht.« Er zog ein gefaltetes Blatt aus der Tasche und drückte es ihr in die Hand. »Das wird alles erklären.«
    Er schaltete seinen Rollstuhl ein und fuhr in Richtung Tür. Maria stand auf. »Michael, wovon redest du? Weswegen soll ich gehen? Wo soll ich denn hin?«
    Sie wusste, dass Herzprobleme manchmal zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führten – hatte er möglicherweise gerade einen geistigen Aussetzer, weil sein LVAD nicht richtig funktionierte? Oder vielleicht einen Schlaganfall?
    »Michael? Wo steckst du?«, kam Heldas Stimme aus dem Flur.
    Maria rannte zur Tür, um die Schwester herbeizurufen, doch Michael packte sie fest am Arm. »Du befindest dich in Gefahr«, flüsterte er. »In schrecklicher Gefahr. Lauf, Maria. Sofort. Er darf dich nicht finden.«
    Sie wollte ihm widersprechen, doch sein Gesichtsausdruck brachte sie zum Verstummen. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Auch wenn die Andeutungen absurd erschienen, lächerlich, verrückt. Dennoch … sie nickte langsam. Er nickte zurück.
    »Warte bei der Laderampe hinter der Klinik auf mich. Ich werde seine Schlüssel an mich nehmen und nachkommen. Es tut mir leid«, sagte er. Dann öffnete er die Tür. »Helda, ich bin hier.« Er schloss die Tür hinter sich und ihr wurde klar, dass er das getan hatte, um ihr Zeit zur Flucht zu verschaffen.
    Vor was sie fliehen sollte, wusste sie nicht. Weshalb sollte Dr. Carrera ihr etwas antun wollen? Sie hatte den Mann vor gestern Abend nie gesehen – und da hatte er ihr das Leben gerettet. Aber Michaels Angst war echt gewesen. Angst um ihr Leben.
    Sie dachte an den Gesichtsausdruck, mit dem er sie angesehen hatte und zögerte nicht länger. Schnappte sich nur rasch die Jacke vom Stuhl, dann flüchtete sie auf den Balkon, die Eisentreppe hinunter, bis in den Hof.
    Die kalte Nachtluft war ein schneidender Kontrast zur Wärme, die sie vorhin noch erfüllt hatte, als sie in der Sonne gesessen und Michaels Aufmerksamkeit genossen hatte. Das einzige Licht kam aus dem Haupthaus hinter ihr, außerdem war der erste Stock des weiter abseits stehenden Klinikgebäudes von einem schwachen Schimmer umgeben. Sie hörte das Rauschen des Wasserfalls von weit her, leises Affengeheul, Vogelschreie, die Rufe der Zikaden und ein schrilles Heulen, bei dem sie Gänsehaut bekam. Das war kein menschlicher Laut.
    Über ihr ging eine Tür auf. Maria drängte sich eng an die kalte Steinwand neben der schmiedeeisernen Treppe. Sie hielt den Atem an, als ob das verhindern könnte, dass die Schatten sie preisgaben.
    Sobald die Gestalt über ihr wieder im Gebäude verschwunden war, sprintete sie in die Dunkelheit, und ihre Panik wuchs, während Michaels Worte in ihrem Kopf widerhallten: Lauf, Maria, lauf weg. Sofort …

24
    Jakes Flug nach Guatemala City war noch der einfachste Teil der Reise. Von dort aus nach Santo Tomás zu kommen war schon etwas schwieriger. Doch in seinem Jahr als verdeckter Ermittler in einer kriminellen Rockervereinigung hatte er viele neue Freunde in den unterschiedlichsten Behörden gewonnen. Ein paar von denen saßen an den richtigen Stellen in der DEA , der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde, und sie schafften es doch tatsächlich, Jake einen Platz in einem Hubschrauber zu verschaffen, der einen Einsatz zu Trainingszwecken flog.
    Caitlyn hatte er nicht erreicht, aber ihren CIA -Mittelsmann hier vor Ort. Der hatte allerdings keine guten Nachrichten gehabt. Offenbar war sie gemeinsam mit Hector Alvarado und einigen seiner ehemaligen Armeekumpel auf dem Weg in den Dschungel. Wohin genau oder wann sie zurückkommen würden, hatte dieser Romero auch nicht gewusst. Und er war auch alles andere als begeistert gewesen, dass Jake bereits im Land und auf dem Weg nach Santo Tomás war.
    Der Hubschrauber war voll besetzt, neben den Jungs von der DEA war auch

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