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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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denn seine Firma sorgt für ordentliche Staatseinkünfte, aber es gibt einen gottverdammten Grund dafür, dass er seit zwanzig Jahren nicht mehr in Guatemala war. Er hätte wissen sollen, dass seine Feinde nicht so leicht vergessen.«
    »Sie glauben, dass der Hubschrauber in die Luft gejagt wurde, weil jemand einen Anschlag auf Hector geplant hat? Und Caitlyn ist nur zufällig in die Schusslinie geraten?« Jake musterte den CIA -Agenten prüfend. Es war eine einleuchtende Erklärung, besonders nach all dem, was Jake über Alvarados Verbrechen während seiner Zeit bei den Kaibiles herausgefunden hatte.
    Vielleicht ein wenig zu plausibel? Außerdem kannte Romero Caitlyn nicht. Es bedurfte schon weitaus mehr als eines abgestürzten Vogels, um sie umzubringen. Verdammt viel mehr. Er schnappte sich eine Karte aus dem Handschuhfach und strich sie auf dem Armaturenbrett glatt. »Zeigen Sie mir die Stelle.«
    »Ich sage Ihnen doch, das hat keinen Sinn.«
    »Wo sind sie abgestürzt?« Jake gab nicht nach.
    Romero beugte sich nach vorn und zeigte auf einen Ort namens Cubiltzul. »Es gibt dort nichts bis auf ein verlassenes Mayadorf, das sich auf halbem Weg den Berg hinauf befindet. Unwegsames Gelände. Mitten im Dschungel.«
    Je mehr Romero ihn zu überzeugen versuchte, nicht nach Caitlyn zu suchen, desto entschlossener wurde Jake. Nicht nur wegen seiner Gefühle für Caitlyn, wie er sich selbst versicherte. Nein, sondern weil Romero etwas verbarg. Er wollte nicht, dass Jake in die Berge und nach Cubiltzul kam. Den Namen hatte er schon einmal gehört – es war eines der Mayadörfer, die Alvarados Einheit angeblich zerstört und dessen Bevölkerung sie massakriert hatte. Es gab weder Überlebende noch Zeugen – und auch keine Leichen, jedenfalls laut Bericht der UN -Kommission, die zur Aufklärung der Kriegsverbrechen eingesetzt worden war. Was gleichbedeutend war mit »es ist nie passiert«, zumindest was die nach dem Friedensabkommen eingesetzte Regierung und deren Geschichtsschreibung anbelangte.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Romero?«, fragte Jake. »Sie kennen doch bestimmt jeden, der in diesem Land etwas zu sagen hat.«
    Bei diesem Thema war Romero mit einem Mal viel auskunftswilliger. »Oh ja. Ich bin schon Jahrzehnte hier – nicht immer in Guatemala, nicht immer für die Firma. Mit den Marines war ich in Honduras, Nicaragua, dann ein kurzer Abstecher nach Kolumbien … aber die meiste Zeit habe ich hier in Guatemala verbracht. Soll ich für Sie ein paar Hebel umlegen und schauen, ob ich am Morgen eine Rettungsaktion in die Wege leiten kann?«
    »Nein. Ich möchte, dass Sie mir sagen, warum Sie mich anlügen.« Jake zog seine Glock aus der Tasche und zielte direkt auf Romero. »Und während Sie das tun, können Sie sich hinters Steuer setzen. Wir warten nicht bis zum Morgen.«

25
    Die Dunkelheit des Dschungels war anders als alles, was Caitlyn bisher erlebt hatte. Als Kind war sie oft in den Appalachen jagen und zelten gewesen – seit sie beim FBI war, kam sie kaum noch dazu –, aber diese Wildnis hatte wenig mit den Wäldern ihrer Kindheit gemein.
    Die Luft war irgendwie dicker, feucht und drückend; es war, als kämpfe sie sich durch ein unsichtbares Kraftfeld, das einen klebrigen Film auf ihrer Haut hinterließ. Die Gerüche waren intensiver, beißend, eine seltsame Mischung aus Kräutern, fauligen Früchten und scharfem Moder. Und erst die Geräusche: schrille Schreie der im Dunkel verborgenen Vögel, das Tschilpen der Insekten, leises Rascheln kleinerer Kriechtiere am Boden und an den Baumstämmen … eine vielstimmige Kakofonie.
    Doch am schlimmsten war das Gejaule.
    Es klang wie menschliches Wehklagen. Schmerzensschreie und verzweifelte Jammerlaute, die aus allen Richtungen zu kommen schienen. Einige ganz nahe, andere von weiter weg. Rein verstandesmäßig war ihr klar, dass es bloß Affen waren. Dennoch reagierte ihr Körper mit aufsteigender Panik, ein tief sitzender Reflex, den sie nicht abschütteln konnte.
    Der Weg war streckenweise so steil, dass Caitlyn wusste, sie waren auf dem Weg hoch in die Berge. Nicht weit von Marias Tempel entfernt gab es dort ein Dorf, das verlassen gewirkt hatte; daran erinnerte sie sich von den Satellitenaufnahmen. Weiter unten am Berg hatte es im Dickicht des Dschungels einige durch Brandrodung entstandene kleinere Flächen gegeben, auf denen Ackerbau betrieben wurde. Auf einer davon mussten sie gelandet sein.
    Sie hörte den Fluss rauschen, aber nur verzerrt, wegen der

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