Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
heruntergekommenen Verladerampe vorbei bis zu dem verlassenen Parkplatz, auf dem der Hubschrauber wartete.
Hector und seine Männer beugten sich gerade über eine Landkarte, die sie auf dem Kofferraum ihres Geländewagens ausgebreitet hatten. Jeder von ihnen hatte einen Brustgurt umgelegt, in dem jeweils eine Kalaschnikow steckte, außerdem trugen sie Ersatzmagazine bei sich.
»Also, wie gehen wir vor?«, fragte Caitlyn unbekümmert, gesellte sich zu der Gruppe und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie außer Atem war.
»Wir gehen überhaupt nicht vor, weil Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollten«, erwiderte Hector mürrisch. Sie erwiderte seinen missbilligenden Blick mit einem Lächeln. Zog die Karte näher zu sich. Dieselbe Gegend, in der Marias Tempel lag, nur befand sich der Punkt, den Hector markiert hatte, weiter nördlich, vom Tempel aus gesehen flussaufwärts.
»Tut mir leid, Hector. Sie haben Marias Sicherheit zu meiner Angelegenheit gemacht.« Das brachte ihr einen weiteren bohrenden Blick ein. Als ob sie das davon abhalten würde, ihre Arbeit zu erledigen. »Haben Sie eine Lösegeldforderung erhalten?«
»Meine Männer haben ein Guerillacamp nicht weit von hier aufgespürt. Das werden wir …« Er rückte das Gewehr vor seiner Brust zurecht. »… überprüfen.«
Genau. Und sie war der Kaiser von China. »Sie sind nicht mehr bei den Kaibiles. Sie können nicht einfach Zivilisten umbringen.« Wie hatte Romero das vorhin genannt? Extralegale Hinrichtungen. Nicht mit ihr.
Jetzt hatte sie die gesamte Truppe gegen sich aufgebracht. Vier wütende Augenpaare waren auf Caitlyn gerichtet.
»Sie werden Maria nicht viel nützen, wenn Sie in einem guatemaltekischen Gefängnis sitzen«, fügte sie vorsichtshalber noch hinzu.
»Das wird niemals geschehen. Ich habe immer noch sehr einflussreiche Freunde. Sowohl in diesem Land als auch in Amerika.«
»Gut. Dann denken Sie an Maria. Wenn Sie eine Schießerei beginnen, könnte sie im Kugelhagel umkommen. Möglicherweise wird sie auch gar nicht in diesem Lager festgehalten. Aber was, wenn sich Ihre ›Überprüfung‹ bis zu den Entführern herumspricht? Sie könnten Maria dann umbringen, als Vergeltung. Oder was, wenn die Entführer versuchen, mit Ihnen in Kontakt zu treten, während Sie unterwegs auf Ihrer kleinen Erkundungstour sind?«
»Wir haben klare Einsatzregeln.« Seine Männer blinzelten überrascht, warfen sich fragende Blicke zu, woraufhin einer von ihnen mit den Achseln zuckte. »Es handelt sich lediglich um eine simple Aufklärung. Das Feuer wird nicht eröffnet, es sei denn, wir werden beschossen. Und die letzte Nachricht der Rebellen schloss damit, dass ich am nächsten Morgen wieder von ihnen hören würde. Also bleibt uns die ganze Nacht. Zufrieden?«
Nein. Caitlyn hielt das für vollkommen schwachsinnig. Sie durfte ihn das nicht alleine durchziehen lassen. Irgendjemand musste sich um Marias Sicherheit kümmern. »Na schön. Gehen wir.«
»Sie gehen nirgendwohin. Hier haben Sie keinerlei Autorität.«
»Stimmt. Die habe ich nicht. Aber einen gewissen Einfluss bei der amerikanischen Regierung. Auch bei der Bundessteuerbehörde, der Arzneimittelzulassungsbehörde und der Bundeshandelskommission. Und die könnten sich ganz plötzlich genauestens für Ihre Firma interessieren, wenn Sie sich mit mir anlegen.« Sie ließ es gar nicht erst zu einem Blickwechsel kommen, um zu sehen, wer von ihnen beiden als Erstes nachgeben würde. Stattdessen drehte sie ihm den Rücken zu und rieb sich die Hände, als seien sie sich nun einig. »Oh, schicker Hubschrauber. Was ist das für einer, ein Bell
Ranger?«
Während sie einstiegen, hielten Hectors Männer großen Abstand und beäugten Caitlyn, als sei sie ein exotisches Tier im Zoo. Hector setzte sich vorne neben den Piloten, also schnappte sich Caitlyn ein Kopfhörer-Set, denn sie wollte ihn immer noch von seinem Vorhaben abbringen.
»Sie wissen, dass ich in Verhandlungsstrategien mit Geiselnehmern ausgebildet bin«, sagte sie. »Nehmen Sie mich als Mittler zwischen Ihnen und den Rebellen. Sie könnten einen Ihrer Männer als Dolmetscher mitschicken. Wir sollten sicher sein, dass Maria überhaupt dort ist, bevor wir uns auf irgendetwas einlassen.«
»Es geht um meine Tochter. Mein einziges Kind. Glauben Sie wirklich, ich würde ihr Leben irgendjemand anderem anvertrauen?« Trotz Motorlärm war seine Stimme lauter, als wenn er direkt vor ihr stünde.
»Gut, einverstanden.
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