Wenn der Wetterhahn kräht
weiter in dem Ruhm zu sonnen,
einen echten Schwerverbrecher hinter Schloß und Riegel gebracht zu haben.
Den Shandys konnte sein
stellvertretendes Sonnenbad nur recht sein. Sie hatten schon so viele
Telefonanrufe von wissensdurstigen Nachbarn über sich ergehen lassen, daß sie
vor lauter Verzweiflung das Telefon leise gestellt hatten, um das Klingeln
nicht mehr zu hören. Die wirklich wichtigen Anrufer, beispielsweise Huntley
Swopes Gattin und Cronkites Bruder Brinkley, hatten sich schon gestern abend
gemeldet.
Cronkite selbst hatten sie den ganzen
Morgen nicht zu Gesicht bekommen. Erst als Guthrie die vierte Tasse Kaffee
dankend ablehnte und Catriona in entschiedenerem Ton als zuvor gesagt hatte,
daß sie nun aber wirklich aufbrechen sollten, raste der Starreporter des Sprengel-Anzeygers auf seinem Motorrad auf den Crescent und eilte schnurstracks ins Haus. Er war
so aufgeregt, daß er sogar vergaß, vorher anzuklopfen, obwohl er normalerweise
ein höflicher junger Mann war. Er wedelte aufgeregt mit einem langen Stück
Papier.
»Hey, Professor! Sehen Sie mal, welche
Meldung wir gerade von der Associated Press bekommen haben!«
»Lassen Sie mal sehen, Swope«, Peter
rückte seine Brille zurecht, las ein paar Zeilen und begann zu kichern.
»Grundgütiger! Das ist ja kaum zu glauben!«
Helen gab ihm einen Stups in die
Rippen. »Peter, spann uns nicht auf die Folter! Sag, was drin steht!«
»›Stromausfall im Cryobiologischen
Labor in Kalifornien. Versuchspersonen aufgetaut, aber nicht aufgewacht!‹ Es
geht darum, daß mehrere ältere Menschen, unter anderem ein gewisser Jeremiah
Binks, der einzige Multimillionär aus Balaclava County, vor einigen Jahren
freiwillig an einem Experiment teilgenommen haben, bei dem sie mit Hilfe einer
besonderen — eh — Kühltechnik eingefroren wurden. Das Ziel bestand darin, sie
irgendwann in der Zukunft wieder aufzutauen, sobald ein Mittel entdeckt worden
wäre, das den Alterungsprozeß rückgängig machen kann, so daß sie in den Genuß
ewiger Jugend gekommen wären.«
»Was für ein schrecklicher Gedanke!«
meinte Guthrie. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als immer und ewig
fünfundzwanzig Jahre alt sein zu müssen. Wieso sind sie denn jetzt schon
aufgetaut?«
»Anscheinend war das Labor einige Tage
lang unbeaufsichtigt, da man davon ausging, daß es nicht sonderlich viel zu
beaufsichtigen gab. Als schließlich jemand hinging, um nach dem rechten zu
sehen, stellte sich heraus, daß ein kleines Erdbeben einen Stromausfall
verursacht hatte. Die freiwillig Eingefrorenen waren nicht nur aufgetaut,
sondern außerdem von — eh — Schimmelpilz befallen.«
»Um Gottes willen! Und was jetzt?«
»Es laufen bereits mehrere Klagen und
außerdem möglicherweise sogar strafrechtliche Verfahren gegen das Labor. Dabei
ist der Fall Binks ganz besonders kompliziert. Das Binks-Vermögen wird momentan
treuhänderisch verwaltet, da man bisher davon ausgegangen ist, daß der
rechtmäßige Besitzer eines Tages wieder aufwachen würde. Da dies nach den jüngsten
Ereignissen nicht möglich sein wird, muß schnellstens die Alleinerbin gefunden
werden, eine gewisse Miss Winifred Binks, die vor einigen Jahren auf mysteriöse
Weise verschwand, nachdem sie ihren letzten Cent dafür ausgegeben hatte, ihre
Ansprüche auf den Besitz ihres Großvaters geltend zu machen.«
»Heiliger Katzenfisch!« rief Catriona.
»Und was passiert, wenn die Frau nie wieder auftaucht?«
Peter lächelte geheimnisvoll. »Oh, ich
denke, sie wird bestimmt wieder auftauchen. Wie wär’s mit ein paar Vitaminen,
Swope? Was halten Sie beispielsweise von einem Glas Orangensaft?«
»Hervorragende Idee«, sagte Cronkite.
»Mir fällt gerade ein, daß ich heute morgen vergessen habe zu frühstücken. Sie
haben nicht zufällig ein oder zwei Eier übrig, Mrs. Shandy?«
»Aber sicher. Nein, Cat, bleib bitte
sitzen. Laß mich das nur machen. Spiegelei oder Rührei, Cronkite?«
»Was am schnellsten geht. Wir müssen
zum Woeful Ridge, Professor.«
Das war das Zeichen zum Aufbruch.
Während Cronkite sein verspätetes Frühstück herunterschlang, sammelten Catriona
und Guthrie die wenigen Habseligkeiten ein. die sie mitgebracht hatten, und
verabschiedeten sich. Sie waren schon fast zur Tür heraus, als Guthrie stehen
blieb.
»Oh, ich habe völlig vergessen, euch zu
erzählen, daß die Polizei in New Haven das FBI gebeten hat, Elisas
Fingerabdrücke zu überprüfen. Dabei hat sich herausgestellt, daß sie
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