Wenn der Wetterhahn kräht
geweckt, als irgend jemand irgendwann zuvor ihnen gewidmet
hatte — außer vielleicht Praxiteles’ Freundin, falls er eine hatte. Die
heimlichen Sammler, wer immer sie auch sein mochten, sahen möglicherweise in
Helen die einzige Bedrohung für die ansonsten äußerst erfolgreiche
Verwirklichung ihrer Pläne.
Peter tätigte seinen letzten Anruf,
ließ sich mit dem Chefredakteur des Sprengel-Anzeygers verbinden und
teilte selbigem mit, daß sein Starreporter momentan damit beschäftigt sei, in
Shandys Gästezimmer ein wohlverdientes Schläfchen zu halten. Dann beschloß er,
einen kleinen Spaziergang nach Walhalla zu machen, dem Hügel oberhalb des
Campus, auf dem Professor Stotts gediegenes Haus und die Villa des
College-Präsidenten sozusagen Giebel an Giebel nebeneinander standen.
»Ich schau schnell bei Iduna vorbei und
frage, ob ich sie herfahren soll«, rief er nach oben.
»Hervorragende Idee, Schatz«, rief
Helen zurück. »Vielleicht braucht sie jemanden, der ihr beim Gepäcktragen
hilft. Ihr Rücken macht ihr seit kurzem wieder zu schaffen. Bis du zurück bist,
bin ich fertig.«
Dan Stott hatte endlich seinen alten
Buick in Rente geschickt und sich dafür einen neuen Kombi zugelegt. Er war
stabil, bequem und geräumig, genau das richtige Gefährt für die Fahrt nach
Maine. Peter fühlte sich wieder etwas besser, als er Iduna Stott half, einen
riesigen Picknickkorb, eine Kühltasche mit Getränken und zwei Koffer im Wagen
zu verstauen, dazu kamen noch ein Regenmantel von der Größe eines Militärzeltes
und eine dicke Strickjacke, die so riesig war, daß je nachdem mehrere Helens
oder eine Iduna darin Platz hatten.
»Das dürfte für Sie zwei eine Weile
reichen. Möchten Sie, daß ich Sie bis zu unserem Haus fahre?«
»Nett von Ihnen, Peter, aber ich fahre
lieber selbst. Helen kann mich später immer noch ablösen.«
Von Walhalla bis zum Crescent, auf dem
die Shandys wohnten, brauchte man mit dem Auto länger als zu Fuß, da man zuerst
das gesamte College umfahren mußte. Iduna meisterte das Lenkrad genauso
professionell und lässig wie den Teig für ihre köstlichen Pasteten.
»Grauenhaft, dieses Feuer, nicht? Was
sollen die armen Leute, die in der Fabrik gearbeitet haben, jetzt bloß
anfangen? Sie können nicht mal mehr ihre Sorgen in der Kneipe ertränken, ich
habe nämlich in den Nachrichten gehört, daß das ›Bursting Bubble‹ bis auf die
Grundmauern abgebrannt ist. Es sind nur noch ein paar zerbrochene Bierflaschen
und ein übler Gestank davon übrig.«
»Dann müssen die Leute wohl nüchtern
bleiben, ihr Arbeitslosengeld abholen und beten, daß sie etwas anderes finden,
bevor ihnen das Geld ausgeht, fürchte ich«, antwortete Peter. »Wenigstens haben
sie ihre Häuser nicht verloren.«
»Noch nicht! Der Himmel weiß, was
passiert, wenn sie irgendwann die Hypotheken nicht mehr bezahlen können. Ich
wüßte nur gern, was der Mann sich gedacht hat, der die verflixte Kanone
abgefeuert hat.«
»Woher wollen wir wissen, daß es ein
Mann war?« fragte Peter. »Ist überhaupt sicher, daß die Kanone abgefeuert
wurde? Gibt es Zeugen?«
»In den Nachrichten wurde zwar nichts
darüber gesagt, aber jeder, der etwas gesehen haben könnte, soll sich unbedingt
melden. Das Problem scheint darin zu bestehen, daß nach Anbruch der Dunkelheit
vor der Fabrik nie sehr viel los ist, es sei denn, im Schulgebäude findet eine
Veranstaltung statt, was natürlich jetzt während der Schulferien und während
der Renovierung nicht der Fall ist. Mrs. Lomax hat mir erzählt, daß ein neuer
Boiler eingebaut werden soll und sämtliche Klassen neu gestrichen werden. Sie
hat einen Cousin, der zum Wartungspersonal gehört.«
»Ich wüßte nicht, wo sie keinen Cousin
hätte«, stöhnte Peter. »Eins ist jedenfalls sicher, jetzt braucht die Schule
ihren neuen Anstrich noch dringender als vorher.«
»Stimmt. Überall klebt fettiger Ruß.
Ich bin froh, daß ich die Fenster nicht zu putzen brauche. Aber so gibt es
wenigstens ein paar Aushilfsjobs für die Männer, nicht, daß die Frauen sie
nicht auch bräuchten. Es wird ihnen bestimmt fehlen, daß sie nicht mehr ständig
mit ihren Kolleginnen zusammen sind. Das ist der Nachteil, wenn man zu Hause
bleiben muß, es ist ganz schön einsam, wenn man niemanden hat, mit dem man
reden kann. Das war einer der Gründe, warum ich damals in South Dakota Zimmer
vermietet habe. Außerdem brauchte ich natürlich dringend Geld, nachdem unser
Kutschpeitschengeschäft Bankrott gemacht
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