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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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alt genug war, Köder zu schneiden, un’
hab’ noch nie gehört, daß wer von ‘nem Wal mitgenommen worden is’, wie mir das
jetz’ passiert is’. Du willst mir wohl ‘n Wind aus ‘n Segeln nehmen, was?«
    »Das würde ich nicht mal im Traum
wagen. Als wir drei über Bord gegangen sind, haben wir selbst gehofft, daß uns
ein Wal aufliest, aber wir hatten leider kein Glück. Dann warst du also die
ganze Zeit auf dem Rücken des Wals?«
    »Ich glaub’ schon. Bin wohl
zwischendurch immer wieder ohnmächtig geworden. Ich hab’ versucht, meine
Position zu bestimmen, so gut es ging, un’ Bong!, schon war ich wieder ganz
woanders. Dann is’ der Nebel gekommen, un’ ich konnte mich nich’ mehr
orientieren, aber das war mir auch schnurz, weil ich ja gedacht hab’, daß ich
eh vor die Hunde geh’. Früher oder später muß der Wal sowieso tauchen, un’ das
wär’s dann gewesen. Aber der is’ nich’ getaucht, warum, weiß ich auch nich’.
Man hätt’ ja annehmen können, das Vieh kriegt irgendwann mal Hunger oder so.
Ich hatte jedenfalls ‘nen Riesenhunger, das könnt’ ihr mir glauben.«
    »Wie sind Sie denn von dem Wal
heruntergekommen?« fragte Iduna.
    »Das Biest hat mich abgeworfen. Wir
sind schön langsam rumgekurvt, nich’ schneller als ‘n halben Knoten, würd’ ich
sagen. Der Wal hat sich nich’ überanstrengt, das muß man sagen, was aber keine
Kritik sein soll, denn ohne den wär’ ich jetzt schließlich nich’ hier. Aber der
Himmel is’ dunkler un’ dunkler geworden, un’ der Nebel dicker un’ dicker, ich
war ganz schön fertig. Hab’ nur noch gedacht, was soll der Mist überhaupt, da
mach’ ich lieber gleich Schluß.«
    »Noch einen Keks?« erkundigte sich
Iduna.
    »Vielen Dank. Ja, so war das. Da kann
ich auch genausogut runterrutschen un’ mich ins Meer kippen lassen, hab’ ich
gedacht. Aber ich weiß auch nich’, irgendwie war selbs’ das noch zu
anstrengend. Und dann hab’ ich gedacht, Mensch, ich spinn’ wohl, da is’ja ‘n
Licht im Hafen. Ich glaub’, der Wal hat es auch gesehn, denn er hat sich
rumgedreht un’ mich abgeworfen. Das wär’s dann wohl, hab’ ich gedacht, un’
schon bin ich abgesoffen.«
    Er schob sich den Rest seines Kekses in
den Mund. »Aber von wegen, auf einmal hab’ ich festen Boden unter’n Füßen un’
hör’ wen singen. Na, hab’ ich mir gedacht, jetzt stehste am Himmelstor, da
kannste auch genauso gut hingehen un’ selbs’ Harfenstunden nehmen. Un’ dann bin
ich immer weiter gegangen, un’ jetz’ bin ich hier. Un’ saufroh drüber, wenn ich
mal so sagen darf. Ich hätt’ gern noch zwei oder drei von den Keksen, wenn Sie
noch welche überhaben, Iduner.«
    »Es ist leider nur noch einer da, aber
den können Sie gern haben. Meinen Sie, der Nebel wird sich morgen früh
gelichtet haben?«
    »Möglich wär’s«, meinte Eustace. »Aber
vielleicht auch nich’.«
    »Ich frage nur, weil unsere Verpflegung
äußerst knapp ist, wissen Sie«, entschuldigte sich Iduna.
    »Hölle auch, verhungern werden wir
schon nich’. Wir können Muscheln vom Felsen abkratzen un’ rösten, wir dürfen
bloß das Feuer nich’ ausgehen lassen. Wir können sogar Seetang essen, wenn wir
sons’ nix mehr haben. Das einzige Problem is’ Trinkwasser. Vermute, ihr habt
keins dabei, oder?«
    »Nein, daran habe ich wirklich nicht
gedacht. Wir haben noch eine halbe Thermosflasche voll Limonade, zum Frühstück
etwa einen Schluck Kaffee pro Person, drei Orangen und noch reichlich
Weintrauben. Das müßte eigentlich fürs erste reichen. Und ich habe eine
Schachtel mit Erfrischungstüchern dabei, falls sich jemand frisch machen
möchte.«
    »Rum haben Sie auch noch«, erinnerte
sie Eustace.
    »Von dem Sie allerdings jetzt nichts
mehr bekommen, falls das ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein soll. Sie
haben uns eben selbst geschildert, wie Sie immer wieder ohnmächtig geworden
sind, als Sie auf dem Wal geritten sind. Vermutlich haben Sie von dem Schlag
auf den Kopf, den ihnen die Ganoven verpaßt haben, eine leichte
Gehirnerschütterung davongetragen. Bei Kopfverletzungen darf man auf keinen
Fall Alkohol trinken.«
    »Pah. Sie halten mich wohl für ‘n
Weichei, was? Ich hab’ ‘nen Kopf aus Granit.«
    »Glaub ja nicht, du könntest Iduna
überreden, dir auch nur einen Tropfen von dem Zeug zu geben«, schnaubte
Catriona. »Du solltest lieber abwarten, wie du dich morgen früh fühlst, statt
zu versuchen, deinen Zustand auch noch zu verschlimmern. Wir sind

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