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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht gerade
gut ausgerüstet, was Krankenbetreuung betrifft. Ich wünschte mir zwar, daß es
anders wäre, aber leider haben wir nicht mal eine Extradecke für dich.«
    »Hunh.« Erstaunlicherweise begann
Eustace leise zu kichern. »Kannste dich noch erinnern, wie du heut’ morgen an
Bord gekommen bis’, Cat? Ich hab’ dich gefragt, is’ das alles, was ihr an
Ballast mithabt, un’ du has’ gesagt, wir woll’n ja schließlich nich’ die Nacht
auf dem Kahn zubringen. Das war ja wohl ‘n bißchen voreilig, was?«
    »Vielen Dank für die Belehrung. Ich
glaube, ich suche uns noch ein bißchen Feuerholz.«
    »Cat, geh bitte nicht allein hinaus in
diesen Nebel«, bat Iduna. »Unser Vorrat reicht auf jeden Fall bis morgen früh.«
    Sie hatte nicht übertrieben. Nachdem
sie an Land gespült worden waren, hatten sie sich zunächst ein wenig aufgewärmt
und etwas gegessen, danach waren Helen und Catriona sofort losgezogen, um Holz
zu sammeln. Sie hatten einen ansehnlichen Stoß zusammengetragen, zum einen,
weil sie das Feuer zum Überleben brauchten, zum anderen, weil die Anstrengung
ihren Kreislauf wieder in Schwung brachte und sie etwas Sinnvolles zu tun
hatten, das ihre Lage weniger verzweifelt erscheinen ließ. Inzwischen sah alles
ein klein wenig besser aus, und Catriona gab bereitwillig nach.
    »In Ordnung, Iduna, dann lasse ich es
eben, wenn es dich aufregt. Wahrscheinlich bin ich nur ein bißchen zappelig.
Warum, zum Teufel, habe ich bloß nicht daran gedacht, meine Schreibmaschine
mitzubringen? Und eine Batterie, um sie anzuschließen. Das übliche Problem
unserer westlichen Industriegesellschaft, wir sind viel zu abhängig von der
Technik. Man braucht nur mich anzuschauen, ich bin absolut tastatursüchtig.
Wenn ich Abraham Lincoln wäre, würde ich mir einfach ein verkohltes Holzstück
vom Feuer nehmen und damit Gleichungen auf die Felsen kritzeln.«
    »Warum in aller Welt solltest
ausgerechnet du mathematische Gleichungen lösen?« erkundigte sich Helen. »Du
kannst doch nicht mal dein eigenes Konto ausgleichen. Zumindest war es früher in
South Dakota so. Außerdem ist der Nebel so dick, daß er deine Zeichen schon
abgewaschen hätte, bevor du überhaupt damit fertig wärst. Sollten wir nicht
irgendwas aufstellen, worin wir die Flüssigkeit sammeln können? Dann hätten wir
wenigstens etwas zu trinken. Wir könnten doch die Plastiktassen dazu nehmen.«
    »Wie wär’s, wenn wir einfach die Zunge
rausstrecken?« brummte Eustace. »Wie lange meint ihr wohl, daß Wedgwood Munce
uns allein hier draußen rumhocken läßt wie ‘ne Schar Krähenscharben? Wenn Wedge
merkt, daß die ›Ethelbert Nevin‹ nachts nich’ vor Anker gegangen is’, fährt der
sofort raus un’ sucht uns, da geh’ ich jede Wette ein. Un’ der gibt ers’ auf,
wenn er uns gefunden hat.«
    »Woher willst du das so genau wissen?«
knurrte Catriona. »Besonders engagiert ist mir Wedgewood Munce noch nie
vorgekommen. Nach allem was ich gehört habe, haben seine Brüder ihm den Job als
Hafenmeister nur zugeschanzt, weil sie es satt hatten, ihn ständig zu
unterstützen.«
    »Ich sag’ ja gar nich’, daß das nich’
stimmt. Aber ich hab’ mir neulich fuffzig Dollar von Wedge geliehen, un’ er
will unbedingt, daß ich ihm den Zaster diese Woche zurückzahle, egal was
passiert. Er weiß, daß ich heut’ mit euch raus zu den Walen fahren wollte. Oder
gestern oder wann es war. Ich hab’ ihm davon erzählt, als ihr angerufen un’
reserviert habt. Also weiß er, daß ich euer Geld hab’, wenn ich zurückkomme, un’
ihr könnt sicher sein, daß Wedge seit der Flut oben auffer Landungsbrücke sitzt
un’ wartet un’ seine verdammte Flosse ausstreckt, um mich sofort beim
Schlafittchen zu packen, wenn ich anlege. Er verflucht mich bestimmt schon,
würd’ mich jedenfalls nich’ wundern, weil er Schiß hat, daß die ›Ethelbert
Nevin‹ mit Mann un’ Maus gesunken is’ un’ er sein verdammtes Geld nich’
kriegt.«
    »Soll das ein Witz sein, Eustace? Für
den Fall kann ich dir nur versichern, daß ich alles andere als belustigt bin«,
bemerkte Catriona kühl.
    Iduna war mitfühlender. »Mr. Munce wird
sicher nicht mehr auf der Rückgabe des Geldes bestehen, wenn er herausfindet,
daß Sie Ihr Boot verloren haben.«
    Eustace gab sich keinen falschen
Hoffnungen hin. »Man merkt, daß Sie Wedge Munce nich kennen, Iduner. Wedge is’
der gemeinste Kerl von Kittery bis Calais, ohne Ausnahme. Als er letztes Mal
die fuffzig Dollar verlangt

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