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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hat, hab’ ich ihm das glatt ins Gesicht gesagt.
Wedge, sag’ ich, wenn’s zwei von deiner Sorte gäb’, würd’ ich einen von euch
abmurksen, damit ihr euch nicht vermehrt.«
    Eustace spuckte aus, drehte dabei aber
seinen Kopf mit höflicher Rücksicht auf die Empfindungen der anwesenden Damen
zur Seite. »Ich kenn’ bloß eine Person, die mich noch mehr auf die Palme bringt
als Wedge Munce, un’ das is’ die Lady, die Woody Fingal sich an Land gezogen
hat. Wie nennt die sich noch gleich, Cat? Ambrosia irgendwas?«
    »Elisa Alicia Quatrefages, aber frag
mich bloß nicht nach dem Grund. Was hast du denn gegen Elisa Alicia, Eustace?
Ich wußte nicht mal, daß du sie kennst.«
    »Meine Schuld war’s nich’. Letzte Zeit
kommt die dauernd runter zu ‘n Booten, steht blöd rum un’ stellt dumme Fragen.
Als ich sie zuletzt gesehen hab’, hat sie ‘ne Kamera umhängen gehabt wie ‘n
verdammter Tourist. Ich schwöre, die hat fuffzehn oder zwanzig Bilder allein
vonner ›Ethelbert Nevin‹ gemacht. Ich saß aufm Steg un’ hab’ Hummerkörbe
geflickt, un’ sie hat verlangt, daß ich für sie poussiere oder wie das heißt.
Ich hab’ gesagt, für zehn Kröten poussier ich für sie sogar auf’m Kopf un’
spiel dabei Mundharmonika.«
    »Hat sie eingewilligt?«
    »Nöh, hat bloß ‘n Kopf geschüttelt un’
gesagt, das war ihr zu teuer und daß sie bloß die Atmosphäre oder so was
einfangen will. Ich hab’ zufällig grad’ ‘nen Eimer mit Fischköpfen unter der
Bank stehen, die schon ‘ne Woche oder zwei gezogen hatten, weil ich sehen
wollte, ob die Hummer die lieber fressen als die Köder, die ich sons’ immer hab’.
Die verdammten Biester sind so selten geworden, daß man am besten zu ihnen
runtertaucht un’ ihnen ‘ne Einladung mit Goldrand vor die Scheren hält, damit
die in die verfluchten Körbe kommen. Also hab’ ich den Deckel runtergenommen un’
ihr den Eimer vor die Nase gehalten. Hier, hab’ ich gesagt, da ham Sie Ihre
Atmosphäre, Lady, schnuppem Sie das mal.«
    »Eustace, das ist ja ekelhaft!«
kicherte Catriona. »Schade, daß ich nicht dabei war. Was hat Elisa Alicia dazu
gesagt?«
    »Sie hat gesagt, der Gestank wär’ gottserbärmlich,
was ich wirklich übertrieben fand, schließlich waren’s ja bloß stinkige alte
Fischköpfe, wenn ihr mich fragt. Ich hab’ schon bedeutend Schlimmeres gerochen.
Sie is’ jedenfalls nich’ geblieben, um noch mehr zu schnuppern, aber ihr werdet’s
nich’ glauben, am nächsten Tag is’ sie schon wieder da un’ will unbedingt
wissen, ob man mein Boot chartern kann. Ich hab’ gesagt, wer will denn mein
Boot chartern, un’ sie hat gesagt, ‘n Freund von ihr. Ich frag’, ob er mit mir
rausfahren will, un’ sie sagt, nee, der will allein rausfahren. Also sag’ ich,
ohne mich läuft hier nix, da is’ sie abgerauscht un’ seitdem hab’ ich sie nich’
mehr gesehen. Has’ du nich’ gemerkt, wie schlecht ich die letzen Tage drauf
war, weil sie mir so gefehlt hat?«
    Er erwartete, daß sie über seinen
Scherz lachen würden, also taten sie ihm den Gefallen. »Wenn ich sie das
nächste Mal treffe, erzähle ich Elisa Alicia, wie sehr du sie vermißt«,
versprach Catriona.
    »Das mach’ man. Die fehlt mir fast so
sehr wie die Frostbeulen, die ich immer gekriegt hab’, als ich noch mit Vetter
Tram well auf der ›Rudy Vallee‹ in den Grand Banks gefischt hab’. Sie hätten
Tramwell sicher gemocht, Iduner. Has’ du ihn mal getroffen, Cat?«
    »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Na ja, besonders viel verpaßt has’ du
nich’. Tramwell hat immer Saxophon gespielt. Wenn er nich’ gespielt hat, hat er
gesungen, un’ zwar durch die Nase wie der echte Rudy, bloß noch verdammt viel
schlechter. Gott, Tram war wirklich schrecklich. Un’ das Allerschlimmste war,
man konnte nich’ runter von dem Kahn. Er war sogar draußen in den kleinen
Booten noch zu hören, ihr wißt ja, wie Wasser trägt. Er hat dauernd ›My Time is
your Time‹ gewimmert wie ‘ne verdammte Heulboje, bis man nich’ übel Lust hatte,
rüberzurudern un’ ihm mit ‘m Ruder eins überzubraten.«
    »Was ist denn aus Ihrem Vetter
geworden?« Wie gewöhnlich interessierte sich Helen mehr für die Fakten. »Ist er
im Radio aufgetreten?«
    »Nöh. Eines Nachts isser über Bord
gegangen, die ›Rudy Vallee‹ war total vereist, das Eis auf Deck war fast acht
Zentimeter dick. Ich hab’ mich schon damals gefragt, wer wohl hinter ihm stand,
als er ausgerutscht is’, aber ich

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