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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zurückkommen, um nachzusehen, ob wir
auch ertrunken sind.«
    »Das werden sie bestimmt nicht«,
versicherte Iduna. »Die haben es nämlich sehr eilig, nach Paraguay zu kommen.«
    »Paraguay? In Eustace’ altem Kahn?«
    »Deshalb haben sie ihn ja überhaupt
gestohlen.«
    »Willst du damit sagen, daß sie an der
Walbeobachtung nur teilgenommen haben, weil sie vorhatten, die ›Ethelbert Nevin‹
zu kapern?«
    »Selbstverständlich. Was meinst du
denn, warum sie das ganze Zeug dabeihatten?«
    »Aber das ist doch völlig
hirnverbrannt. Für wen halten die sich denn? Sir Francis Drake? Und warum
ausgerechnet Paraguay? Paraguay ist doch auf dem Wasserweg gar nicht
erreichbar, oder?«
    »An der brasilianischen Küste vorbei
nach Uruguay, dann den Paraná hoch durch einen Großteil von Argentinien«, sagte
Helen. »Die müssen total bescheuert sein. Woher weißt du überhaupt, daß sie
nach Paraguay wollen, Iduna?«
    »Nichts einfacher als das. Erinnerst du
dich noch an Mr. Bjornstern, dem ich das Zimmer im unteren Stockwerk vermietet
hatte?«
    »War das nicht der nette alte Mann mit
dem großen weißen Schnurrbart? Er hat ihn sich immer mit der Serviette
hochgebunden, damit er nicht in die Suppe fiel. Natürlich erinnere ich mich an
ihn. Was hat denn Mr. Bjornstern mit der Sache zu tun?«
    »Er war stocktaub, wie du sicher noch
weißt.«
    »Ja, ich erinnere mich. Zuerst haben
wir immer alle gebrüllt wie am Spieß, bis wir schließlich begriffen haben, daß
wir uns viel leichter mit ihm unterhalten konnten, indem wir einfach die Worte
mit dem Mund formten und ihn alles von den Lippen ablesen ließen.«
    »Genau. Nachdem ihr beide ausgezogen
wart, habe ich einigen meiner neuen Mieter den Trick verraten. Es hat mir
soviel Spaß gemacht, die Unterhaltungen mitanzusehen, bei denen alle redeten
und trotzdem nichts zu hören war, daß ich mit der Zeit selbst ganz gut gelernt
habe, von den Lippen abzulesen. Als ich erst einmal herausgefunden hatte,
worüber der Kerl mit der Landkarte sprach, hielt ich es für das Beste, zunächst
so zu tun, als ob ich schlief, und sie heimlich weiter zu beobachten. Wußtest
du beispielsweise, daß man dich bereits seit zwei Monaten überwacht, Helen?«
    »Mich? Du machst wohl Witze. Warum
sollte mich wohl jemand überwachen?«
    »Wegen der Wetterfahnen. Deshalb wollen
die Typen auch nach Paraguay. Soweit ich verstanden habe, gibt es dort einen
verrückten Milliardär, der antike Wetterfahnen sammelt, und sie sind dabei,
welche dorthin zu bringen, die sie gestohlen haben.«
    »Wetterfahnen von Praxiteles Lumpkin?
Das glaube ich nicht! Wo hatten sie die Dinger denn versteckt, haben sie
darüber auch gesprochen?«
    »Auf dem Boot. Deshalb hatten sie auch
die Riesenkoffer dabei.«
    »Aber wie konnten sie das?«
    »Ich würde sagen, das war ganz
einfach«, meinte Catriona. »Sie haben sie ganz einfach zerlegt und nur die
Figur und das Kreuz mit den Himmelsrichtungen mitgenommen. Die Vorrichtung, mit
der die Fahnen auf dem Dach befestigt waren, ist für den Sammler sicher nicht
so wichtig, denke ich.«
    »Da könntest du recht haben. Du liebe
Zeit! Dann war der Gegenstand, mit dem er Eustace umgebracht hat, vielleicht
sogar ein Stück von einer der Wetterfahnen. Aber das würde auch bedeuten, daß
immer noch Hoffnung besteht, die Wetterfahnen zurückzubekommen. Die Küstenwache
wird die ›Ethelbert Nevin‹ bestimmt ziemlich schnell finden.«
    »Es sei denn, ein Wal hat sie in die
Mangel genommen.«
    Catriona bemerkte, daß sie wieder
taktlos gewesen war. »Viel wahrscheinlicher ist allerdings, daß die Kerle im
Nebel auf einer der kleinen Inseln Schiffbruch erlitten haben. Dann braucht man
sie bloß noch aufzusammeln, mitsamt ihren Wetterfahnen. Und du wirst die Heldin
des Tages sein, Marsh.«
    »Eher eine klägliche Imitation«,
protestierte Helen. »Ihr beiden seid die Heldinnen, nicht ich.«
    »Ach Quatsch. Ich erkläre uns hiermit
alle zu Heldinnen. Ich hätte übrigens liebend gern noch ein bißchen Kaffee,
aber ich schätze, wir sparen ihn lieber für unser Frühstück auf. Genau wie die
restlichen Sandwiches. Es kann noch eine Weile dauern, bis man uns findet, und
ich sehe nicht ein, warum wir in der Zwischenzeit hungern sollen. Was hast du
sonst noch in deinem Korb, Iduna?«
    »Die Thermoskanne mit der Limonade, die
wir gestern nicht getrunken haben. Helen. Ich habe vergessen, sie
wegzuschütten. Aber sie schmeckt sicher noch. Nur schade, daß wir keinen Topf
zum Aufwärmen haben, sonst

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