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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hatte. Peter ging so weit nach vom,
wie er überhaupt konnte, blieb kerzengerade stehen und starrte in den Nebel,
bis der Hafenmeister ihn schließlich anschnauzte und anwies, sich zu setzen.
Peter setzte sich und starrte weiter.
    Plötzlich rief Munce: »Der Wind fängt
an aufzufrischen.«
    »Gott sei Dank!« sagte Peter.
    Wahrscheinlich konnten sie ihn dort
hinten sowieso nicht hören, doch auch das interessierte ihn nicht. Er sprach
ohnehin mit sich selbst. Er beobachtete, wie der Nebel aufriß und in Fetzen
fortgeweht wurde. Nach langem, langem Warten erspähte er plötzlich etwas Helles
genau vor ihnen.
    »Ein Licht!«
    »Ich seh’ nichts«, brüllte Munce
zurück.
    »Genau vor uns! Da vorn!«
    »Menschenskind, Pete, du hast recht«,
schrie Guthrie. »Sieht aus wie ein Signalfeuer.«
    Munce drehte den Motor voll auf. Peter
verfluchte sich, weil er seinen Feldstecher vergessen hatte, und starrte
gebannt auf den flackernden Punkt. Der Punkt wurde größer. Der Wind blies in
ihre Richtung und wehte ihnen den Geruch eines Holzfeuers zu.
    Jetzt stand auch Guthrie bei ihm im
Bug. »Ein brennendes Boot kann es nicht sein. Dann würden wir Benzin riechen.
Könnte Treibholz sein.«
    Er sprach sehr leise. Guthrie war immer
sehr ruhig, wenn es mulmig wurde, erinnerte sich Peter. Lieber Gott, bitte
mach, daß es Helen ist!
    Sie fuhren an einigen verlassenen kleinen
Inseln und einem einsamen Wal vorbei, den sie keines Blickes würdigten.
Schließlich näherten sie sich einem Felsgebilde, das ebenfalls nicht sonderlich
sehenswert gewesen wäre, wenn nicht auf seinem höchsten Punkt ein Feuer
gebrannt hätte, um das vier kleine Gestalten wie wild herumsprangen. Zwei
warfen noch mehr Holz ins Feuer. Die bei weitem größte Gestalt schwenkte etwas
Riesiges, Weißes in der Luft, das aussah wie ein Bettlaken mit Ärmeln. Und die
kleinste Gestalt, die etwas leuchtend Rosafarbenes trug, hob beide Hände an den
Mund wie zu einem Megaphon. Mit dem Rauch des Feuers wehte der Wind Rufe zu
ihnen über das Wasser, die sogar das Motorengeräusch übertönten und immer
deutlicher und lauter wurden: »Peter! Peter! Peter!«
     
     

Kapitel
14
     
     
     
     
     
     
     
    I ch wußte, daß du es warst.«
    Helen umarmte das schreckliche grüne
Hemd, das Peter vergessen hatte auszuziehen, noch fester. »Ich wußte zwar, daß
es unmöglich war, aber ich war mir ganz sicher. Wie bist du hergekommen?«
    Peter rieb seinen Mund an Helens Haar,
das nach Rauch roch und nach Salz schmeckte. »Ich bin gelaufen,
selbstverständlich. Das ist doch im Moment unwichtig. Erzähl mir lieber, was
mit dir passiert ist!«
    Zweifellos hatten die anderen
Schiffbrüchigen bereits alles erzählt, doch Peter hatte nicht zugehört. Für ihn
war nur Helen wichtig gewesen. Er konnte sich noch erinnern, daß er sich bereit
erklärt hatte, mit Guthrie und den drei Frauen auf der Insel zu bleiben. Es war
völlig unmöglich, alle sieben Personen gleichzeitig auf dem offenen Boot des
Hafenmeisters den weiten Weg nach Hocasquam zurückzubringen. Nachdem Wedgwood
Munce seine fünfzig Dollar von Eustace Tilkey kassiert hatte, waren die beiden
losgefahren, um das Boot der Küstenwache, das sich irgendwo in der Nähe
aufhielt, herzulotsen, damit es sie bergen konnte.
    Catriona und Guthrie teilte sich einen
Felsen am Feuer. Guthrie hatte seinen Arm um sie gelegt, zweifellos aus rein
nachbarschaftlichem Mitgefühl. Iduna reichte ein paar Törtchen herum, die sich
die Gestrandeten als eiserne Ration aufbewahrt hatten, falls sie eine weitere
Nacht auf der einsamen Insel hätten verbringen müssen.
    »Wir hatten gar keine Gelegenheit,
Muscheln zu rösten«, meinte sie ein wenig bedauernd. »Hier, Peter, nehmen Sie
sich auch ein Törtchen. Es wäre doch dumm, sie den ganzen Weg zu Cats Haus
zurückzuschleppen.«
    Außerdem wäre es jammerschade um das
gute Essen. Peter nahm das Gebäck dankend in Empfang und verfütterte das meiste
davon an Helen. Ihr Frühstück sei ein wenig karg ausgefallen, gestand sie ihm,
und zum Mittagessen habe es lediglich fünf Träubchen pro Person gegeben. Sie
hatten den Morgen damit verbracht, die Insel nach neuem Feuerholz, Muscheln und
allem, was möglicherweise eßbar war, abzusuchen, waren jedoch nicht sonderlich
erfolgreich gewesen.
    »Wir haben nur eine Menge Algen
gefunden«, teilte sie ihm mit. »Aber niemand wußte so recht, was wir damit
machen sollten. Rohe Algen lassen sich schrecklich schwer kauen. Das Zeug ist
zäh wie Gummi.«
    »Zu schade,

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