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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Kommandounternehmens hatten. Sie sind schließlich
verheiratet!«
    »Stimmt, Laurie würde mich umbringen,
wenn ich mich erschießen ließe. Sagen Sie mal, Peter, glauben Sie, daß die
Überlebenskämpfer etwas mit den gestohlenen Wetterfahnen zu tun haben?«
    »Ich kann es mir zwar nicht vorstellen,
Roy«, antwortete Peter matt, »aber ausschließen kann man es natürlich nicht.
Darüber möchte ich momentan lieber nicht nachdenken. Ich will nur eins:
möglichst schnell nach Maine und Helen finden.«
    »Höchstwahrscheinlich sitzt sie gerade
wohlbehalten im Haus ihrer Freundin und versucht verzweifelt, Sie anzurufen.«
    »Das hoffe ich auch, selbst wenn ich
nicht möchte, daß sie sich meinetwegen Sorgen macht. Aber vielleicht wäre mein
kleiner Ausflug nach Maine auch dann nicht ganz umsonst. Guthrie Fingal hat mir
eben erzählt, daß es in seiner Forstwirtschaftsschule gebrannt hat und die
Wetterfahne von Praxiteles Lumpkin, die Helen dort fotografiert hat, seitdem
spurlos verschwunden ist.«
    »Dann haben Sie Ihre Antwort ja schon,
Peter. Helen ist in Wirklichkeit längst nicht mehr in dem Boot, sondern
losgezogen, um Fingals Wetterfahne zu suchen.«
    »Falls Sie annehmen, daß mich diese
Aussicht auch nur im geringsten beruhigt, haben Sie sich geirrt, Roy. Geht es
eigentlich nicht schneller als in diesem Schneckentempo?«
    Das ließ sich der junge Mann nicht
zweimal sagen. Kurz darauf war Peter endlich wieder zu Hause, duschte in aller
Eile, schlüpfte in eine Hose, mit der er sich wieder unter die Leute wagen
konnte, entschuldigte sich bei Jane Austen für alle vergangenen und zukünftigen
Vernachlässigungen und erklärte den Enderbles, warum er ihre Freundlichkeit
weiterhin in Anspruch nehmen mußte.
    Glücklicherweise war die Gutmütigkeit
seiner alten Nachbarn grenzenlos. Sie wünschten ihm viel Glück, baten ihn,
ihnen sofort Bescheid zu sagen, sobald er Helen gesund und munter
wiedergefunden hatte, woran sie keinen Moment zweifelten, und versprachen ihm,
Jane so gut wie unter diesen Umständen überhaupt möglich bei Laune zu halten.
    Dann saß er auch schon in seinem
eigenen Wagen und raste mit gefülltem Tank Richtung Norden. Er schaltete das
Radio ein, um zu verhindern, daß sich seine Gedanken ausschließlich um die
Frage drehten, wohin sich das Zentrum seines persönlichen kleinen Universums
verlagert hatte. Sogar Bach konnte kaum etwas ausrichten, doch wenigstens
erinnerte ihn die Musik daran, daß noch andere Menschen unterwegs waren und er
gut daran tat, sich wenigstens einigermaßen auf seine Fahrkünste zu
konzentrieren.
    Peter mußte unbedingt an etwas anderes
denken, doch er befand sich auf der wunderschönen Route 495, nicht auf der
teuflischen 128, die einen unablässig mit neuen Gefahren konfrontierte, denen
man nur unter Einsatz des Lebens gerade noch entgehen konnte. Er konnte
beispielsweise an Miss Binks und ihren gefrierfreudigen Großvater denken. Helen
hatte eine Schwäche für das Bizarre und wäre sicher hingerissen von der
Geschichte.
    Es war zwecklos. Er konnte genausogut aufhören,
sich selbst etwas vorzumachen, und einfach ehrlich sein und an Helen denken.
Helen als besonnene, erfahrene Bibliothekarin, Helen, wie sie in der Küche
stand und Marmelade kochte, Helen mit Jane auf dem Schoß vor dem Kamin, Helen,
wie sie selbstbewußt und klug in ihrem Talar vor ihrem faszinierten Publikum
einen Vortrag hielt, Helen, bezaubernd und wunderschön im zartrosa Seidenkleid
auf dem Fakultätsball, Helen unbekleidet in seinen Armen im Bett. Wie lang war
diese gottverdammte langweilige Straße eigentlich noch?
    Kurz vor Portsmouth hielt er an und
kaufte sich einen Hamburger und eine Tasse Kaffee, nicht weil er hungrig war,
sondern weil er es für das Vernünftigste hielt. Die Amarantpfannkuchen und das
Löwenzahngebräu hatten besser geschmeckt. Er stieg wieder in seinen Wagen und
führ weiter.
    Als er die Piscataqua-Brücke überquert
und Maine erreicht hatte, war er nicht mehr zu halten. Er geriet zwar auf der
Schnellstraße noch in eine Nebelbank, ließ sich jedoch selbst davon nicht
beirren. Bereits kurz nach Mittag entdeckte er ein schmales Holzschild, das an
einem Baum am Straßenrand hing und verkündete, daß er Sasquamahoc erreicht
hatte. Guthrie Fingals Anweisungen waren kinderleicht zu befolgen, denn es gab
kaum Straßen, auf denen man sich verfahren konnte.
    Als er sich der Forstwirtschaftsschule
näherte, sah er als erstes die ausgebrannte Scheune. Ein großer Mann in

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