Wenn der Wetterhahn kräht
wo die ›Ethelbert Nevin‹ Schiffbruch
erlitten hatte.
Das Versteck war kinderleicht zu
finden, schon nach kurzer Zeit entdeckten sie die aufgewühlte Erde, die nicht
sehr überzeugend mit ein paar Felsstücken kaschiert worden war. Die beiden
Koffer, der Weidenkorb, der Gerätekoffer und die Zubehörtasche waren nicht
sonderlich tief vergraben und ließen sich leicht hervorziehen.
»Viel Mühe haben sie sich mit dem
Graben wirklich nicht gemacht«, brummte Peter.
»Sie haben offenbar geglaubt, sie
könnten ihre Beute wieder zurückholen, sobald sie ein anderes Boot gekapert
hätten«, meinte Helen. »Scheußliche Kerle! Na, dann nichts wie los, Peter. Mach
die Koffer auf und laß uns nachsehen, was drin ist. Ich traue mich kaum
hinzuschauen.«
Doch ihre Bedenken stellten sich als
unbegründet heraus. Sie fanden die drei kürzlich entwendeten Wetterfahnen, die
sorgfältig in einen Sprengel-Anzeyger eingewickelt waren. »Wie schade,
daß Swope kein Foto davon machen kann«, bemerkte Peter, doch Helen hörte gar
nicht zu. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt. Praxiteles Lumpkins
Meisterwerke nach etwaigen Beschädigungen zu untersuchen.
Der Mann im Badezuber hatte eine kleine
Delle in der Badebürste davongetragen, doch das ließ sich leicht reparieren.
Die Kuh mit Eimer dagegen war nicht sehr pfleglich behandelt worden, der Eimer
mußte dringend restauriert werden. Guthrie Fingals Baumfäller war in
Topzustand. Helen war entzückt.
»Schau mal, Peter, er hat sogar ein
Eichhörnchen auf dem Kopf. Als ich die Fotos gemacht habe, dachte ich, es wäre
irgendein komischer Hut.«
»Wahrscheinlich ist es eine alte
Tradition hier in Maine, Eichhörnchen auf dem Kopf zu tragen. Was ist denn
eigentlich in dem Fischkorb hier? Grundgütiger, Helen, sie hatten vor, die ›Ethelbert
Nevin‹ zu tarnen.«
Peter entfaltete das Stück bemalte
Leinwand, das er im Korb gefunden hatte, und breitete es auf dem Boden aus. Es
war genau so zugeschnitten, daß es auf den oberen Heckteil des Bootes paßte,
und kunstvoll mit Buchstaben bemalt, die alt und verwittert aussahen. Der neue
Name des Bootes lautete:
GUY
LOMBARDO
ROCK
Um welchen Ortsnamen mit dem Zusatz
»Rock« es sich handelte, hatte man geschmackvoll unkenntlich gemacht.
»Clever«, bemerkte Helen. »Hier gibt es
viele Orte mit ›Rock‹. Der Heimathafen könnte überall und nirgends sein. Im
Gerätekoffer ist noch ein Stück Leinwand mit Zahlen, wahrscheinlich wollten sie
damit die richtige Registriernummer des Bootes verdecken. Und in der
Zubehörtasche befindet sich ein Topf mit Klebstoff. Die Kerle müssen sich
superschlau vorgekommen sein.«
Peter hielt das Stück Leinwand mit den
Zahlen an das Boot. »Maßgeschneidert, würde ich sagen, auf alt getrimmt, damit
es genau zum Bootsrumpf paßt. Das können sie nicht von heute auf morgen gemacht
haben, was meinst du, liebste Helen? Ich frage mich nur, wie sie es geschafft
haben, daß die Stücke so haargenau passen.«
»Sie haben das Boot abgemessen und
jemanden Fotos machen lassen.«
Helen hätte an dieser Stelle von Elisa
Alicia Quatrefages berichten können — vielleicht hätte sie dies sogar unbedingt
tun sollen — , doch der Hubschrauberpilot wurde allmählich ungeduldig und
wollte sie wieder nach Hocasquam zurückbringen. Er hatte über Funk eine weitere
Gruppe Polizisten angefordert, die sofort nach der Landung die Beute in Empfang
nehmen sollte, da es sich um Beweisstücke handelte, die sichergestellt werden
mußten. Spätestens dann würde sie es ihnen sagen müssen, doch zuerst wollte sie
mit Peter sprechen, schließlich war Guthrie Fingal ein alter Freund von ihm.
»Jammerschade, daß Sie den Wagen noch
abholen müssen«, sagte der Pilot hilfsbereit, als er sich von ihnen
verabschiedete. »Ich hätte Sie auch vor Ihrer Haustür absetzen können.«
»Ach, das ist schon in Ordnung«, sagte
Peter. »Vielleicht ein andermal.«
»Wozu es hoffentlich nie kommen wird«,
fügte er hinzu, als der Hubschrauber wieder abgehoben hatte.
Sie übergaben der Polizei die beiden
Koffer, den Korb, den Gerätekoffer sowie die Zubehörtasche und erhielten eine
Quittung. Helen teilte den tief beeindruckten Polizisten mit, wie wichtig und
wertvoll die ihnen anvertraute Fracht war. Sie versprachen, besonders gut auf
die Kuh und den Eimer, den Mann im Zuber und den Holzfäller mit dem
Eichhörnchen auf dem Kopf aufzupassen. Um einiges erleichtert stieg sie in den
Wagen.
»Soll ich fahren, Liebling? Du bist
bestimmt
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