Wenn der Wetterhahn kräht
alte
Haus gebaut hatte, mußte ein gutes Auge für landschaftliche Schönheit gehabt
haben. Peter genoß die Schlichtheit und die wunderschöne Lage des Gebäudes.
Nach all den unruhigen Wassermassen konnte er sich nicht sattsehen an den sanft
gewellten Hügeln und weiten Feldern. Die vielen schwarzäugigen Susannen ließen
zwar darauf schließen, daß Catriona McBogles Felder einige Wagenladungen besten
Düngers nötig hatten, doch er mußte zugeben, daß die hübschen orangegelben
Sterne dem Miteinander von sittsamen weißen Margariten und blau-lila Wicken
eine gewisse heitere Note verliehen.
Er erzählte, bekam seinen Drink, trank
ein paar Schlucke und stellte das Glas neben sich ins Gras. Er fand es danach
viel zu mühselig, es bis an die Lippen zu führen. Es war auch viel zu mühselig,
die Augen offenzuhalten. Als Helen wieder draußen erschien, strahlend sauber
und in ein Sommerkleid mit Blumenmuster gehüllt, fand sie ihren Gatten
schlafend und ihre Freunde auch nicht sonderlich wach vor.
»Na, ihr seid mir ja eine muntere
Gesellschaft! Nein, Guthrie, bleiben Sie bitte sitzen. Ich nehme mir Peters
Drink. Ich wollte sowieso nur ein ganz klein wenig, sonst schlafe ich nachher
auch noch ein. Cat, wie wär’s, wenn Peter und ich euch alle zum Abendessen einladen
würden? Gibt es hier irgendwo in der Nähe ein einigermaßen gutes Restaurant?«
»Nein, gibt es nicht und kommt auch gar
nicht in Frage. Wir werden schon irgendwas in meiner Küche auftreiben. Du
bleibst doch zum Essen, nicht, Guthrie?«
»Danke für die Einladung, Cat, aber ich
bin ohnehin schon viel zu lange weg gewesen. Ich mache mich besser auf die
Socken, ich werde bestimmt schon in der Schule erwartet. Helen, Sie und Peter
werden doch hoffentlich morgen früh nicht einfach losfahren, ohne sich von mir
zu verabschieden?«
»Daran hätten wir nicht mal im Traum
gedacht«, versicherte sie ihm. »Würde mich nicht wundem, wenn Peter später noch
kurz bei Ihnen vorbeischaut, vorausgesetzt natürlich, daß wir ihn soweit wach
bekommen, daß er sein Abendessen zu sich nehmen kann. Sie sind doch zu Hause,
nicht wahr?«
»Klar. Ich bin auf jeden Fall da. Im
allgemeinen entferne ich mich nicht weit von meinem Heim.«
»Seine Frau ist der Globetrotter in der
Familie.« Catriona nahm ihm anscheinend übel, daß er nicht zum Abendessen
blieb, vermutete Helen, sonst hätte sie sicher so ein delikates Thema nicht
aufs Tapet gebracht. »Wo ist sie denn diesmal hin, Guth?«
Er zuckte mit den Achseln. »Was weiß
ich? New York, glaube ich. Ich habe längst aufgegeben, ihre Reisen zu
verfolgen. Also dann, bis später, Leute. Vielen Dank für den Drink.«
Kapitel
17
I duna schüttelte mitfühlend ihre
silbergoldenen Locken. »Wenn das die Früchte der Frauenbewegung sein sollen,
dann kann ich nur sagen: pfui Teufel. Sich vorzustellen, daß eine Frau einfach
wochenlang verschwindet, ohne ihrem Mann auch nur zu sagen, wo sie hinfährt!
Das könnte ich Daniel ebensowenig antun, wie ihm zu befehlen, morgens
aufzustehen und mein Frühstück zu machen.«
»Bei uns macht Peter normalerweise
immer das Frühstück«, gestand Helen. »Aber ich weiß, was du meinst, Iduna. Ich
würde mich auch nicht so ohne weiteres davonmachen, wenn es sich irgendwie
vermeiden ließe, und ich würde ganz bestimmt nicht wollen, daß Peter mir so
etwas antäte. Ich möchte deine Freunde wirklich nicht kritisieren, Cat, aber
die Fingals scheinen eine etwas merkwürdige Ehe zu führen.«
Inzwischen hatten sie es sich alle in
der riesigen Küche gemütlich gemacht und schauten ihrer Gastgeberin dabei zu,
wie sie mit der Erfahrung aller Gastgeberinnen, die auf dem Lande lebten und
daran gewöhnt waren, im Sommer Scharen von Besuchern zu beköstigen, im
Handumdrehen die leckersten Dinge hervorzauberte. Die Wucht, mit der Catriona
die Platte mit kalten Brathähnchen auf den Tisch knallte, war wohl nicht
beabsichtigt gewesen.
»Meinetwegen brauchst du wirklich nicht
um den heißen Brei herumzuschleichen, Marsh. Außerdem geht es mich nichts an,
was Guthrie und Elisa Alicia mit ihrem Leben anfangen.«
»Unsinn, Cat. Ich kenne keine
akademischen Kreise, in denen sich nicht jeder brennend für das Privatleben des
anderen interessiert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es hier oben bei euch
anders sein sollte. Oder sollte ich lieber hier unten sagen?«
»Nur wenn du damit Lubec oder Eastport
meinst, aber heutzutage kümmert das sowieso keinen mehr,
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