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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zu retten, der sich in der
Talgküche aufhielt, als Sie mit Hilfe ihrer berühmten Wurftechnik die
Handgranate in das Gebäude geschleudert haben.«
    »Wovon reden Sie überhaupt? Leutnant,
hier liegt eindeutig eine Verwechslung vor. Ich habe keine Ahnung, warum diese
Leute so infame Lügen über mich verbreiten, aber ich bin nicht länger bereit,
untätig herumzustehen und mir das anzuhören.«
    »Oh, ich glaube, das sollten Sie aber«,
sagte Leutnant Blaise. »Wo wollen Sie denn hin? Keine Sorge, Sie werden schon
die Gelegenheit bekommen, sich zu verteidigen, wenn die Zeit reif ist. Momentan
würde ich allerdings gern die Geschichte mit den Wetterfahnen klären. Wohin
wollten die Männer sie bringen, Mrs. Shandy? Wissen Sie Näheres darüber?«
    »Mr. Childe hat anscheinend einen reichen
Käufer bei der Hand, aber wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, ob sie
die Wetterfahnen zu ihm oder zu einem Mittelsmann bringen wollten. Wissen Sie
zufällig, wo es in Maine einen Ort namens Paraguay gibt?«
    »Nein, aber das läßt sich herausfinden.
Wir haben doch einen Atlas von Maine an Bord, Pulsifer?«
    »Ja, Sir. Aber ich kann Ihnen auch so
sagen, daß es in Maine keinen Ort namens Paraguay gibt, es sei denn, es ist der
Name eines Privathauses oder so. Ich habe sämtliche Ortsnamen auswendig gelernt,
als ich letzten Februar in »Kennen Sie Maine‹ aufgetreten bin.«
    »Das ist eine bekannte Quizsendung«,
erklärte Catriona McBogle ihren ortsfremden Freunden. »Haben Sie gewonnen, Mr.
Pulsifer?«
    »Ja, Ma’am.«
    »In diesem Fall«, meinte Helen,
»sollten wir wohl davon ausgehen, daß Paraguay kein Ortsname, sondern ein
Deckname ist. Der Mann, der die ›Ethelbert Nevin‹ auf Grund gesetzt hat, möchte
uns vielleicht weiterhelfen, da er als einziger eine realistische Chance hat,
als Kronzeuge mildernde Umstände zu bekommen. Also, wer ist Paraguay, Mr. Bär?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wer dieser Kerl
hier ist«, unterbrach Guthrie. »Zumindest kenne ich den Namen, der in unseren
Aufnahmeformularen steht. Er nennt sich John Doe Buck, ist im ersten Semester
und dabei, in Dendrologie durchzurasseln. Was tust du hier bei diesen Ganoven,
Buck? Na komm schon, mach es nicht noch schlimmer, als es sowieso schon ist.
Wer ist Paraguay?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«,
murmelte der Mann, der am Steuerrad gestanden hatte.
    »Unsinn, natürlich wissen Sie das«,
stachelte Helen ihn an. »Wie lautet Ihr eigener Deckname?«
    »Gib keine Antwort!« rief Roland
Childe. doch es war schon zu spät. Der Mann hatte bereits »Peru« gemurmelt.
    »Vielen Dank, Mr. Buck, oder Peru, wenn
Ihnen das lieber ist. Und Mr. Childes Deckname ist selbstverständlich
Brasilien.«
    Peru war total verdattert, genau wie
die anderen drei Bären. »Woher weiß die das?« flüsterten sie einander zu.
    »Weil da die größten Spinner
herkommen«, antwortete sie mit Unschuldsmiene. »Wo sind denn nun die
Wetterfahnen. Peru?«
    »Maul halten!« Childe war inzwischen
genauso in Schweiß gebadet wie seine Kumpane. »Lieber sterben als gestehen!
Denkt an euren Schwur, Männer!«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung griff
er in die Brusttasche seiner Drillichjacke, zog etwas winzig Kleines heraus und
steckte es sich in den Mund. Seine Komplizen, die darauf gedrillt waren,
Befehle auszuführen, taten es ihm nach.
    »Grundgütiger!« rief Peter. »Sie haben
Zyanid-Kapseln!«
    »Und wir werden sie auch benutzen, wenn
es sein muß«, sagte Childe mit gefährlicher Ruhe. »Zwingen Sie uns nicht dazu!«
    »Ihr seid ein Haufen Dummköpfe. Spuckt
das Zeug sofort aus«, befahl Leutnant Blaise.
    Die Männer blickten ihn an, bewegten
sich jedoch nicht. Iduna bekam die Situation schließlich in den Griff. Sie ging
auf Peru zu und streckte ihm ihre offene Hand entgegen.
    »Nun komm schon, John Doe. Sei ein
braver Junge und spuck das Ding aus.«
    Das Zottelwesen starrte wild in Idunas
gebieterische blaue Augen. Schließlich stieß es einen Laut aus, der sich wie
ein Schluchzen anhörte, und spuckte.
    »Siehst du, so ist es gut. Braver
Junge.«
    Er hätte genausogut ein gehorsamer
Schäferhund sein können. Iduna strich ihm kurz über den Bart und baute sich vor
dem nächsten Bären auf. Dann ging sie zum nächsten und wieder zum nächsten.
Vier gefährlich aussehende weiße Kugeln lagen speichelnaß in ihrer rosigen,
weichen Hand. Jetzt stand sie vor Roland Childe.
    »Geben Sie auf, Roland.«
    Er sprach mit zusammengebissenen
Zähnen. »Ich stehe zu meinem

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