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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Vorderdeck eines Hummerkutters ist. Außerdem war die ›Ethelbert Nevin‹
total vollgestellt mit dem Gepäck, das die Herren an Bord gebracht hatten.«
    Catriona zögerte, fuhr dann jedoch
fort. »Ich habe gerufen, aber Eustace hat nicht geantwortet. Ich glaube, dann
habe ich gesagt: ›Ich sehe ihn aber gar nicht!‹ oder etwas in der Art. Smiley
hier hat geantwortet: ›Dann geh ihn doch suchen!‹ oder so ähnlich. Er hat mich
von hinten an den Handgelenken gepackt, und eine zweite Person hat meine Füße
gepackt. Ich war so sehr damit beschäftigt, Smiley in den Arm zu beißen, daß
ich nicht gesehen habe, welcher von den Bären es war, aber Mrs. Shandy hat
sicher recht, mit dem was sie sagt. Sie ist Bibliothekarin und macht
grundsätzlich nie Fehler. Iduna, du hast doch alles mitangesehen. Erzähl du
weiter.«
    Was Iduna dann auch tat. Es war
vollkommen unmöglich, ihr nicht zu glauben. Als sie wiederholte, was sie beim
Lippenlesen erfahren hatte, perlte der Angstschweiß der vier Bären so stark,
das es einem beinahe schlecht werden konnte. Sogar Roland Childe sah aus wie
jemand, den ein süßes Meerschweinchen beim Kraulen plötzlich ansprang und in
die Halsschlagader biß.
    »Ich hoffe, Sie haben die Koffer
gefunden, die Cat eben erwähnt hat, sonst macht Helen sicher ein Heidentheater.«
    »Koffer?« Leutnant Blaise wandte sich
an den Mann direkt neben ihm. »Pulsifer, haben Sie irgendwelche Koffer gesehen,
als wir die Männer aufgelesen haben?«
    »Nein, Sir.«
    »Aber vielleicht einen großen
Fischkorb, eine Zubehörtasche und einen Koffer?« Helens Mund war so trocken,
daß sie kaum noch ein Wort herausbekam.
    »Nein, tut mir leid, Madam.«
    »Aber die ›Ethelbert Nevin‹ ist doch
gar nicht so stark beschädigt. Haben Sie denn gar nichts an Bord gefunden?«
    »Doch, Madam. Wir haben all das
gefunden, was man an Bord eines Kutters erwarten würde — Benzinkanister,
Ködereimer, Nebelhorn, das Übliche. Im vorderen Schiffsrumpf, wo die ›Ethelbert
Nevin‹ auf Grund gelaufen ist, befindet sich ein großes Leck, ansonsten ist das
Boot noch ziemlich gut intakt. Wo haben die Koffer denn gestanden. Ma’am?«
    »Auf dem Vordedeck. Eustace hat sie
sorgfältig festgezurrt, und danach sind wir den größten Teil des Morgens recht
langsam gefahren. Als ich das Boot zuletzt gesehen habe, standen die Koffer
noch alle da. Der Weidenkorb und die anderen Sachen hatte er unter die Bank im
Cockpit geschoben, dort müßten sie eigentlich sicher gewesen sein. Man konnte
sie unmöglich übersehen.«
    »Wir haben bestimmt nichts übersehen,
Ma’am. Die Kerle müssen die Sachen über Bord geworfen haben, bevor sie
aufgelaufen sind.«
    »Aber warum hätten sie das tun sollen?
Sie konnten doch unmöglich im voraus wissen, daß sie auflaufen würden. Sie
haben das Boot doch nur gestohlen, weil sie ihr Diebesgut damit zu einem Käufer
bringen wollten. Sie müssen es irgendwo auf der Insel versteckt haben, aus
lauter Angst, Sie könnten die Koffer öffnen und die gestohlenen Sachen finden.«
    »Und was haben die Männer gestohlen,
Mrs. Shandy?« erkundigte sich Leutnant Blaise.
    »Wetterfahnen.«
    »Wie bitte?«
    »Antike Wetterfahnen«, erklärte Helen.
»Sie sind eine Menge Geld wert.«
    »Und wieviel ungefähr, wenn ich fragen
darf?«
    »Nun ja, Häuptling Mashamoquet vom
Stamm der Nipmuck hat 85 000 Dollar eingebracht, als er 1986 bei einer
offiziellen öffentlichen Auktion versteigert wurde. Was Privatsammler unter der
Hand für gestohlene Wetterfahnen bezahlt haben, wissen wir leider nicht. Ich
kann Ihnen versichern, daß der Diebstahl von antiken Wetterfahnen ein höchst
lukratives Geschäft ist. Und diese Wetterfahnen stammen von Praxiteles
Lumpkin.«
    »Dann sind sie wohl etwas extrem
Besonderes?«
    »Etwas ziemlich Besonderes sogar,
Leutnant Blaise. So besonders, daß dieser Mann hier mehrere Scheunen und die
gesamte Seifenfabrik in Lumpkinton niedergebrannt hat, um zu vertuschen, daß er
und seine Komplizen sie gestohlen haben. Die Tatsache, daß er dabei einen
unschuldigen Mann getötet und die Bewohner eines ganzes Dorfes um ihre
Arbeitsplätze gebracht hat, scheint ihm nicht das Geringste auszumachen.«
    »Warum auch?« sagte Childe seelenruhig.
»Ich habe es schließlich nicht getan.«
    »Unsinn«, widersprach Peter.
»Selbstverständlich haben Sie es getan. Wir haben einen Zeugen, der Sie genau
beschrieben hat. Er liegt übrigens mit Verbrennungen dritten Grades im
Krankenhaus, weil er versucht hat, den Mann

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