Wenn der Wetterhahn kräht
völlig geschafft, nachdem du den ganzen Weg hergefahren bist, um uns
und die Wetterfahnen zu retten.«
»Du hast mehr durchmachen müssen als
ich, geliebtes Wesen. Mit deiner Erlaubnis spiele ich diesmal den Steuermann.«
Nach den üblichen Schwierigkeiten, die
mit einem fremden Wagen zu erwarten waren, gelang es Peter, den Schlüssel
richtig herum ins Zündschloß zu stecken, und sie fuhren los. Diesmal dauerte
die Fahrt ziemlich lange. Peter mußte dringend eine Weile mit Helen allein
sein, und ihr ging es nicht anders. Schließlich verließen sie die Straße,
fuhren auf einen kleinen Waldweg und fielen sich in die Arme wie zwei verliebte
Teenager.
»Erzähl mal, was du die ganze Zeit
gemacht hast, Peter.« Helen klang ein wenig außer Atem, was unter den gegebenen
Umständen nicht überraschte. Peter räusperte sich.
»Hmja, Liebes, ich habe die letzte
Nacht mit einer anderen Frau verbracht.«
»Wie schön für sie«, erwiderte Helen
höflich. »Könntest du das bitte näher erläutern?«
»Mit dem allergrößten Vergnügen.«
Peter erläuterte, ließ jedoch die etwas
gefährlicheren Einzelheiten mit Kugeln und Sümpfen aus. Wie erwartet, zeigte
sich Helen pflichtschuldig schockiert, außerdem war sie natürlich auch
fasziniert.
»Was für eine bemerkenswerte Frau!
Meinst du, es besteht die Möglichkeit, daß ich sie persönlich kennenlerne?«
»Das wird sich noch zeigen, Schatz. Ich
habe den Verdacht, daß Miss Binks vielleicht gar nicht so einzelgängerisch ist,
wie sie behauptet, doch man sollte die Sache vorsichtig angehen. Ich denke,
Bücher sind in ihrem Fall der wirkungsvollste Köder. Du könntest ein paar
Turgenjews, Tennysons und Trollopes auslegen und sie dir schnappen, wenn sie
bei den ›Kirchtürmen von Barchester‹ angekommen ist. Und nun zu dir, Liebling,
welchen Teil deines Abenteuers hast du mir bisher verheimlicht?«
»Ich dachte mir schon, daß du es
gemerkt hast. Aber du wirst es bestimmt nicht gern hören. Du weißt doch, daß
Gutrie Fingal verheiratet ist, oder?«
»Zunächst habe ich dies angenommen.
Doch die letzten Entwicklungen haben diese Annahme beträchtlich ins Wanken
gebracht.«
»Dann ist es dir also auch aufgefallen?
Peter, ich mache mir schreckliche Sorgen. Cat war untröstlich, als Ben damals
gestorben ist. Das ist etwa fünfzehn Jahre her, und soweit ich weiß hat sie
seitdem keinen Mann auch nur angesehen. Oder jedenfalls nicht, bis sie nach
Sasquamahoc gezogen ist.«
»Was hat sie zu diesem Ortswechsel
veranlaßt?«
»Das sogenannte Stromaufwärts-Syndrom,
nehme ich an. Irgendwann spült die Abendflut alles nach Hause zurück. Cat ist
hier in der Gegend geboren. Sie behauptet, es sei in einer Dorfschmiede während
der Februarfröste gewesen, doch ich vermute, daß es sich dabei um eine Hyperbel
handelt. Aber Cat ist nur am Rande involviert, da es in Wirklichkeit um
Guthries Frau geht. Der eigentliche Hammer ist, daß Mrs. Fingal sich Elisa
Alicia Quatrefages nennt.«
»Sollte ich mir jetzt gegen die Stirn
schlagen und in Verzückung geraten? Zweifellos ist der Name Elisa Alicia
Quatrefages äußerst bedeutungsschwanger und mir sollte bestimmt schon ein
ganzer Fackelzug aufgegangen sein, aber ich muß gestehen, daß ich keinen
blassen Schimmer habe, auf was du anspielst.«
»Bedeutungsschwanger ist daran nur, daß
es genau der Name ist, den eine Frau, die besser unter ihrem Mädchennamen Ella
Lynch bekannt ist und in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine
Schlüsselrolle in der Geschichte von Paraguay spielte, nach ihrer Eheschließung
angenommen hat. Und Paraguay ist offenbar der Deckname des Mannes, dem Roland
Childe und seine Mannen die Wetterfahnen aushändigen sollten.«
»Aber verflixt und zugenäht, Helen, das
heißt doch noch lange nicht, daß die beiden etwas miteinander zu tun haben
müssen.«
»Und was hältst du davon, daß Eustace
Tilkey uns erzählt hat, daß Guthrie Fingals Frau in der letzten Zeit auffallend
oft in der Bucht von Hocasquam herumgelungert hat und die ›Ethelbert Nevin‹
abgelichtet hat? Nach allem, was ich von Cat gehört habe, ist sie eine Art
Künstlerin, die Krimskrams und Nippzeug für New Yorker Boutiquen anfertigt und
regelmäßig jeden Monat wer weiß wie lange verschwindet, angeblich um ihre
Kunstwerke an den Käufer zu bringen. Möchtest du deine eigenen Schlüsse daraus
ziehen, oder soll ich es für dich tun?«
»Spar dir die Mühe, meine Einzige. Wie
minderbemittelt meine geistigen Kapazitäten auch
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