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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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sich gegen ihn sinken, von ihrer schlimmsten Angst überwältigt. Was, wenn sie sich ihm ergab? Was, wenn sie in dem Augenblick, da seine Zähne ihre Haut durchbohrten und er sie wieder zu der Seinen machte, kein Entsetzen empfand, sondern Freude?
    Seine langen dunklen Wimpern senkten sich, um den Ausdruck in seinen Augen zu verbergen. Er beugte sich über sie, die tödlichen Spitzen seiner Eckzähne waren schon sichtbar. Sein warmer Mund liebkoste ihren Hals wie ein Liebhaber, nicht wie ein Monster, und Portia spürte, wie ihr Widerstand dahinschmolz, einzig Verlangen und Scham zurückblieben. Wenn sie schon sterben musste, warum sollte es nicht durch seine Hände geschehen, in seinen Armen?
    Seine Lippen ruhten über dem Puls unter ihrem Ohr, sodass sie sein Flüstern mehr als Vibrieren spürte, als dass sie es hörte. »Vielleicht werde ich dich ein bisschen beißen müssen, Kleines, aber wenn ich dich wegstoße, dann will ich, dass du so schnell davonrennst, als wäre dir der Teufel persönlich auf den Fersen.«
    Einen fiebrigen Moment lang glaubte Portia fast, sie hätte sich seine Worte nur eingebildet. Besonders, als er mit kräftigen Fingern das Samtband von ihrem Hals riss und seine Zähne auf ihren Hals senkte.
    »Warte!« Valentines schriller Schrei ließ sie beide erstarren.
    Dieses Mal gab es an dem Fluch, den Julian tonlos ausstieß, nichts misszuverstehen.
    Ihre Hände aus seinem plötzlich schlaffen Griff befreiend, wand sich Portia in seinen Armen, bis sie mit dem Rücken zu ihm stand und sie beide Valentine ansahen. Die Frau zeigte auf Portias Hals, ihre Finger mit den scharlachroten Nägeln zitterten vorwurfsvoll.
    »Was ist das ?«, fragte sie.
    Obwohl sie genau wusste, dass es zu spät war, legte sich Portia eine Hand über die Narben an ihrem Hals. Valentines vorwurfsvoller Blick glitt zu ihrem Gesicht. »Das hier ist nicht das erste Mal, dass du den Kuss eines Vampirs spürst, nicht wahr?«
    »Vielleicht nicht«, knurrte Julian. »Aber ich kann dir versprechen, dass es das letzte Mal sein wird.« Um seine bedrohlichen Worte zu unterstreichen, packte er ein paar von Portias Locken und zerrte grob daran.
    »Au!«, entfuhr es ihr, und sie warf ihm über die Schulter einen finsteren Blick zu.
    Valentine ging langsam um sie herum, wobei der Saum ihres Umhanges wie die hermelingefütterte Schleppe einer Königin hinter ihr über die Pflastersteine schleifte. Sie ließ Portia nicht aus den Augen. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass unsere Sitten dir nicht fremd sind?«
    »Weil Sie zu sehr damit beschäftigt waren, mein Ableben zu planen«, entgegnete Portia. Sie senkte die Hand, sodass ihre Narben deutlich zu sehen waren.
    Die Frau kniff ihre hypnotischen grünen Augen zusammen. »Ah, das Kätzchen hat ja doch Krallen. Du solltest besser auf der Hut sein, Julian.«
    Aber Julian betrachtete Valentine, sein ganzer Körper argwöhnisch angespannt.
    Portia zuckte unwillkürlich zurück, sodass sie gegen ihn stieß, als die andere Frau eine Hand ausstreckte und mit den Fingerspitzen sachte über die Narben fuhr. »Wer hat dir die Male gegeben? Wer ist dein Herr, Kätzchen?«
    Da sie es mit einem Mal für diese Nacht gründlich satt hatte, von Vampiren eingeschüchtert und herumgeschubst zu werden, schlug Portia die Hand weg. »Ich habe keinen Herrn, und ich heiße auch nicht Kätzchen, sondern Portia. Aber für Sie, mit Verlaub, bin ich Miss Cabot. «
    Valentines Augen wurden groß. »Portia?« Sie spie den Namen förmlich aus, als besäße er einen ekligen Geschmack. »Sie sind Portia?«
    Julian stöhnte, dann sagte er halblaut: »Ich wusste, ich hätte zubeißen sollen, solange ich die Chance dazu hatte.«
    Portia schenkte ihm keine Beachtung; ihre ganze Aufmerksamkeit galt allein Valentine. »Woher kennen Sie mich?«
    Der weibliche Vampir warf beide Hände in die Höhe. »Wie sollte ich nicht, wo Julian doch die ganze Zeit im Schlaf deinen Namen murmelt?«
    »Lass das, Valentine!«, warnte sie Julian. »Das bringt nichts.«
    Die Frau fuhr fort, als hätte er nichts gesagt, die Lippen wütend verkniffen. »Liebling Portia. Süße Portia. Teuerste Portia. Und dann war da noch das eine Mal, als er mit mir geschlafen hat und meinen Namen nicht mehr wusste, sich aber noch bestens an deinen erinnern konnte.«
    Portia vergaß einen Moment, ihren Mund zu schließen, starrte sie in verblüfftem Schweigen an. Dann wirbelte sie zu Julian herum, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihm eine Ohrfeige zu

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