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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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geben und ihn zu küssen. »Du hast meinen Namen gerufen? Während du mit ihr geschlafen hast?«
    Seine Züge waren so hart, als seien sie aus Diamant geschnitten. »Sie hat mich vermutlich nur falsch verstanden. Ich habe kaum einen Gedanken an dich verschwendet, während ich weg war. Du hast mir nie mehr bedeutet als ein liebeskranker Backfisch.«
    Valentine machte ein zweifelndes Geräusch, das wie die französische Version von »Pah!« klang.
    Obwohl Portia wusste, dass sie eigentlich unter seinen grausamen Worten zusammenzucken müsste, trat sie einen Schritt näher, starrte in seine glitzernden Augen. »Bist du deswegen so lange weggeblieben? Weil du meinen Anblick nicht ertragen konntest? Den Klang meiner Stimme?«, fragte sie leise. »Meinen Geruch?«
    Einen Moment lang schloss er die Augen, und seine Nasenflügel bebten unwillkürlich. »Ich bin weggeblieben, weil ich erleichtert war, deiner schwärmerischen Anbetung entkommen zu sein. Ich empfand sie als Last — und langweilig obendrein.«
    »Gut«, sagte Valentine knapp. »Dann stört es dich ja sicher nicht, wenn ich meinen ursprünglichen Plan wieder aufgreife und ihr die hübsche kleine Kehle zerbeiße, oder?«
    Ehe Portia auf die Drohung der Frau reagieren konnte, hatte Julian sie erneut in seine Arme gerissen. Er hielt sie mit dem Rücken an seine breite Brust gedrückt, schützte sie mit seinen muskulösen Armen. »Lass dir raten, Valentine, deine Zähne und deine Krallen einzuziehen.«
    »Oder was?«, säuselte sie höhnisch. »Willst du mich erdolchen? Mich mit Öl übergießen und anzünden? Mir den Kopf abschlagen und mit Knoblauch und Weihwasser füllen?«
    »Führe mich bloß nicht in Versuchung«, knurrte er.
    Sie schürzte ihre vollen roten Lippen zu einem niedlichen Schmollmund. »Du solltest wirklich keine müßigen Drohungen ausstoßen, mein Lieber, wo wir doch beide wissen, dass du so etwas niemals tätest.« Sie richtete ihren spöttischen Blick auf Portia. »Du besitzt vielleicht sein Herz, Kätzchen, aber mir wird immer seine Seele gehören.«

8
    Julian war in seinem Leben allen Sorten von Feinden gegenübergetreten — blutrünstigen Vampiren, wilden Kriegern, wütenden Ehemännern —, die alle willens gewesen waren, das in ihrer Kraft Stehende zu tun, um seiner wertlosen Existenz ein Ende zu setzen. Aber niemals hatte er solche Angst empfunden wie in dem Moment, als Portia sich ruhig aus seinen Armen löste und zu ihm umdrehte. Selbst in ihren Abendschuhen mit den hohen Absätzen reichte sie ihm kaum bis zum Kinn, dennoch ertappte er sich dabei, wie er einen Schritt nach hinten machte.
    Ihre Augen waren klar und hell, ihre Miene freundlich. Trotzdem wusste er genau, hätte sie in diesem Moment einen Pflock in ihrer Hand gehabt, wäre nichts mehr von ihm übrig als ein Häuflein Staub zu ihren Füßen. »Also hast du deine Seele doch gesucht und sie gefunden.«
    Obwohl es keine Frage war, nickte er langsam.
    »Du hast alle, die dich lieben, fünf Jahre lang warten und sich Sorgen machen lassen. Während wir in zahllosen schlaflosen Nächten für dich und deine sichere Heimkehr gebetet haben, hast du dich im Bett mit der Vampirin vergnügt, die das eine besitzt, was dich wieder menschlich machen kann.«
    »Als ich mich auf die Suche nach dem Vampir gemacht habe, der Duvalier zu einem gemacht hatte, war das Letzte, was ich zu finden erwartete, eine Frau.«
    »Besonders keine so schöne, möchte ich wetten. Wenn du ein hässliches altes Weiblein mit krummen Beinen und einer haarigen Warze am Kinn als Besitzerin deiner Seele entdeckt hättest, hättest du sicher nicht gezögert, sie zu töten, um dir wiederzuholen, was dein ist.«
    Mit einem liebevollen Blick zu ihm seufzte Valentine. »Mein Julian war immer schon so ritterlich, wenn es um weibliche Wesen ging. Ich habe mir oft Sorgen gemacht, es könnte ihm einmal zum Verhängnis werden.«
    »Da könnten Sie zum ersten Mal Recht haben, Madame«, erwiderte Portia leise, ohne den Blick von seinem Gesicht zu wenden. »Warum bist du also heute Nacht hergekommen, Julian? Wolltest du dich zu einem Rendezvous mit deiner Geliebten treffen? Oder sie vernichten und dir deine Seele zurückholen, damit du nach Hause kommen kannst? Zu uns.« Es war unendlich schmerzlich zu sehen, wie sie ihr Kinn reckte und den letzten bitteren Rest ihres Stolzes herunterschluckte. »Zu mir.«
    Obwohl er ihr viel mehr schuldete, musste er ihr die Wahrheit sagen. »Ich wollte dafür sorgen, dass die Morde aufhören.

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