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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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unschuldig?«
    Ein bitteres Lachen kam über ihre Lippen. »Wohl kaum! Aber ich will, dass du glaubst, dass er nicht der Vampir ist, der die Frauen getötet hat.«
    »Vampir?«, fragte Cuthbert, und sein rundliches Gesicht war so blass, dass man ihn leicht selbst für untot hätte halten können. Seine Augen wurden glasig, verdrehten sich. Ohnmächtig brach er zusammen, sodass Larkin unter seinem Gewicht zu wanken begann und in die Knie ging.
    »Ich nehme an, du hast nie die rechte Gelegenheit gefunden, deinem treuen Freund zu sagen, dass du ein Blutsauger bist?«, erkundigte sich Portia.
    »Er hat nie gefragt«, entgegnete Julian mit einem besorgten Blick zu Cuthbert. »Er hat wohl einfach gedacht, ich sei ein Langschläfer.«
    »Wenn Julian die Frauen nicht ermordet hat, wer war es dann?«, fragte Adrian.
    »Seine Geliebte«, erwiderte Portia so eiskalt, dass jede Silbe Raureif zu tragen schien.
    »Sie ist nicht mehr meine Geliebte«, erklärte Julian mühsam beherrscht und jedes Wort einzeln betonend. »Wenn sie das noch wäre, hätte ich kein Offizierspatent in der Armee Seiner Majestät gekauft und wäre nicht den ganzen weiten Weg nach Burma gefahren, um sie loszuwerden.
    Adrian samt seiner tödlichen Armbrust einfach den Rücken kehrend, drehte sich Portia zu ihm um und stemmte sich die Hände in die köstlich gerundeten Hüften. »Ach — ich nehme an, sie fand deinen Charme so unwiderstehlich, dass sie den Entschluss gefasst hat, dir bis ans Ende der Welt zu folgen.«
    »Ist das so schwer vorstellbar?« Er streckte eine Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln, senkte die Stimme, sodass nur noch sie ihn verstehen konnte. »Es gab eine Zeit, als du dasselbe getan hättest.«
    Er hatte vielleicht fahrlässig ihre Liebe zu ihm erstickt, aber sie konnte den Schatten der Sehnsucht in ihren Augen nicht ganz unterdrücken, als er mit dem Daumen über ihre samtweiche Wange strich.
    In der Minute machte Julian eine überraschende Entdeckung. Er wollte nicht als Häuflein Staub zu ihren Füßen enden. In einer gefühlsduseligen Ecke seines Herzens hatte er offensichtlich stets geglaubt, selbst wenn er sein Ende fand, ohne seine Seele wieder errungen zu haben, und jede Hoffnung auf den Himmel aufgeben musste, dass er dann dennoch ewig weiterleben würde — in ihrem Herzen. Wenn er erlaubte, dass Adrian ihn jetzt vernichtete, dann würde sie am Ende auf sein Grab spucken, wenn sie überhaupt zu seiner Beerdigung kam.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er.
    »Was denn?« Frische Tränen glitzerten in ihren Augen. »Dass du das dumme Herz eines jungen Mädchens gebrochen hast?«
    »Das hier.« Ohne sich Zeit zu lassen, über die Folgen nachzudenken, schob er seine Hand in ihren Nacken, riss sie in seine Arme. Seinen anderen Arm um ihre schlanke Taille schlingend, drehte er sie um, sodass sie beide Adrian ansahen. Ihren Körper als Schild zu benutzen war das Einzige, was ihm einfiel, um sie beide zu beschützen.
    Adrians Körper spannte sich zum Angriff.
    Gezwungen, seine einzige Waffe einzusetzen, senkte Julian den Kopf auf Portias Hals, öffnete den Mund mit den spitzen Zähnen.
    Mit einem unterdrückten Fluch erstarrte Adrian mitten in der Bewegung; Larkin erdolchte Julian mit Blicken. Portias warmer Körper bebte an seinem, aber Julians Meinung nach viel wahrscheinlicher vor Wut als vor Angst.
    »Du hättest auf sie hören sollen«, erklärte er grimmig. »Ein Raubtier läuft hier frei herum, das wesentlich gefährlicher ist als ich. Ihr Name ist Valentine Cardew. Sie ist die Vampirin, die Victor Duvalier in der Nacht im Höllenfeuer-Club zu einem gemacht hat. Als du ihn zerstört hast, hat sie alle Seelen geerbt, die er gestohlen hatte, und seine ganze Macht. Jetzt, da sie weiß, wer Portia ist, wird sie nicht ruhen, ehe sie sie umgebracht hat.«
    »Dann überlass sie mir«, bat Adrian, auf dessen Miene sich seine ganze Verzweiflung spiegelte. »Lass mich sie beschützen.«
    Julian verlor schließlich doch die Beherrschung. »Bislang hast du dabei ja auch hervorragende Arbeit geleistet, oder? Sie durfte nachts ohne Begleitung durch die Straßen der Stadt streifen, sich in Spielhöllen herumtreiben und in Männerwohnungen aufhalten. Sie durfte Lockvogel für Monster spielen und auf dunklen Gassen wie eine gemeine Dirne auf und ab spazieren! Wenn du sie beschützt hättest, wie du es eigentlich solltest, wäre sie inzwischen längst mit einem netten jungen Earl verheiratet und hätte meinen verdammten Namen

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