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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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geschmolzener Honig in ihrem Busen und Bauch zu sammeln.
    Julians Stimme war nur mehr ein Flüstern. Ohne einen Gedanken an ihr hübsches Kleid zu verschwenden, ließ sich Portia auf die Knie nieder und beugte sich über ihn, bemühte sich, seine Worte zu verstehen.
    Seine Lippen streiften beinahe ihr Ohr, als er wisperte: »Mein Engel ... meine süße ... meine liebste ...«
    Mit angehaltenem Atem wartete sie, wappnete sich für den Moment, da er Valentines Namen aussprechen würde. »... meine schamlos neugierige Portia.«
    Sie zuckte zurück — und blickte Julian geradewegs in die Augen, die übermutig und triumphierend funkelten.
    »Du elender Schuft! Du warst die ganze Zeit wach, nicht wahr?« Sie rappelte sich hoch, packte eines der mit Quasten besetzten Kissen des Sofas und begann damit auf ihn einzuschlagen.
    Er hob die Arme, um ihren Angriff abzuwehren, lachte laut. »Ich hoffe doch, du bist nicht bewaffnet. Adrian hat mir eines von seinen Hemden geliehen, und ich würde es ihm nur ungern mit einem dieser hässlichen Löcher über der Brust zurückzugeben.«
    »Du solltest erschossen werden, dafür, dass du mich so unritterlich hereingelegt hast.«
    »Und ich soll wohl annehmen, es sei ritterlich für eine Dame, einen Herrn zu belauschen, besonders, wenn er im Schlaf spricht?«
    Er schwang seine langen Beine über die Kante des Sofas und setzte sich auf. Portia erkannte, was für eine Närrin sie gewesen war, zu glauben, er sei wehrlos. Seine blasse Gesichtsfarbe unterstrich nur, wie gut seine Züge geschnitten waren, und betonte seine Obsidianaugen. Mit seinem leicht zerzausten Haar und den länglichen Grübchen in seinen Wangen sah er wie die fleischgewordene Versuchung aus, eine nahezu unwiderstehliche Einladung zur Sünde.
    Sie wich zurück, hielt das Kissen wie einen Schild vor sich. »Du hast nicht geschlafen, und ich habe nicht gelauscht. Ich habe nur ...« — sie brach ab, suchte verzweifelt nach einer Erklärung — »nach einem Buch gesucht, von dem ich dachte, ich hätte es hier liegen lassen.«
    »Hieltest du es für möglich, dass ich es verschluckt hätte?«
    Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Ich hätte wissen sollen, dass du dich über mich lustig machst. Keine Frau mit einer Unze Moral würde es sich gestatten, sich von einem so abgedroschenen Quatsch verführen zu lassen. Lippen süßer als Wein, also wirklich!«
    Er legte sich eine Hand aufs Herz, zuckte in gespieltem Schmerz zusammen. »Du kränkst mich, Portia. Es ist eine Sache, einen Mann zu erschießen, aber etwas ganz anderes, sein Liebeswerben mit Schmähungen zu überhäufen.« Mit wachsender Unruhe verfolgte sie, wie er sich erhob und auf sie zuging. »Willst du etwa andeuten, dass es dich völlig kalt ließe, wenn ich dir sagte, deine Haut sei so weich und süß wie frische Sahne?« Er senkte seinen sengenden Blick auf ihren Mund. »Dass ich dich keinesfalls dazu bringen könnte, mir zu erlauben, dir einen Kuss zu stehlen, wenn ich dir ins Ohr flüstere, dass deine Lippen wie volle, reife Kirschen sind, die förmlich darum flehen, ... gepflückt zu werden?«
    Das verräterische Prickeln eben dieser Lippen ignorierend, zwang sie sich, nicht zurückzuweichen, als er weniger als einen Fuß vor ihr stehen blieb. »Nein, aber ich könnte ein plötzliches und unkontrollierbares Verlangen nach frischem Obst verspüren.«
    Er legte eine Hand auf ihre Wange, fuhr mit dem Daumen sanft den Schwung ihrer Lippen nach. Das neckende Funkeln war aus seinen Augen verschwunden, und sie wirkten jetzt merkwürdig ernst. »Was ist mit verbotenen Früchten? Fändest du die vielleicht auch verlockend?«
    »Nicht wenn sie mir von einer skrupellosen Schlange angeboten würden.« Damit entzog sie sich seiner Liebkosung, und um die beunruhigende Wirkung, die sie auf sie hatte, zu verbergen, sagte sie: »Wenn alles, was du einer Frau zu bieten hast, so ein abgenutzter Unsinn ist, dann ist es vielleicht nicht verkehrt, dass du übersinnliche Fähigkeiten besitzt, auf die du bei Bedarf zurückgreifen kannst.«
    Trotz des schwachen Lichtes hätte sie beinahe schwören können, sie hätte echten Schmerz in seinen Augen aufflackern gesehen. »Glaubst du das wirklich? Dass ich nur dann darauf hoffen kann, eine Frau in mein Bett zu locken, wenn ich sie mit irgendeinem unseligen Zauber ihres freien Willens beraube?«
    Sie zuckte die Achseln, von seiner Berührung so aus dem Konzept gebracht, dass sie sich nicht länger sicher war, was sie glaubte. »Warum

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