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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Butler war verschwunden. Es war ihm irgendwie gelungen, sich davonzustehlen, ohne sein Tun mit einem Knirschen seiner alten Knochen zu verraten. Tief Luft holend drehte sich Portia zurück zur Tür.
    Ihre Befürchtungen beiseite schiebend, betrat sie leise die Bibliothek und zog die schwere Eichentür behutsam hinter sich zu. Sie konnte erkennen, warum der Raum einem Vampir mit Schlafbedürfnis als geeigneter Rückzugsraum erschien. Zwei Wände waren mit massiven dunklen Mahagonipaneelen getäfelt, während die beiden anderen von deckenhohen Bücherregalen verdeckt wurden. Das Zimmer besaß nur ein einziges schmales Fenster, dessen undurchsichtige Samtvorhänge nicht nur zugezogen, sondern zudem sorgfältig mit Nadeln zusammengesteckt waren — zweifellos Wilburys Werk. Es wäre gar nicht gut, wenn die kleine Eloisa hereinspaziert käme und die Stoffbahnen aus Versehen aufziehen würde, um Sonnenlicht in den Raum zu lassen. In dem Falle bliebe von ihrem Onkel nichts als ein hässlicher Brandfleck übrig.
    Während sich ihre Augen an das dämmerige Licht gewöhnten, konnte Portia allmählich die schlanke Gestalt eines Mannes erkennen, ausgestreckt auf einer der burgunderroten Ottomanen, die zu beiden Seiten des erkalteten Kamins standen. Sie schlich vorsichtig näher, und ihr Herz begann sogleich wieder in dem allzu vertrauten Rhythmus zu klopfen.
    Julian hatte sich bis auf Hemd, Hosen und Strümpfe ausgezogen. Sein Leinenhemd stand am Hals offen, gewährte einen Blick auf ein Stück dunkel behaarter Brust. Sein Kopf ruhte auf der Armlehne des kurzen Sofas, und seine langen Beine hatte er von sich gestreckt. Seine seidigen dunklen Wimpern lagen auf seinen Wangen. Trotz der unnatürlichen Reglosigkeit seiner Brust wirkte er, als schliefe er tief und fest.
    Portia spürte, wie ihr Herz gegen ihren Willen weich wurde. Er war nicht länger eine Bedrohung für alle. Seine übernatürliche Stärke und die Raubtiersinne mochten ihn des Nachts nahezu unbesiegbar machen, aber sie ließen ihn im Stich, sobald die Sonne aufging, machten ihn so verwundbar wie ein Kind.
    Sie fragte sich, ob er wohl träumte. Ob er über Wiesen im Sonnenschein schlenderte oder ob die Schatten der Nacht, die ihn im Wachen begleiteten, ihn ebenso im Schlaf umgaben.
    Ehe sie sich davon abhalten konnte, hatte sie eine Hand ausgestreckt, um die freche Locke nach hinten zu streichen, die ihm ständig in die Stirn fiel. Er regte sich, und sie riss die Hand zurück, entsetzt, wie schnell sie ihre neu gefundene Gleichgültigkeit aufgegeben hatte. Sie kehrte ihm resolut den Rücken, entschlossen, ihn seinen Träumen zu überlassen, gleichgültig, worum die sich drehten.
    Sie war schon halb bis zur Tür gelangt, als sie etwas hinter sich vernahm.
    Langsam drehte sie sich um. Julians Augen waren nach wie vor geschlossen, sein unglaublich attraktives Gesicht im Schlaf entspannt. Valentines hämische Stimme schien durch den Raum zu hallen: Wie sollte ich nicht, wo Julian doch die ganze Zeit im Schlaf deinen Namen murmelt?
    Portia zögerte, wusste, sie wäre die schlimmste Sorte Närrin, wenn sie hier bliebe. Julian regte sich wieder, seine Lippen bewegten sich lautlos. Ihr Widerstreben hielt ihrer Neugier nicht länger stand, und sie schlich auf Zehenspitzen zurück zum Sofa.
    Ein verträumtes Lächeln spielte um seinen Mund. »Oh, Liebling«, murmelte er. »Deine Lippen sind süßer als Wein. Lass mich noch einmal von ihnen kosten.«
    Portia schnappte nach Luft. Sie hätte wissen müssen, dass seine Träume sich mit nichts so Zahmem wie einem romantischen Spaziergang über eine Wiese im Sonnenschein beschäftigten. Sie schielte schuldbewusst zur Tür. Eigentlich sollte sie weggehen, leise den Raum verlassen, doch stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie sich näher zur Couch vorbeugte, damit sie kein Wort versäumte.
    Ein heiseres Lachen entschlüpfte seinen Lippen, sandte ihr einen köstlichen Schauer über den Rücken. »Du unartige kleine Hexe, du weißt doch, dass es mich kitzelt, wenn du mich da küsst.«
    Sie ließ ihren Blick nachdenklich über seine schlanke, sehnige Figur wandern, überlegte, wo da wohl sei.
    »Oh, ja, Engelchen ... ein kleines Stückchen tiefer ... tiefer ... Ahhhh ... « Sein Seufzer ging in ein heiseres Stöhnen über.
    Portias Mund wurde trocken. Sie wedelte sich mit der Hand Luft auf ihre heißen Wangen, fragte sich, wie es so warm im Raum sein konnte, obwohl der Kamin kalt war.
    Schlimmer noch, die Hitze schien sich wie

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