Wenn der Wind dich ruft
machen, das zu gewinnen er nicht die geringste Hoffnung hatte. Aber er konnte das berauschend aufwallende Triumphgefühl nicht unterdrücken, als sie in seinen Armen weich und nachgiebig wurde.
Er hatte geglaubt, dass er sie verhexen müsste, aber er war es, der von dem seidigen Atem ihrer Seufzer, dem warmen Samt ihrer Haut, den honigsüßen Köstlichkeiten ihres Mundes bezaubert war. Sie warf ihren Bann über ihn, ohne ein einziges Wort zu brauchen, lockte ihn mit Versprechen auf Genüsse, denen kein Mann widerstehen konnte. Er wollte mehr von ihr als von jeder anderen Frau, die er je gekostet hatte, mehr als Blut, mehr als das Leben selbst.
Er hatte fünf lange Jahre mit dem Versuch verbracht, das Band zu zertrennen, das in der Gruft zwischen ihnen geknüpft worden war, nur um zu entdecken, dass es aus unzerstörbaren Ketten geschmiedet war. Nicht länger fähig, sie zu halten und dabei zu stehen, ließ er sich rückwärts auf das Sofa sinken, zog sie mit sich, sodass sie auf ihm lag. Ohne von ihrem Mund abzulassen, strich er ihr mit einer Hand übers Haar, zupfte an den Locken, bis alle Nadeln herausgefallen waren und die üppige seidige Masse sich löste und sie wie eine duftende dunkle Wolke einhüllte.
Als ihre Zungen sich in einem Tanz umkreisten, älter als Worte, wanderte seine Hand über ihren Rücken abwärts. Er wollte die enge Verschnürung ihres in das Oberteil eingearbeiteten Korsetts lockern, um ihre vollen Brüste zu befreien, damit er sie besser berühren und kosten konnte. Für seine geschickten Finger war das nicht schwer, doch der Anflug eines Gewissensbisses hielt ihn zurück. Er schalt sich im Geiste, dass er seinen Händen gestattete, weiter abwärts zu gleiten, bis zu ihren herrlich runden Pobacken, die er sogleich umfasste.
Unter seiner Liebkosung, begünstigt von der glatten Seide ihres Kleides, spreizte sie die Beine, sodass sie rittlings auf ihm saß. Als sie, von uralten Instinkten getrieben, sich gegen sein steifes Glied drängte, fürchtete Julian, in Flammen aufzugehen, ganz ohne Fackel oder Feuerzeug. Aber wenn ihn so ein Feuer vernichten könnte, würde er sich freiwillig und frohen Herzens in die Flammen stürzen und sein Verhängnis willkommen heißen.
Er hob die Hüften, verstärkte die köstliche Reibung, bis er das Vibrieren von Portias Stöhnen an seinen Lippen spürte. In der Sekunde erkannte er, dass er nur einen dekadenten Kuss weit davon entfernt war, sie unter sich zu rollen und sie genau hier, auf dem Ruhesofa in der Bibliothek seines Bruders, zu nehmen.
Seltsamerweise war es die dunkle und urtümliche Kraft dieses Bildes, die ihn dazu veranlasste, den Kuss und seine Umarmung sanfter werden zu lassen. Er schob seine Hände auf ihren Rücken und löste seine Lippen unter Aufbringung aller Selbstbeherrschung von ihren, küsste sie auf die Schläfe, rieb sie an der zarten Haut, die er dort fand. Sie sank auf ihn, legte ihre Wange auf seine Brust.
So hielt er sie, zögerte, die Wärme ihrer Haut aufzugeben, das zitternde Flüstern ihres Atems an seinem Hals, das beseligende Klopfen ihres Herzens — alles, was er verloren hatte, als ihm seine Seele gestohlen worden war.
Zärtlich mit den seidigen Strähnen in ihrem Nacken spielend, wisperte er: »Portia?«
»Hmm?«, murmelte sie.
»Ich muss ein Geständnis machen.«
Sie hob den Kopf und schaute ihn an; ihre Augen glänzten immer noch vor Verlangen und ihre Lippen von dem Tau ihres Kusses.
Sein Bedauern herunterschluckend, strich er eine Locke von ihrer Wange und erklärte leise: »Ich besitze nicht die Gabe, die Gedanken anderer zu lenken.«
10
Portia blinzelte, schaute auf ihn herab, und die Benommenheit wich allmählich aus ihrem Blick. »Was meinst du damit?«
Er strich ihr zärtlich übers Haar. »Ich habe dich nicht behext, Liebling. Vampire können Sterblichen nicht ihren Willen aufzwingen. Das ist nichts als dummer Irrglaube.«
Sie richtete sich auf, bis sie saß, nahm all die köstliche Wärme und Lebendigkeit mit sich. »Sei nicht albern. Natürlich hast du mich verhext! Wenn du das nicht hättest, hätte ich mich niemals so schamlos und zügellos benommen. «
Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, es war nicht mehr als die Macht der Einbildung.«
Sie starrte ihn eine Minute lang schweigend an, dann stand sie mit steifen Bewegungen auf, schüttelte die Falten aus ihren Röcken. Mit ihrem gelösten Haar, den von seinen Küssen geschwollenen Lippen und den geröteten Wangen sah sie aus, als hätte
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