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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Der Korridor. Licht. Sicherheit. Sie warf die Tür hinter sich zu. Lehnte sich dagegen. Keuchte.
    Im Musiksaal sangen sie immer noch >Rudolph the Red- Nosed Reindeer<. Der Korridor war menschenleer. Schwindlig, mit wackeligen Beinen rutschte Penny auf den Boden und setzte sich, den Rücken gegen die Tür gelehnt. Sie ließ den Korb los. Sie hatte ihn so fest umklammert, daß der Griff einen Abdruck auf ihrer Handfläche hinterlassen hatte. Ihre Hand schmerzte.
    Das Lied war zu Ende.
Ein neues Lied. >Silver Bells<.
Allmählich kam Penny wieder zu sich, beruhigte sich  und konnte klar denken. Was waren das für abscheuliche kleine Wesen? Wo kamen sie her? Was wollten sie von ihr?
    Das klare Denken half gar nichts. Ihr fiel keine einzige annehmbare Antwort ein.
    Eine Menge wirklich blöder Antworten kam ihr jedoch ständig in den Sinn: Kobolde, Wichte, Unholde... Himmel. Es konnte nichts dergleichen sein. Das war doch das wirkliche Leben und kein Märchen.
    Wie konnte sie jemandem von ihrem Erlebnis im Keller erzählen, ohne einen kindischen oder, noch schlimmer, sogar leicht verrückten Eindruck zu machen? Natürlich vermieden die Erwachsenen den Ausdruck >verrückt< Kindern gegenüber. Man konnte so verrückt sein, daß man in die Klapsmühle gehörte, schnattern wie ein Blödmann, in Möbel beißen, Katzen anzünden und mit Ziegelmauern reden; solange man noch ein Kind war, würden sie -zumindest in der Öffentlichkeit -schlimmstenfalls sagen, man sei >emotionell gestört<, obwohl sie damit nichts anderes meinten als >verrückt<. Wenn sie Mrs. Quillen oder ihrem Vater oder sonst einem Erwachsenen von den Wesen erzählte, die sie im Schulkeller gesehen hatte, würden alle meinen, sie wolle nur Aufmerksamkeit und Mitleid erregen; sie würden glauben, sie habe den Tod ihrer Mutter immer noch nicht verwunden. Ein paar Monate, nachdem ihre Mutter gestorben war, war Penny tatsächlich in schlechter Verfassung gewesen, verwirrt, zornig, verängstigt, ein Problem für ihren Vater und sich selbst. Sie hatte eine Zeitlang Hilfe gebraucht. Wenn sie jetzt von den Wesen im Keller erzählte, würden alle glauben, daß sie wieder Hilfe brauchte. Man würde sie zu einem >Berater< schicken, der in Wirklichkeit ein Psychologe oder irgendeine andere Art von Irrenarzt war, und alle würden für sie tun, was sie konnten, sie würden ihr soviel Aufmerksamkeit und Mitgefühl wie möglich entgegenbringen und alle möglichen Behandlungsmethoden anwenden, aber sie würden ihr einfach nicht glauben -bis sie mit eigenen Augen die Wesen sahen, die sie gesehen hatte.
    Oder bis es zu spät war.
    Ja, dann würden sie ihr alle glauben - wenn sie tot war.
    Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, daß die Wesen mit den feurigen Augen früher oder später versuchen würden, sie zu töten. Sie wußte nicht, warum sie sie töten wollten, aber sie spürte ihre böse Absicht, ihren Haß. Bisher hatten sie ihr zwar nichts getan, aber sie wurden immer dreister. Das eine Wesen, letzte Nacht in ihrem Schlafzimmer, hatte außer dem Plastikbaseballschläger, mit dem sie nach ihm gestochert hatte, nichts beschädigt, aber heute morgen waren sie schon so dreist geworden, daß sie den Inhalt ihres Spinds zerstört hatten. Und jetzt hatten sie sich, noch dreister, gezeigt und sie bedroht.
    Sie schauderte. Was soll ich nur tun? überlegte sie verzweifelt. Was soll ich tun?

6
    Das Hotel, eines der besten in der Stadt, lag am Central Park. Es war dasselbe Hotel, in dem Jack und Linda vor dreizehn Jahren ihre Flitterwochen verbracht hatten. Die Bahamas, Florida oder auch nur die Catskills hatten sie sich nicht leisten können. In den achtzehn Monaten seit Lindas Beerdigung hatte Jack oft an die Bahamas gedacht, die ihm nun für immer vergällt waren, und auch an dieses Hotel.
    Die Morde waren im sechzehnten Stock begangen worden; zwei Streifenpolizisten - Yeager und Tufton - waren jetzt dort am Lift postiert. Sie ließen niemanden durch, außer man hatte einen Polizeiausweis oder konnte beweisen, daß man eingeschriebener Gast war und auf dieser Etage sein Zimmer hatte.
    »Wer waren die Opfer?« fragte Rebecca Yeager. »Gewöhnliche Bürger?«
    »Nein«, antwortete Yeager. Er war schlaksig und hatte riesige gelbe Zähne. Jedesmal, wenn er eine Pause machte, fuhr er mit der Zunge über seine Zähne und leckte daran herum. »Zwei davon waren offensichtlich professionelle Muskelprotze.«
    »Sie kennen den Typ«, sagte Tufton, als Yeager verstummte, um wieder in seinen

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