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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Keller hinausgedrungen.
    Im selben Augenblick begann Mrs. March, die Musiklehrerin, im direkt darüberliegenden Musiksaal auf das Klavier einzuhämmern. Da oben fingen Kinder zu singen an. >Frosty the Snowman<. Sie probten für eine Weihnachtsfeier, die die Schule unmittelbar vor den Weihnachtsferien für die Eltern veranstalten wollte.
    Nun würde ohnehin niemand Penny hören, auch wenn sie einen lauteren Schrei herausbrachte.
    Wegen der Musik und des Singens konnte sie andererseits auch die Wesen nicht mehr hören, die sich im Dunkeln um sie herumbewegten. Aber sie waren noch da. Daran zweifelte sie nicht.
    Sie atmete tief ein. Sie nahm sich fest vor, nicht den Kopf zu verlieren. Sie war doch kein Kind mehr.
    Sie werden mir nichts tun, dachte sie.
    Aber sie war nicht so recht überzeugt davon.
    Vorsichtig schlich sie an den Fuß der Treppe, in einer Hand den Korb, die andere vor sich ausgestreckt, tastete sie sich voran, als ob sie blind wäre, was sie ebensogut hätte sein können.
    Sie erreichte die Treppe und schaute hinauf. Tiefe, tiefe Schwärze.
    Mrs. March hämmerte immer noch auf dem Klavier herum, und die Kinder sangen immer noch von dem Schneemann, der lebendig geworden war.
    Penny hob einen Fuß, fand die erste Stufe.
    Über ihr, oben an der Treppe, erschienen nur wenige Zentimeter über dem Boden des Treppenabsatzes zwei Augen, wie körperlos, als schwebten sie in der Luft, obwohl sie zu einem Tier gehören mußten, das ungefähr so groß war wie eine Katze. Natürlich war es keine Katze. Sie wünschte, es wäre eine. Die Augen waren auch so groß wie die einer Katze, und sehr hell, nicht nur reflektierend, wie bei einer Katze, sondern so unnatürlich hell, daß sie wie zwei winzige Laternen glühten. Auch die Farbe war seltsam: weiß, mondbleich, mit einer ganz schwachen Spur Silberblau. Diese kalten Augen funkelten auf sie herab.
    Sie nahm den Fuß von der ersten Stufe.
    Das Geschöpf über ihr rutschte vom Treppenabsatz auf die oberste Stufe, näherte sich vorsichtig. Penny wic h zurück. Das Ding stieg wieder zwei Stufen herab, nur an seinen  starren Augen war zu erkennen, daß es sich bewegte. Die Dunkelheit verbarg seine Gestalt.
    Schwer atmend, mit so laut klopfendem Herzen, daß es die Musik von oben übertönte, wich sie zurück, bis sie gegen ein Metallregal stieß. Nirgendwo konnte sie sich hinwenden, nirgendwo sich verstecken.
    Das Ding war jetzt die Treppe zu einem Drittel heruntergekommen und kam immer näher. Penny spürte, daß sie pinkeln mußte. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen das Regal und preßte die Schenkel zusammen.
    Das Ding war auf der Treppenmitte. Und wurde schneller.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Penny, daß weiter rechts im Keller noch etwas war: ein weiches Blinken, ein Aufblitzen, ein Leuchten, Bewegung. Sie wagte es, den Blick von dem Geschöpf zu wenden, das vor ihr die Treppe herunterkam und schaute in den lichtlosen Raum  - sofort wünschte sie, sie hätte es nicht getan.Augen. Silberweiße Augen. Die Dunkelheit war voll davon. Zwei Augen glühten vom Boden zu ihr auf, kaum mehr als einen Meter entfernt, beobachteten sie mit kalter Gier. Wenig mehr als einen Fuß hinter dem ersten Paar waren noch zwei Augen.
    Vier weitere leuchteten eisig von einem Punkt, mindestens drei Fuß über dem Boden mitten im Raum, und einen Augenblick lang dachte sie, sie hätte die Größe der Geschöpfe falsch eingeschätzt, aber dann begriff sie, daß zwei davon auf den Arbeitstisch geklettert waren. Zwei, vier, sechs Augenpaare spähten bösartig von verschiedenen Regalen an der gegenüberliegenden Wand zu ihr herüber. Drei weitere Paare befanden sich auf Fußbodenhöhe nahe an der Tür, die zum Heizraum führte. Einige waren völlig reglos; andere bewegten sich unruhig hin und her; wieder andere krochen langsam auf sie zu. Keines blinzelte. Aus dem Raum unter der Treppe kamen noch mehr. Ungefähr zwanzig von den Wesen waren da: vierzig hell leuchtende, bösartige, unirdische Augen.
    Zitternd und wimmernd riß Penny den Blick von der dämonischen Horde im Keller los und schaute wieder zur Treppe.
    Das einzelne Tier hatte vor nicht mehr als einer Minute begonnen, vom Treppenabsatz nach unten zu schleichen, und jetzt war es unten angekommen. Es stand auf der letzten Stufe.

4
    Östlich und westlich von Vincent Vastaglianos Haus wohnten die Nachbarn in ebenso großen, behaglichen, elegant möblierten Häusern. In diese stattlichen Gebäude drang die Stadt nicht ein, und keiner der

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