Wenn die Dunkelheit kommt
nicht dulden. Ich will es auch nicht! Meine Macht als Bocor wäre für immer geschwächt, wenn ich auf Rache verzichtete.« Jetzt redete er irre, verlor seine Gelassenheit. »Blut muß fließen. Die Schleusen des Todes müssen sich öffnen. Meere von Schmerz müssen sie hinwegfegen, alle, die mich verhöhnten, indem sie Hand an meinen Bruder legten. Selbst wenn ich Gregory verachtet habe, er gehörte zu meiner Familie. Wenn ich nicht angemessen Rache nehme, werden mir die Uralten nie wieder gestatten, sie anzurufen; sie werden meinen Flüchen und Zaubersprüchen keine Kraft mehr verleihen. Ich muß den Mord an meinem Bruder mit mindestens zwanzig Morden vergelten, wenn ich den Respekt und die Unterstützung der Götter des Petro und des Congo behalten will.«
Jack war bis an die Wurzeln der wahren Motive des Mannes vorgedrungen, aber das hatte ihm nichts gebracht. Die wahren Beweggründe ergaben für ihn keinen Sinn. Sie schienen ihm nur ein weiterer Beweis für Lavel les Wahnsinn zu sein.
»Sie glauben wirklich daran, nicht wahr?« fragte Jack.
»Es ist die Wahrheit.«
»Es ist Wahnsinn.«
»Irgendwann werden Sie Ihre Meinung ändern.«
»Wahnsinn«, wiederholte Jack.
»Noch einen guten Rat«, sagte Lavelle.
»Ich habe bisher noch keinen Verdächtigen kennengelernt, der so voller guter Ratschläge steckte wie Sie. Sie sind eine richtige Briefkastentante.«
Ohne darauf einzugehen, sagte Lavelle: »Geben Sie die sen Fall ab.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Sie werden es tun, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist.«
»Sie sind ein arroganter Bastard.«
»Ich weiß.«
»Ich bin Polizist, in Gottes Namen! Sie können mich nicht mit Drohungen einschüchtern. Drohungen steigern nur mein Interesse, Sie zu finden. Die Polizisten in Haiti sind sicher genauso. So groß kann der Unterschied nicht sein. Außerdem, was hätten Sie davon, wenn ich mich ablösen ließe? Dann würde jemand anderer an meine Stelle treten. Man würde trotzdem weiter nach Ihnen suchen.«
»Ja, aber wer immer Sie ersetzen würde, er wäre nicht so unvoreingenommen, daß er die Möglichkeit der Wirksamkeit von Voodoo in Betracht ziehen würde. Er würde sich an die üblichen Polizeimethoden halten, und vor denen habe ich keine Angst.«
Jack war überrascht. »Sie meinen, meine Aufgeschlossenheit allein ist eine Bedrohung für Sie?«
Lavelle beantwortete diese Frage nicht. Er sagte: »Na schön. Wenn Sie schon nicht von der Bildfläche verschwinden wollen, dann hören Sie wenigstens auf, Untersuchungen über Voodoo anzustellen. Gehen Sie so vor, wie Rebecca Chandler vorgehen will - wie bei einer ganz gewöhnlichen Morduntersuchung.«
»Ihre Frechheit ist unglaublich«, sagte Jack.
»Sie sind, wenn auch nur ein ganz klein wenig, für die Möglichkeit einer übernatürlichen Erklärung offen. Verfolgen Sie diese Spur nicht weiter. Mehr verlange ich nicht.«
»Ach, tatsächlich nicht?«
»Geben Sie sich mit Fingerabdrücken, Labortechnikern, Ihren üblichen Experten und den Standardmethoden zufrieden. Befragen Sie so viele Zeugen, wie Sie nur wollen. ..«
»Vielen Dank für die gütige Erlaubnis.«
»... all das kümmert mich nicht«, fuhr Lavelle fort, als hätte Jack ihn nicht unterbrochen. »Auf diese Weise finden Sie mich nie. Ehe Sie auch nur eine einzige Spur haben, bin ich mit Carramazza fertig und auf dem Weg zurück zu den Inseln. Vergessen Sie nur den Voodoo-Aspekt.«
Erstaunt über die Dreistigkeit des Mannes fragte Jack: »Und wenn ich das nicht tue?«
Die offene Telefonleitung zischte, und Jack fiel die schwarze Schlange ein, von der Carver Hampton gesprochen hatte, und er fragte sich, ob Lavelle wohl irgendwie eine Schlange durch die Leitung schicken konnte.
Lavelle sagte: »Wenn Sie darauf bestehen, mehr über Voodoo zu erfahren, wenn Sie weiterhin Ermittlungen in dieser Richtung anstellen... dann lasse ich Ihren Sohn und Ihre Tochter in Stücke reißen.«
Endlich ging eine von Lavelles Drohungen Jack unter die Haut. Sein Magen krampfte sich zusammen. Lavelle sagte: »Wissen Sie noch, wie Dominick Carramazza und seine Leibwächter aussahen...« Und dann redeten sie beide gleichzeitig. Jack schrie, Lavelle behielt seinen kühlen und gemessenen Tonfall bei.
»Hören Sie, Sie schleimiger Hundesohn...«
»... da im Hotel, der alte Dominick, ganz zerfleischt...«
»., .lassen Sie die Finger von...«
»... die Augen ausgequetscht, voller Blut?«
»... meinen Kindern, sonst werde ich...«
»Wenn ich mit Davey
Weitere Kostenlose Bücher