Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
das Thema, wie die Carramazzas darin verwickelt waren, wie die Carramazza-Organisation soundso viele Beamte der Sittenpolizei und städtische Politiker bestochen hatte; niemand wußte mehr als Gregory; niemand. Er veröffentlichte diese Artikel...«
    »Ich habe sie gelesen. Gute Arbeit. Vier Stück, glaube ich.«
    »Ja, er hatte vor, noch mehr zu machen, mindestens noch ein halbes Dutzend weiterer Artikel. Es war schon von einem Pulitzer-Preis die Rede, nur aufgrund dessen, was er bis dahin geschrieben hatte. Schon hatte er genügend Beweise ausgegraben, um die Polizei zu interessie ren und drei Anklageerhebungen vor dem Großen Geschworenengericht zu erreichen. Er hatte so seine Verbindungsleute, wissen Sie: Insider bei der Polizei und in der Carramazza-Familie, Insider, die ihm vertrauten. Er war überzeugt, Dominick Carramazza selbst zur Strecke bringen zu können, ehe alles vorüber war. Er glaubte, er könne etwas ändern, ganz allein. Er verstand nicht, daß es nur eine Möglichkeit gibt, mit den Mächten der Dunkelheit umzugehen, nämlich Frieden mit ihnen zu schließen, sich ihnen anzupassen, wie ich es getan habe. Eines Abends im letzten März waren er und seine Frau Ona auf dem Weg zum Dinner...«
    »Die Autobombe«, sagte Jack.
    »Sie wurden beide in Stücke gerissen. Ona war schwanger. Es wäre ihr erstes Kind gewesen. Gennaro Carramazza schuldet mir also drei Leben - Gregory, Ona und das Baby.«
    »Der Fall wurde nie aufgeklärt«, erinnerte ihn Jack. »Es gab keinen Beweis dafür, daß Carramazza dahintersteckte.«
    »Es war aber so.«
    »Das können Sie nicht sicher wissen.«
    »Doch. Ich habe auch meine Quellen. Sogar noch bessere als Gregory. Ich lasse die Augen und Ohren der Unterwelt für mich arbeiten.« Er lachte. Er hatte ein melodisches, fast sympathisches Lachen, das Jack aus der Fassung brachte. »Die Unterwelt, Lieutenant. Aber damit meine ich nicht die kriminelle Unterwelt, diese elende cosa nostra mit ihrem sizilianischen Stolz und ihrem hohlen Ehrenkodex. Die Unterwelt, von der ich spreche, liegt viel tiefer als die, in der die Mafia haust, tiefer ist sie und dunkler. Ich habe die Augen und Ohren der Uralten, die Berichte von Dämonen und dunklen Engeln, das Zeugnis der Wesen, die alles sehen und alles wissen.«
    Wahnsinn, dachte Jack. Der Mann gehört in eine geschlossene Anstalt.
    Aber außer dem Wahnsinn war da noch etwas in Lavelles Stimme, das den Polizisteninstinkt in Jack reizte undlockte. Wenn Lavelle vom Übernatürlichen sprach, danntat er das mit echter Ehrfurcht und Überzeugung; wenn er jedoch von seinem Bruder sprach, wurde seine Stimme ganz ölig, weil die Gefühle unecht und die Trauer nicht überzeugend waren. Jack spürte, daß Rache nicht Lavelles Hauptmotivation war, und daß er in Wirklichkeit seinen ehrbaren Bruder sogar gehaßt hatte, daß er über seinen Tod vielleicht sogar froh (oder zumindest erleichtert) war.
    »Ihr Bruder wäre mit der Rache, die Sie da nehmen, nicht einverstanden«, sagte Jack.
    »Vielleicht doch. Sie haben ihn nicht gekannt.«
    »Aber ich weiß genug von ihm, um mit einiger Sicherheit sagen zu können, daß er überhaupt nicht wie Sie war. Er war ein anständiger Mensch. Er würde dieses ganze Gemetzel nicht wollen. Es würde ihn abstoßen.«
    Lavelle sagte nichts, aber in seinem Schweigen lag eine Art Schmollen, ein schwelender Zorn.
    Jack sagte: »Er wäre bestimmt nicht mit dem Mord an irgend jemandes Enkelkindern einverstanden, mit Rache bis in die dritte Generation. Er war nicht krank wie Sie. Er war nicht verrückt.«
    »Es ist ohne Bedeutung, ob er einverstanden wäre«, sagte Lavelle ungeduldig.
    »Vermutlich, weil Sie nicht wirklich von Rachsucht getrieben werden. Nicht in Ihrem tiefsten Inneren.«
    »Ich rotte dieses Ungeziefer nicht im Namen meines Bruders aus«, sagte Lavelle scharf und wütend. »Ich tue es in meinem eigenen Namen. In meinem und keinem anderen. Davon müssen Sie ausgehen. Ich habe niemals etwas anderes behauptet. Diese Toten gehen auf mein Konto. Nicht auf das meines Bruders.«
    »Konto? Seit wann kann man Mord gutschreiben, seit wann ist er eine Empfehlung, etwas, worauf man stolz sein kann? Das ist Wahnsinn.«
    »Es ist kein Wahnsinn«, widersprach Lavelle hitzig. Der Irrsinn stieg in ihm auf. »Die Argumentation der Uralten, der Götter des Petro und des Congo lautet so. Niemand kann ungestraft dem Bruder eines Bocor das Leben nehmen. Der Mord an meinem Bruder ist eine Beleidigung für mich. Das kann ich

Weitere Kostenlose Bücher