Wenn die Liebe dich findet
erschauderte. Sie mochte Pferde nicht – nur von Weitem, wenn sie ein Rennen beobachtete und zuvor auf eines der Pferde gesetzt hatte. Als Kind war sie in einer ihrer ersten Reitstunden böse gestürzt, und seither hatte sie Angst, wieder auf ein Pferd zu steigen, und es bisher auch tunlichst vermieden.
Phoebe seufzte nun. »Anscheinend hast du auch schon von diesem Pferdezüchter gehört, der heute Abend hier ist?«
Amanda unterdrückte ein wütendes Schnauben. Wie konnte sie nicht von diesem Mann gehört haben, dessen Name in aller Munde war? Sie hatte ihn schon direkt bei seiner Ankunft bemerkt. Gut aussehend auf eine grobe, übertrieben maskuline Art, aber genau deshalb war er bei ihr sofort durchgefallen. Schon auf den ersten Blick schien er viel zu ungehobelt.
»Und der alberne Spitzname, den sie ihm verpasst haben!«, kicherte Phoebe. »Cupido. Ach, wie passend! Stellt euch vor, jemand wie er, ein erfolgreicher Kuppler!«
Diesmal schnaubte Amanda wirklich. »Genau. Ich finde, er gehört hier nicht her. Er sieht aus wie ein Schläger.«
Phoebes Augen leuchteten auf. »Dann habt ihr es also wirklich noch nicht gehört? Die Baldwins sind niederer Landadel aus Lancashire. Vor einer Weile gab es sogar einen Grafen in der Familie. Aber sie haben sich immer mit Pferdezucht beschäftigt, deshalb sind sie ein wenig … wie sagt man doch gleich?«
» Ungehobelt ?«
Phoebe runzelte die Stirn. »Nein, das meine ich nicht – ach, ja, genau, bodenständig ! Das Wort ist mir nicht mehr eingefallen.«
Ungehobelt war um einiges passender, dachte Amanda. Und sie hatte nicht vor, aus Höflichkeit diese Konversation weiterzuführen. Stattdessen schenkte sie Lord Oliver ein einladendes Lächeln, und er folgte ihrem Wink sofort.
Phoebe allerdings war nicht erfreut, dass der Klatsch hiermit schon beendet sein sollte, und flötete: »Wirklich, Oliver, ich wollte sie nur ein paar Minuten entführen!«
»Eine Minute ohne Amanda mutet schon wie eine ganze Ewigkeit an, Gnädigste«, erwiderte Oliver galant.
Phoebe schnalzte mit der Zunge, doch dann lächelte sie. »Dagegen komme ich wohl nicht an. Außerdem winkt mein Mann zu mir herüber. Wir reden später, Mandy.«
Amanda hätte beinahe gelacht, als sie sich wieder von ihren Verehrern umgeben sah. Jetzt ging die Langeweile von vorn los! Deshalb begann sie, die Geschichte von dem wundervollen Maler zu erzählen, den ihr Bruder Rafe auf dem europäischen Festland entdeckt und gesponsert hatte, nachdem er ihn aus einem Fluss gefischt hatte. Sofort hatte sie die Lacher auf ihrer Seite, aber sie ließ ihren Vater die ganze Zeit nicht aus den Augen. Sobald er sein Gespräch beendet hatte, wollte sie ihn bitten, mit ihr die Party zu verlassen.
Auch Devin verspürte das Bedürfnis, die Party zu verlassen. Sein Tag war lang gewesen, und er hatte ihn größtenteils auf der Rennbahn zugebracht, da eines der gelisteten Pferde zum Verkauf stand. Er wollte sich zuerst selbst von den Qualitäten des Hengstes überzeugen. Der Hengst wurde Dritter, besser als erwartet, jedoch nicht gut genug für den Kaufpreis, den er zu zahlen bereit war.
Aber er hatte die meisten Gäste heute Abend kennengelernt und sein Ziel erreicht – herauszufinden, ob es sich lohnte, zu solchen Upperclass-Veranstaltungen zu gehen, um die Reicheren in London zu treffen, die sich vielleicht für seine Pferde interessierten. Und es lohnte sich. Er hatte schon zwei mögliche Geschäfte eingefädelt. Deshalb freute er sich, dass William heute mit ihm auf die Rennbahn gekommen war und ihn überredet hatte. Er glaubte aber nicht, dass es noch etwas bringen würde, länger zu bleiben. Und er war entnervt. Sein Blick fiel immer wieder auf Little Miss Sunshine. Dieses Mädchen schloss den Mund nicht einmal so lange, dass einer ihrer Verehrer auch nur ein Wort sagen konnte. Wie zum Teufel erwartete sie bloß, einen von ihnen für sich zu gewinnen?
»Verdammtes Pech, dass Blythe sich gestern so schlimm erkältet hat! Ihre Nase ist so rot, dass sie nicht aus dem Haus gehen wollte«, beklagte William sich neben ihm und blickte in dieselbe Richtung wie Devin. »Lady Amanda scheint nicht im Geringsten an den jungen Herren interessiert, die sie belagern. Meine Schwester hätte sich leicht einen aussuchen können.«
»Sie wird sie schon noch schnell genug kennenlernen.«
»Ja, ich weiß. Ich hätte nur nie gedacht, dass ich derjenige sein würde, der dafür sorgen muss, dass sie einen guten Mann bekommt. Meine Mutter hatte
Weitere Kostenlose Bücher