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Wenn die Liebe dich findet

Wenn die Liebe dich findet

Titel: Wenn die Liebe dich findet
Autoren: Johanna Lindsey
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gewichen, es blieb nur noch der Ärger über die Vermessenheit dieses Mannes. Wer war er, um ihr Ratschläge zu erteilen, wo er sie doch überhaupt nicht kannte?
    Wer war dieser Devin Baldwin wirklich? Ein Rüpel und Schläger, wie sie anfangs gedacht hatte, oder nur ein Landei mit mangelnder Raffinesse und schlechten Manieren? Das würde zumindest seine Unverfrorenheit erklären, aber eigentlich hätte sie es wissen sollen, nachdem sie mehrere Stunden auf derselben Party verbracht hatten. Er hätte zumindest jemanden finden müssen, der sie einander vorstellte, damit sie mehr über ihn erfahren konnte als den üblichen Klatsch, der womöglich nicht einmal der Wahrheit entsprach. Warum zum Teufel hatte er das nicht getan?
    Sie hätte sich schon beinahe selbst darum gekümmert, nach ihrer kleinen Unterhaltung mit Phoebe, die ihre Neugier zumindest ein bisschen geweckt hatte, auch wenn sie davon überzeugt war, dass dieser Mann nicht hierher gehörte. Sie hatte darüber nachgedacht, sich ihm vorzustellen, als sie bemerkte, dass er sich mit ihrem Bruder unterhielt. Als sie Baldwin so neben Rafe stehen sah, waren die beiden ihr erschienen wie Tag und Nacht Seite an Seite. Rafe war blond und hellhäutig. Der Grobian war braun gebrannt, aber sie musste widerwillig feststellen, dass er sehr gut aussah mit seinem rabenschwarzen Haar und – waren seine Augen wirklich bernsteinfarben? Sie war ihm nicht nah genug gekommen, um sich davon zu überzeugen. Auf jeden Fall war er bestimmt schon so alt, dass es sich nicht um seine erste Saison in London handelte.
    Wo hatte er sich die ganze Zeit versteckt? Er war so mysteriös! Niemand wusste etwas über ihn oder seine Familie, nur dass sie aus Lancashire kamen und seit Generationen Pferde züchteten. Die Gerüchte, die über ihn in Umlauf waren, entsprachen womöglich gar nicht der Wahrheit. Ein Kuppler? Wie absurd, ihm so etwas anzudichten, wo er doch nicht mehr tat, als ein paar seiner Freunde einander vorzustellen, die sich am Ende so sehr mochten, dass sie heiraten wollten! Dasselbe hatte sie in ihrer ersten Saison auch getan, aber niemand nannte sie deswegen eine Kupplerin. Nun, sie wusste ja, wie die feine Gesellschaft war: Sie stürzten sich auf alles, was irgendwie nach einem Klatschthema aussah, sogar auf etwas so Albernes wie einen pferdezüchtenden Ehestifter. Das gab schon eine bizarre Kombination ab. Genau deshalb war es auch so interessant – wenn es überhaupt stimmte. Und aus ebendiesem Grund weckte es Amandas Neugier.
    Sie hätte sich beinahe in das Gespräch von Baldwin und ihrem Bruder eingemischt, hatte schon ihren Mut zusammengenommen. Und was sollte das überhaupt heißen? Mut? Sie war niemals auch nur im Geringsten schüchtern gewesen. Aber dieser Baldwin war wohl auch nicht die Art von Gentleman, die sie gewohnt war. Wenn man ihn überhaupt als Gentleman bezeichnen konnte. Und es war richtig gewesen, dass sie gezögert hatte. Die wenigen Worte, die er an sie gerichtet hatte, hatten sie überzeugt, dass ihr erster Eindruck richtig gewesen war. Er war nichts als ein ungehobelter, unverschämter Rüpel vom Land, und er täte besser daran, ihr nicht mehr unter die Augen zu treten, oder sie würde ihm genau das sagen!
    Ophelia kam am frühen Morgen vorbei, um sie zu einem Ausflug einzuladen. »Wohin fahren wir?«, fragte Amanda, als sie die Treppe hinunterlief, um Ophelia zu begrüßen, die zusammen mit ihrer Zofe, Sadie O’Donald, im Salon wartete. »Und bin ich passend angezogen?«
    Beide Damen standen auf, um ihre Mäntel wieder anzuziehen. Amanda hatte sich einen pelzgefütterten Umhang über den Arm gelegt, weil sie nicht wusste, ob sie ihn brauchen würde. Es war Spätherbst, aber noch nicht so kalt, dass man schwerere Kleidung und zusätzliche Unterröcke benötigte wie sonst in dieser Jahreszeit. Das hellblau-weiße Kleid aus dickem Brokat, das Amanda trug, und die passende Jacke, die ihr bis zur Taille ging, waren alles, was sie brauchte, um nicht zu frieren.
    »Du siehst perfekt aus, meine Liebe, wie immer.« Ophelia hakte sich bei ihr unter und führte sie ins Wohnzimmer. »Wir gehen einkaufen. Ich dachte, du könntest ein wenig Abwechslung vertragen, und ich muss ein Geburtstagsgeschenk für deinen Bruder besorgen.«
    »Und dafür brauchst du meinen Rat?«
    »Eigentlich nicht. Aber komm jetzt, ich erkläre es dir unterwegs!«
    Ophelia war sich nicht ganz sicher, wie sie das Thema anschneiden konnte und ob sie es überhaupt jetzt schon tun sollte.
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