Wenn die Liebe dich findet
wieder einmal vergebliche Liebesmüh. Ich werde mit Phelia reden. Sie soll dafür sorgen, dass auf allen anderen Partys dieser Saison wirklich sämtliche begehrten Junggesellen erscheinen. Wenn das hier wirklich das ganze Angebot sein soll, wird Mandys Alte-Jungfern-Gejammer nie ein Ende haben!«
Preston schnaubte empört. »Sie ist keine alte Jungfer, nicht im Entferntesten!«
»Dann versuch du doch, sie davon zu überzeugen! Du weißt doch, wenn sie einmal etwas aufschnappt, ist es schwer, ihr das wieder auszureden.«
»Hat sie es denn so gesagt?«
»Nein, aber wenn sie nicht in den nächsten Wochen ihren zukünftigen Bräutigam kennenlernt, wird das auch noch passieren«, meinte Raphael. »Ich bin sowieso überrascht, dass ihr Misserfolg in Sachen Partnerwahl nicht schon längst das Klatschthema Nummer eins ist. Wobei es durchaus so sein könnte, nur dass sich niemand traut, es mir gegenüber zu erwähnen.«
»Vielleicht wird es Zeit, dass ich etwas unternehme«, überlegte Preston.
»Willst du ihr etwa einen Mann kaufen? Oh Gott, nein, versuch es nicht einmal! Ihr geht es nur um Liebe. Ich verspreche dir, etwas anderes kommt für sie nicht infrage!«
Preston schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Nein, ich dachte nicht an etwas so Altmodisches, wie eine Ehe für Mandy zu arrangieren. Ich weiß sehr gut, wie sehr sie das verletzen würde. Aber es war wohl sehr selbstsüchtig von mir zu hoffen, dass sie sich bei der Partnerwahl Zeit lässt, wenn das nach drei Jahren schon solche Konsequenzen hat, wie du gesagt hast.«
»Du meinst den Titel alte Jungfer ?«
»Gewiss. Es ist zwar mehr als lächerlich, aber für sie wäre es das bestimmt nicht. Nein, ich dachte eher daran, mich einmal mit meiner alten Freundin Gertrude Allen zu unterhalten.«
Raphael lachte in sich hinein und sah zu den beiden Kupplerinnen hinüber. »Das könnte in diesem Stadium auf jeden Fall nicht schaden. Darauf hätte ich auch selbst kommen können.«
»Genau. Dann habe ich wenigstens irgendetwas getan, um ihr bei der Suche nach einem Mann zu helfen, die ihr so wichtig ist.«
Ein leichter Aufruhr an der Tür zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, wie auch die der anderen Gäste. Zwei Neuankömmlinge betraten den Ballsaal. Der kleinere der beiden kam Raphael irgendwie bekannt vor. Der andere, wahrscheinlich Mitte zwanzig, war groß und gut aussehend, von kräftigem Körperbau, sein schwarzes Haar etwas länger, als die aktuelle Mode vorgab. Er hatte etwas Gefährliches an sich, das ihn hier auf den ersten Blick irgendwie fehl am Platz wirken ließ, auch wenn er korrekt gekleidet war. Er war ein bisschen zu muskulös und erinnerte Raphael an einen Schläger oder Schlimmeres.
»Wer ist das?«, wollte Preston wissen. »Ist er auch Teil der aktuellen Auswahl an begehrten Junggesellen?«
Raphaels Beschützerinstinkt machte sich bemerkbar. »Ich weiß nicht, wer das ist, aber ich werde dafür sorgen, dass er nicht in die Nähe meiner Schwester kommt.«
Preston hob eine Augenbraue. »Warum?«
Raphael stöhnte innerlich auf. Dein Instinkt hatte ihn das aussprechen lassen, und dieser war so stark, dass er ihn nicht ignorieren konnte. War er der Einzige, der spürte, dass dieser Neuankömmling gefährlich war?
»Ihm fehlt irgendwie der letzte Schliff«, sagte er beschwichtigend.
»Ist das bei deinem Freund Duncan MacTavish nicht auch der Fall?«
»Er hat eine Entschuldigung. Er ist im schottischen Hochland aufgewachsen.«
»Vielleicht solltest du erst herausfinden, wer dieser große Mann ist, bevor du ihn herabwürdigst, nur weil er hier ein bisschen fehl am Platz wirkt.«
Das zumindest war seinem Vater aufgefallen? Aber der Typ war der feinen Gesellschaft zumindest nicht gänzlich unbekannt. Einige der Gäste kannten ihn, ein junges verlobtes Pärchen lief auf ihn zu und begrüßte ihn überschwänglich. Vielleicht täuschte Raphael sich. Womöglich war der Mann völlig harmlos und wirkte nur deshalb gefährlich, weil er so groß war.
»Seine Hoheit, der Herzog?«
Preston verschluckte sich fast, als er diese Anrede vernahm, und Raphael drehte sich um und sah einen Herrn mittleren Alters, der seinem Vater die Hand hinstreckte. Man hatte ihn entdeckt! Das lenkte Raphael von dem Neuankömmling ab, und er musste fast lachen, als er sich die Schlange an Gästen vorstellte, die sich gleich vor dem einsiedlerischen Herzog von Norford bilden würde.
»Streite es ab!«, flüsterte er seinem Vater mit einem Grinsen zu.
»Sei nicht albern!«,
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