Wenn die Liebe dich findet
doppelt so viele Gäste erschienen wie erwartet.«
»Klingt, als würdet ihr einen strengeren Butler an der Tür benötigen«, erwiderte Preston missbilligend.
»Es handelt sich doch nicht um Störenfriede. Es sind Freunde und Begleiter der geladenen Gäste, und Phelia hasst es, jemanden abzuweisen. Also richtet sie sich darauf ein und sorgt dafür, dass immer noch etwas mehr zu essen da ist. Es ist einfach Tatsache, dass niemand auch nur einen ihrer Empfänge verpassen will, und viele sagen sogar andere Einladungen ab, nur um zu ihr zu kommen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum auf der anderen Party heute Abend so wenige Gäste waren. Die meisten Gastgeberinnen achten darauf, dass sie keinen Abend auswählen, an dem Phelia bereits geladen hat. Sie fragen sogar extra vorher nach. Aber manchmal steht ihr eben spontan der Sinn nach einer Party, so wie heute, vor allem, wenn wir gerade erst in die Stadt gekommen sind.«
Prestons Blick heftete sich an Amanda, die in der Mitte des Raums stand. Raphael folgte seinem Blick. Seine Schwester lachte, umringt von vier jungen Herren, die allesamt versuchten, sie zu unterhalten, und einem davon schien es auch gelungen zu sein. Das war ermutigend.
Preston schien das anders zu sehen. Er seufzte und bemerkte: »Sie umzingeln sie, aber ich sehe schon, warum sie es so schwer bei dieser Jagd hat, wenn das hier das Beste dieser Saison darstellen soll.«
Sie scharten sich auch immer noch um Ophelia, zu Raphaels großem Kummer, obwohl sie inzwischen verheiratet war! Aber er blickte zu den vier Kandidaten, die Amanda umgaben, und musste seinem Vater recht geben. Sie sahen ziemlich unscheinbar aus. Nicht dass Amanda jemandem die kalte Schulter zeigen würde, nur weil er nicht gut aussah, aber sie würde sich wohl kaum in jemanden verlieben, der nicht das geringste bisschen interessant war. Und sie war auf der Suche nach Liebe. Nicht nach Wohlstand oder nach Titeln, sondern nach Liebe. Er hatte es so oft gehört, dass Liebe das Einzige war, was eine glückliche Ehe ausmachte. Früher hatte er darüber gespottet, aber wie könnte er das heute, wo doch seine Ehe so glücklich war, weil er liebte?
»Was ist mit deinen Freunden?«, fuhr Preston fort. »Hat Amanda sie schon alle kennengelernt? Ist niemand dabei, den du empfehlen könntest?«
Raphael hätte sich fast verschluckt. »Oh Gott, nein! Die wenigen, die überhaupt heiraten wollten, haben es schon getan, noch bevor Mandy volljährig war. Und den Rest würde ich nicht einmal in die Nähe meiner Schwester lassen, allesamt Windhunde. Aber ich bezweifle, dass das hier eine repräsentative Auswahl an jungen Männern bildet, die dieses Jahr auf Brautschau sind. Es sollte auch nicht so eine Veranstaltung werden. Über die Hälfte der Gäste sind verheiratet. Leider habe ich gesehen, dass zwei dieser Ehepaare alte Freunde von Mandy sind.«
»Leider?«
»Sie wird sicher gleich wieder melancholisch, wenn sie sie bemerkt«, vermutete Raphael. »Aber sie hat sich vor ein paar Tagen bei meiner Frau beschwert, dass all ihre Freundinnen inzwischen entweder verheiratet oder verlobt sind und deshalb wohl kaum auf den entsprechenden Veranstaltungen auftauchen. Deshalb hat Phelia heute Abend einige ihrer Freundinnen eingeladen, nur Mandy zuliebe. Ich wünschte, sie hätte mich vorher gefragt, dann hätte ich ihr davon abgeraten, ebenfalls Mandy zuliebe.«
»Unsinn! Ich weiß zwar, dass mein Mädchen nicht glücklich darüber ist, dass sie immer noch nicht verheiratet ist – aber ich schon, musst du wissen.« Als Raphael eine Augenbraue hochzog, erklärte Preston: »Ich werde sie schrecklich vermissen, wenn sie einmal auszieht, um ihren eigenen Haushalt zu gründen. Erzähl ihr das aber bloß nicht! Ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen macht. Sie wird sich doch wohl kaum aufregen, nur weil ihre Freundinnen schneller heiraten als sie.«
»Ach nein? Niemand ist eben gern der Letzte in der Schlange. Mir gegenüber hat sie es jedenfalls erwähnt.«
»Wie dem auch sei, zumindest scheint sie den Abend zu genießen. Sie ist so überschäumend wie immer. Ich finde nur, sie schnattert etwas zu viel.«
»Wann tut sie das nicht?«, entgegnete Raphael mit einem Lachen und sah dann wieder seine Schwester an. Sie sorgte für die Unterhaltung und gab den jungen Männern keine Chance, irgendwie zu Wort zu kommen. »Sie quatscht ihnen die Ohren voll, aber sie ist zu schön, um sie damit abzuschrecken. Mir scheint, der heutige Abend ist
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