WENN DIE LUST ENTLAMMT
von jetzt an jemanden an ihrer Seite haben würde, auf den sie sich verlassen und dem sie vertrauen konnte.
Aber gerade Vertrauen war hier ja das Problem, das wie ein Gespenst in Gabriels Kopf herumspukte, ihn nicht in Ruhe ließ und sich in entscheidenden Momenten auf ihn stürzte, um seinen Seelenfrieden zu stören.
Na ja, es nützte nichts, es zu dramatisieren. Er hatte ganz einfach ein schlechtes Gewissen wegen gewisser Dinge, die er unternommen hatte, um Mallory wieder auf die Beine zu helfen. Zu dem Zeitpunkt war es ihm wie das einzig Richtige vorgekommen, und auch jetzt, wo alles so gut für sie lief, konnte er nicht wirklich sagen, dass er es bedauerte.
Aber er war kein Idiot. Er wusste, dass Mallory die Sache wahrscheinlich mit anderen Augen sehen würde. Zumindest am Anfang, bis sie genug Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken und zu erkennen, dass ihm keine andere Wahl geblieben war, als etwas zu tun, was zu ihrem Besten war. Bis dahin würde sie allerdings wütend auf ihn sein.
Schon bei dem Gedanken spannte er sich am ganzen Körper an. Zwar bezweifelte er keinen Moment, dass sie das Problem überwinden würden, da er auch gar nicht die Absicht hatte, irgendetwas anderes zuzulassen. Er war vielleicht nicht so verliebt, dass er eine Ehe in Betracht zog, aber er war auch nicht bereit, Mallory schon aufzugeben.
In der Nacht nach dem Einbruch in ihre Wohnung war er selbst am meisten schockiert gewesen, als er sich in ihren Armen sagen hörte, dass sie ihm gehörte und nur ihm. Aber kaum hatte er es ausgesprochen, da wusste er, dass es die Wahrheit war. Sie gehörte zu ihm, wenigstens für die absehbare Zukunft. Gabriel legte sich auf den Rücken undzog Mallory sanft an sich.
Irgendwann in den letzten paar Wochen hatte er festgestellt, dass ihr Glück ihm wichtiger war, als er je für möglich gehalten hatte. Und aus genau diesem Grund durfte er ihr jetzt auch noch nichts sagen. Er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Es blieben nur noch wenige Tage bis zum Ball, und er dachte nicht daran, ihr den großen Abend zu verderben, nur damit er ein paar Stunden länger schlafen konnte.
Aber danach würden sie unbedingt miteinander reden müssen.
So fühlt sich also wahre Zufriedenheit an, dachte Mallory, nachdem sie wieder von einigen Partygästen mit Komplimenten überhäuft worden war, während der Bedazzled-Ball bereits seit einigen Stunden bestens lief und es langsam auf Mitternacht zuging.
Wahre Zufriedenheit war, wenn Leute, die sie nicht einmal kannte, ihr sagten, dass sie sich großartig amüsierten. Wenn elegant gekleidete Herren und Damen an kleinen Tischen auf den Balkonen saßen, plauderten und lachten und den Anblick der Paare auf der Tanzfläche unter ihnen genossen.
Wahre Zufriedenheit war, wenn man die süße Nachtluft einatmete, die durch Dutzende von Balkonfenstern in den Saal drang – Balkonfenster, die auf eine Terrasse hinausführten, die Mallory in ein wahres Feenland funkelnder Lichter und duftender Blumen verwandelt hatte. Wenn ausgerechnet Nikki Volpe einen davon unterrichtete, dass die diesjährige Veranstaltung die größten Einnahmen in der gesamten Geschichte des Wohltätigkeitsvereins erreicht hatte.
Und während Mallory wusste, dass sie bei all dem eine wichtige Rolle gespielt hatte, wusste sie auch, dass es sienicht annähernd so glücklich machen würde, wenn sie nicht jemanden hätte, mit dem sie ihr Glück teilen konnte. Gabriel reichte ihr in diesem Moment ihr erstes Glas Champagner an diesem Abend.
„Danke.“ Sie ließ sich einen Moment Zeit, um ihn in seinem makellos sitzenden Armani-Anzug zu bewundern. „Für den Champagner und dafür, dass du heute Abend so lieb warst. Ich war zwar die ganze Zeit sehr beschäftigt, aber mir ist trotzdem aufgefallen, dass du mit allen älteren Damen des Ausschusses getanzt hast. Das war wirklich süß von dir.“
Er zuckte die Achseln. „Es hat Spaß gemacht. Außerdem sind einige von ihnen seit langem Kunden bei Steele Security, also war es nett, wieder mal mit ihnen zu plaudern.“
Er konnte ihr nichts vormachen. Sosehr er auch vorgab, eigennützig gehandelt zu haben, hinter seiner Fassade des harten Kerls steckte ein wirklich mitfühlendes großes Herz. Und zu allem Überfluss gehörte dieser wunderbare Mann ihr. Mallory fragte sich, ob es auch so etwas wie zu viel Glück gab, nahm einen Schluck Champagner und lachte atemlos. „Das kitzelt.“
Er lächelte und legte eine Hand auf ihren Rücken, der durch den
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